© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/21 / 08. Januar 2021

Leserbriefe

Zur Meldung: „Erstmals Ermittlungen wegen Facebook-Like“, JF 53/20-1/21

Andere Wertung

Die Sache hat einen gewaltigen Haken: Bei Facebook gilt das „Like“ (Daumen nach oben) nicht nur als „Gefällt mir“, sondern im übertragenen Sinne auch als „Ich hab’s gelesen, ich hab’s registriert, ist bei mir angekommen“. Das ist auch der Grund, warum sich Facebook-Nutzer immer wieder kopfschüttelnd-empört fragen, wie und warum um Himmels willen man Postings zu Verkehrsunfällen, Katastrophen, Unglücken und mehr „liken“ kann, um sich dann immer wieder erklären lassen zu müssen, daß das „Like“ eben auch heißt: „Ich hab’s gelesen.“

Selbst wenn derjenige sich darüber freute, „daß sich die gegenseitig abschlachten“, so müßte man ihm das beweisen. Nur ein Unterstellen reicht da nicht. In dem Zusammenhang: Warum gerät nicht jemand ins Visier der Netz-Wächter, der einen Unfall oder eine Katastrophe mit vielen Toten „liked“? Auch hier gibt es gewöhnlich jede Menge „Gefällt mir-Likes“.

Albrecht Krenbauer, Langenwetzendorf






Zur Rubrik „Aufgeschnappt“: „Distanz zum Sohn“ von Matthias Bäkermann, JF 52/20

Ein Rat von Paulus an Timotheus

Die Behauptung der Theologin Stefanie Sippel, Jesus könne sich nicht zu sehr auf eine sexuelle Identität festgelegt haben, demonstriert die fatale Wirkungsweise von Ideologien. Sexuelle Identitätsprobleme sind per se kein Verbrechen und solche Menschen keine Unmenschen. Fatal wird es jedoch, wenn ein vielfältiges, subjektives Erleben zum objektiven Standard erhoben wird – und nun auch retrospektiv. Das führt zu einem Dauerkrieg mit der gewollt-empirischen Polarität der Geschlechter. Empirisch, da Kinder aus der Zeugung von Mann und Frau entstehen – in vitro ändert das auch nicht. Gewollt, weil es Schöpferwille ist. Dauerkrieg, weil diese Tatsache nicht ausgelöscht werden kann aus der Welt, auch nicht durch Ideologien. Diese haben ihre Zeit oder besser: Halbwertzeit. Das alles zum Schaden der Menschen, denen die Genderideologie eigentlich helfen möchte. Sie werden keinen wirklichen Frieden durch diesen Dauerkrieg gegen die dual-natürliche Geschlechterrealität finden. Was Frau Sippel betrifft, so gibt Paulus einen ganz pragmatischen Ratschlag an Timotheus: „Die unheiligen, nichtigen Schwätzereien aber meide, denn sie fördern nur noch mehr das gottlose Wesen.“ Daß Gott „eine Verbindung zu allen Menschen aufnehmen möchte“, ist richtig. Aber das tut er nicht über die Geschlechter! Das wäre wirklich sexistisch!

Steffen Schnur, Amriswil/Schweiz






Zum Schwerpunktthema: „Rettet uns die Impfung?“, JF 52/20

Zumutungen schlucken

Wenn die Befürworter sich impfen lassen und die Skeptiker nicht, sind doch alle Bedingungen erfüllt: Die Pro-Leute können nicht mehr angesteckt werden, und die Contra-Leute werden nicht geimpft. Aber das ist anscheinend nicht gewollt: Alle sollen geimpft werden. Im vorliegenden Fall spielen finanzielle Interessen mit. Doch noch wichtiger ist, daß wieder mal all die ihnen zugedachten Zumutungen schlucken. Ob dabei ein medizinisches Risiko besteht, spielt keine Rolle.

