© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/21 / 15. Januar 2021

Ei, ei, ei der Woche
Wer gackert, muß auch legen
Hermann Rössler

Der gewöhnliche Rheinländer denkt bei „Ei, ei, ei“ vermutlich zuerst an den berühmten Eierlikör der Firma „Verpoorten“. Daß „Ei“ aber auch mehr kann, beweist die aus Westfalen stammende Künstlerin Birgitt Morrien. Vor dem Kölner Dom plant die „Coaching-Bloggerin“ ein besonders dickes Ei aufzustellen. In einem Ausmaß von 30 Meter Höhe und 24 Meter Breite soll das Denkmal einen „neuen Glauben“ symbolisieren, der die „einseitige Fokussierung auf das Tun, männlich konnotiert“, durch das „Vermögen lebensmächtig zu empfangen, dem Weiblichen zugeordnet“ ergänzt. Den Ort hat Morrien dabei nicht zufällig ausgewählt. Die Silvesternacht vor fünf Jahren, in der es „Hunderte Männer“ auf die „Würde des Weiblichen“ abgesehen hätten, bündele jene „Dominanzstrukturen, von denen wir im Alltag als vermeintliche Einzelschicksale hören“. Die „Dominanzstrukturen“ sieht die Nachfahrin der Freiherrn von Morrien auch in der Kathedrale selbst verwirklicht. Stünde der gotische Bau doch dafür, daß „Frauen als Vertreterinnen des weiblichen Prinzips seit jeher von allen Ämtern in den Zentren der Macht ausgeschlossen werden“. Das neue Ei dagegen verberge als „Zeichen des Lebens“ ein Geheimnis, auf das wir gespannt sein dürfen, wenn es sich lüfte. Angesichts einer solch komplexen Philosophie bleibt der Rheinländer doch lieber beim Eierlikör.