© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/21 / 15. Januar 2021

Umwelt
Grüne Gefährder
Fabian Schmidt-Ahmad

Dank Corona kollidieren zwei linke Narrative: Einmal das Märchen von der freien und liebevollen Gemeinschaft, die irgendwie von selbst kommt, wenn bloß staatliche Zwangs- und Repressionsinstrumente verschwinden würden. Das andere lautet, man selbst sei auf dem Weg zu eben dieser Gemeinschaft und jeder, der einen hindere, ist ein Menschheitshasser, gegen den jede Repression gerechtfertigt sei. Aus dem gleichen Milieu heraus können daher die Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung völlig unterschiedlich bewertet werden. Viele „Querdenker“ kaufen „Bio“, Fair-Trade-Kaffee und wählen Grüne. Kurioserweise aber auch ihre Gegner, denen die Polizeiknüppel gar nicht hart genug auf die unvernünftigen und irgendwie rechten „Gefährder“ niederprasseln können. Das schafft Absurditäten.

In Corona-Zeiten wie diesen gibt es auch keine jugendliche Unschuld mehr.

Ein altehrwürdiger Pionier der biologischen Landwirtschaft steht nun wegen der Winterausgabe seines Demeter Journals im medialen Shitstorm. Vierteljährlich werden darin in einer Rubrik „Träume für die Welt von morgen“ veröffentlicht, etwa wie: „Das Zeitalter zerstörerischer Geisteseliten war überwunden. Es folgte das Zeitalter des Vertrauens. Ganz ohne Maße und ohne Gewichte, ohne Definitionen und Patente, ohne Forschung und ohne Meilensteine und, ganz wichtig: ohne Kontrolle.“ Doch in Zeiten wie diesen gibt es keine jugendliche Unschuld mehr. Ernsthaft wurde dieser Text als Bekenntnis ausgelegt, worauf Demeter reagierte: „Von sektiererischen, antiaufklärerischen Strömungen wie etwa der Querdenken-Bewegung und Verschwörungstheorien zu Covid-19 distanzieren wir uns in aller Form.“ Tatsächlich wird aus dem Magazininhalt mit den Berliner Klima-Models Clara Mayer und Lilith Rein oder penetranten Gendersternchen deutlich: Es ging nicht um Corona, sondern um den anderen, unmittelbar bevorstehenden Weltuntergang à la Greta.