Hans-Bernd Seppi, Velbert




Wirksamkeit nicht garantiert

Einen 100 Prozent unbedenklichen Impfstoff gibt es nicht, zumindest nicht für jeden. Es existieren immer Risikogruppen, die durch Impfung geschädigt werden können. Im Extremfall führt ein anaphylaktischer Schock zum Tode. In den USA gibt es Dreifach-Pflichtimpfungen gegen Kinderkrankheiten, die nachweislich bei sehr vielen Kleinkindern Autismus verursachen. Auch die absolute Wirksamkeit ist nicht garantiert. Seit Jahrzehnten wird gegen Grippe geimpft. Trotzdem ist diese, teils tödlich verlaufende Erkältungskrankheit, nicht ausgemerzt, da Grippeviren ebenso wie Coronaviren ständig mutieren.

Durch die unkontrollierte Masseneinwanderung der letzten Jahre wurden Krankheiten eingeschleppt, die man in unseren Breiten für ausgerottet hielt. Aus gleichem Grund stiegen von 2014 bis 2016 die Tuberkulosefälle um 32 Prozent. In diesem Zusammenhang wurde nie ein kategorischer Imperativ in Stellung gebracht. In der Euphorie der Willkommenskultur ging die Verbreitung dieser hochgefährlichen Lungenkrankheit einfach unter, sie wurde quasi totgeschwiegen. Das Krankenhauspersonal, welches  sicher auch das Brandstettersche Kriterium „ethisch guter Menschen“ (JF 51/20) erfüllt, müßte die Aufnahme von Patienten verweigern, weil sich in deutschen Kliniken jährlich bis zu 600.000 Menschen mit resistenten Krankenhauskeimen anstecken und bis zu 20.000 daran sterben. Ansteckende Krankheiten, oft genug mit tödlichem Ausgang, sind Teil des allgemeinen Lebensrisikos. Impfungen können dies mindern, aber nicht eliminieren.

Matthias Schneider, Speyer






Zu: „Am Rande des Erträglichen“ von Martina Meckelein, JF 52/20

Steigerung um 400 Prozent

Der zunehmende Pflegnotstand hat weniger mit Corona als mit solchen Ursachen zu tun, die selten beim Namen genannt werden. Wenn seit Beginn der Pflegeversicherung vor etwa 30 Jahren die Ausgaben um etwa 400 Prozent angestiegen sind, muß doch auch einiges im System selbst krank oder pflegebedürftig sein, wie schon die Begrifflichkeit nahelegt (etwa Krankenhäuser statt Heilungsstätte). Wenn in unserer Republik nicht nur im Pflegebereich junge Fachkräfte fehlen, so offenbart dies eine über Jahrzehnte vernachlässigte Familienpolitik. Wer Kinderarmut sät, wird letztlich auch Pflegeprobleme und Altersarmut ernten. Vor allem Mütter, die für echtes Wachstum sorgen, aber für ihre Erziehungsleistungen bei ihrer Rente immer noch zu wenig bedacht werden, erklären, warum wir als reiches Land ganz schön kinderarm daherkommen. Politiker, die sich in der Alltagspolitik um Transsexuelle oder ähnliche Luxusprobleme mehr kümmern als um Familien mit Kindern, werden zwar medienwirksam herauskommen, aber keineswegs Pflegnotstände beheben. Wer die Pflegeprobleme einseitig mit noch höheren Beiträgen und mit jungen Zuwanderern bewältigen will, verhält sich wie ein Geisterfahrer.

