© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/21 / 15. Januar 2021

Linksextremismus und Bundeszentrale für politische Bildung
Zynische Betrachtung
Karsten D. Hoffmann

In der vergangenen Woche sorgte in den Sozialen Netzwerken ein Text der Bundeszentrale für politische Bildung für Aufsehen. Im „Dossier Linksextremismus“ (einer Sammlung von Fachbeiträgen) hatte die Behörde schon 2008 behauptet, Linksextremisten teilten im Unterschied zu Rechtsextremisten die liberalen Ideen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Damit übernahm die Bundeszentrale unkritisch die Diktion derer, gegen die sich das Dossier richten sollte. Es ist unstrittig, daß Sozialisten und Kommunisten die Begriffe vereinnahmen möchten. 

Die Behauptung, sie verstünden „Freiheit“ in einem liberalen Sinn, erscheint jedoch zynisch – angesichts der menschenverachtenden Regime, die diese Ideologien hervorgebracht haben. Nahezu alle extremistischen Ideologien, also auch rechtsextreme, geben vor, nach Freiheit zu streben. Es wäre Aufgabe einer um größtmögliche Abgrenzung bemühten Behörde herauszuarbeiten, daß jede Form des Extremismus ­– also auch Linksextremismus – auf das genaue Gegenteil von Freiheit hinausläuft. Verfolgt die Bundeszentrale überhaupt diesen Anspruch? Auf ganze 37 Beiträge hat es das Dossier Linksextremismus in den vergangenen 15 Jahren gebracht, das Dossier Rechtsextremismus auf knapp 300.






Dr. Karsten D. Hoffmann ist Politologe und hat selbst im „Dossier Linksextremismus“ veröffentlicht. Sein Buch „Gegenmacht“ ist im JF-Buchdienst erhältlich.