© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 04/21 / 22. Januar 2021

Lesereinspruch

Auf Distanz halten

Zu: „Das Vertrauen in den Glauben schwindet“ von Eberhard Straub, JF 2/21

Eberhard Straub beklagt zu Recht das Schwinden des christlichen Glaubens in Westeuropa und setzt die Glaubensfestigkeit der Moslems vorbildhaft dagegen. Seiner Argumentation kann ich jedoch nicht gänzlich folgen. Er übersieht, daß der Islam nicht nur eine Religion ist. Seine heiligen Schriften enthalten auch Handlungsanweisungen zur Gestaltung der Gesellschaft, des Staates. Reichlich abwegig erscheint mir zudem der Vergleich der aktuellen Kritik am Islam mit dem Bismarckschen Kulturkampf, wenngleich Straubs Wortwahl solche Ähnlichkeiten suggeriert. Weiter schreibt er, Muslime würden verdächtigt, „auf Eigenheiten zu bestehen und sich in Parallelwelten mit ihren Nischen den dafür passenden Raum zu schaffen“. Das ist kein bloßer Verdacht, denn nicht wenige Moslems grenzen ihr Privatleben von der übrigen Gesellschaft ab. Der Koran schreibt u. a. ausdrücklich vor, keine Freundschaft mit Ungläubigen zu knüpfen (Sure 3, 114). Eberhard Straub behauptet, der Islam könne „sich mit vielen Kulturen und Völkern vertragen“ – ja, auf Distanz und solange er nicht politisch dominiert.

Günter Schade, Berlin