Simon Kirschner, Gaimersheim






Zu: „Gitarre, Glocken und Gesang“ von Hinrich Rohbohm, JF 52/20

Eher heiter als provokant

Ihr Artikel hat mich ziemlich irritiert, weil ich nicht mehr wußte, ob ich noch die JUNGE FREIHEIT oder schon die „Alpenprawda“ lese. Ich war selbst auf der großen Querdenker-Demonstration am 29. August in Berlin und konnte mir von der Zusammensetzung der Demonstrationsteilnehmer ein Bild machen. Da war überhaupt nichts Provokatives, sondern überwiegend Heiterkeit aus der Mitte der Gesellschaft, die sich einfach nicht weiter von unqualifizierten Politikern bevormunden lassen will. Die begründete Skepsis bestätigt ja auch das Interview in derselben JF-Ausgabe mit Professor Hockertz. Und ist es nicht absurd, daß genau die, die gegen das willkürlich auferlegte Maskentragen demonstrieren, eine Maske tragen sollen? Daß der vorgesehene Redner beim Glockenläuten der Kirche irrtümlich an Sabotage glaubt, ist angesichts des entsprechenden Verhaltens mancher linksgedrehter Pfarrer bei Pegida- oder AfD-Veranstaltungen nur zu verständlich. Ich finde großartig, welch ein originärer Bürgerprotest sich da entwickelt, der sich politisch nicht verorten läßt und der die Politik offenbar so verunsichert, daß sie mit Polizeigewalt einschließlich Wasserwerfer dagegen vorgeht. Das hier vermittelte, eher negative Bild dieser Bewegung teile ich überhaupt nicht.

Thomas-Christian Kaiser, Berlin




Verunglimpfung

Als ich diesen Beitrag las, mußte ich mich erst mal vergewissern, ob das wirklich die JF ist. Diese Verunglimpfung der Querdenker kenne ich eigentlich nur – zum Beispiel – von der Süddeutschen Zeitung. Selbstverständlich ist es legitim, die schrägen Vögel bei Querdenken zu kritisieren. Allerdings sind mir 40.000 Demonstranten lieber, wo auch ein paar Spinner mitlaufen, als 500 „Bildungsbürger“ – so wie in unserer bayrischen Kleinstadt geschehen. Neben einem intelligenten Beitrag eines Arztes gegen die Corona-Maßnahmen war es einigen Rednern wichtiger, sich gegen Rechts abzugrenzen. Die Arroganz ihres Autors hat mich sehr gestört.

Sören Scheuer, Hohenpeissenberg






Zu: „Die Rückkehr des Narren“ von Konstantin Fechter, JF 50/20

Zunehmende Identifikation

Herrlich! Ohne zu übertreiben ist dies wohl der beste Zeitungsartikel, den ich jemals lesen durfte. In der Tat ist der Narr ein bezeichnendes Symbol, mit dem auch ich mich mehr und mehr identifizieren kann und muß. Selten fühlte der kleine Bürger eine solche Ohnmacht gegenüber einem Regime, das alternativlos und blasiert alles nicht Linientreue im Keim entmündigt. Ich mußte bei der Lektüre auch an Giuseppe Verdis Narr „Rigoletto“ denken. Als sich sein Spott nicht nur gegen den Herzog von Mantua, sondern auch gegen dessen dekadenten Hofstaat richtet, trifft Rigoletto ein Fluch, welcher ihm im Machtkampf mit den Herrschenden letztendlich das einzige raubt, das sein Leben lebenswert macht: seine Tochter Gilda. Bezeichnend ist hier, mit welchem Amüsement die Zerstörung des Narren vom Herzog und seinen Anhängern als Unterhaltung genossen wird, so wie ich auch heute das Gefühl habe, daß die Regierung mit Genugtuung beobachtet, wie Regimegegner im Geiste zerstört und ausgeschaltet werden. 

Dennoch werde ich meine Wochenzeitung auch weiterhin montags in der Kantine vergessen, auch wenn nur der eine oder andere Narr sie vielleicht lesen wird. Den öffentlichen Dienst habe ich auch deswegen quittiert, um am Arbeitsplatz noch unbetreut denken zu können.

David Geis, Bockhorn






Zu: „Unterwerft euch!“ von Björn Harms, JF 52/20

Warum sehen Schwarze schwarz?

Als Ehemann einer „Farbigen“, in meinem Falle einer „Gelben“ (einer Chinesin), verfolge ich die Rassismus-Diskussionen mit einem vergleichenden Interesse. „Gelb“ ist auch meine angeheiratete Familie in der bis 1914 deutsch geprägten schönen Stadt am Meer Qingdao (Tsingtao) sowie mein chinesischer Stiefsohn, welcher meine beiden, schon lange erwachsenen weißen Kinder ergänzte. Alle drei mit deutschem akademischem Abschluß. Warum ist das Rassismus-Thema so tiefschwarz? Was ist so anders bei den Schwarzen? 

Auch die Ostasiaten waren Opfer des weißen Kolonialismus. Die von den Kolonialmächten in ihre östlichen Besitzungen verschleppten Arbeitsheere sowie die in die aufstrebenden USA des vorletzten Jahrhunderts verbrachten Kulis für den Eisenbahnbau wurden zwar nicht am Sklavenmarkt gehandelt. Ihr elendes Leben unterschied sich aber kaum von dem der Afrikaner. Bezüglich der unbestreitbar stattgefundenen weißen Ausbeutung ihrer Stammesgebiete und ihrer Arbeitskraft unterscheiden sich Gelb und Schwarz also historisch wenig. Was ist es also, das die heutige Generation der Gelben zu amerikanischen Elitestudenten beeindruckender Anzahl und zu Siegern in der weltweiten kognitiven Konkurrenz macht, während ein großer Teil der schwarzen Bevölkerung, speziell der USA, sich offensichtlich dem gewalttätigen Protest und dem ewigen Kampf gegen „Weiß“ verschrieben hat?

Peter Wellenhofer, Grünwald






Zu: „Ein grüner Pyrrhussieg“ von Marc Schmidt, JF 52/20

Bitte nur den Einfachschalter

Es ist völlig richtig, das AKW Brokdorf abzuschalten. Atomkraftwerke in Deutschland sind zwar relativ sicher und auch in der Klimabilanz nicht so schlecht, aber das Entsorgungsproblem des Atomabfalls ist absolut unlösbar. Wer hingegen ein modernes Steinkohlekraftwerk schließen will, muß komplett irre sein.

Carsten Zöllner, Berlin






Zur Nachricht: „Infantile Superlativisten“, JF 50/20

Marketing mit Gesetzeskraft

Sprachlich sind diese Gesetzesüberschriften ein Mißgriff. Auch bei der Verwendung von Bindestrichen handelt es sich um ein Eigenschaftswort, ein Bestimmungswort und ein Grundwort. Das Eigenschaftswort bezieht sich immer auf das Grundwort, zum Beispiel ist eine heiße Bockwurst eine heiße Wurst und nicht die Wurst von einem heißen Bock. 

Sprachlich ist ein Gute-Kita-Gesetz ein gutes Gesetz für Kitas. Ich hoffe, daß alle Gesetze gute Gesetze sind. Ein Starke-Familien-Gesetz ist ein starkes Gesetz für Familien, nicht ein Gesetz für starke Familien. Ein Faire-Kassenwahl-Gesetz ist ein faires Gesetz für die Kassenwahl, nicht ein Gesetz für eine faire Kassenwahl. Schade, daß die Marketingsprache sogar die Überschriften von Gesetzen ergreift.

Dr. Dieter Hochrainer, Oberkirchen






Zu: „Ein symbolischer Akt spaltet die Nation“ von Michael Dienstbier, JF 50/20

Schuld der Zwischenkriegszeit

Die Deutschen im Osten und im Sudetenland standen bereits unter Vertreibungsdruck, als die Nationalsozialisten von der Macht noch weit entfernt waren. Zwischen 1918 und 1939 wurden mindestens eine Million Deutsche allein aus Polen vertrieben, aus alten deutschen Siedlungsgebieten, die nach Ende des Ersten Weltkrieges von den Siegern dem neu errichteten polnischen Staat zugeschlagen wurden. Auch die Deutschen in Böhmen und Mähren hatten unter tschechischer Zwischenkriegsherrschaft nichts zu lachen. Tausende flüchteten ins Reich, weil ihnen das Leben in der Heimat durch allerlei Diskriminierungen zur Hölle gemacht wurde. Das war einer der Gründe dafür, daß sich die Westmächte 1938 mit Hitler auf das Münchner Abkommen und die Abtretung des Sudetenlandes an Deutschland verständigten.

Jürgen Frick, Dessau-Roßlau