© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 04/21 / 22. Januar 2021

Sinnlich wahrnehmbare Linien alltäglicher Abgrenzung
Geruchsstarker Rassismus
(ob)

Der Historiker und Publizist Bodo Mrozek walzt in einer „Sinneskolumne“ (Merkur, 11/2020) noch einmal alle kontrafaktischen Behauptungen aus, die im letzten Frühsommer dem bedauerlichen Tod des drogensüchtigen Kleinkriminellen George Floyd eine weltweite mediale Aufmerksamkeit verschafften. Wobei die beharrlich wiederholte Legende, Floyd sei ein Opfer der in den USA angeblich  „strukturell rassistischen Gewalt“, die der „weiße“ Polizeiapparat gegen die schwarze Bevölkerungsminderheit ausübe, allerdings nur der Aufhänger ist, um westlichen Gesellschaften porentiefen Rassismus zu bescheinigen. Mrozek stützt sich dafür auf die Resultate „kulturwissenschaftlicher Sensory Studies“. Demnach seien nicht nur das Denken der „Weißen“, sondern auch deren „gesamte Sinnesempfindungen“ „rassistisch“ geprägt. Daher gebe es bis heute in den USA einen in der Epoche der Rassentrennung entstandenen „olfaktorischen Rassismus“, der schwarzen Menschen einen besonderen Geruch zuschreibe. Ähnlich ausgrenzend wirkten „klangliche Zuschreibungen in rassifizierten Hörregimen“, die das Stereotyp vom „lauten ‘Neger’“ bedienen. Solche „sensorische Wahrnehmungen“ hätten westliche Gesellschaften „seit Jahrhunderten infiltriert“ und mit „unsichtbaren Linien“ durchzogen. Dieses Phänomen würde sich auch in „rassistischer Sprache“ niederschlagen, so daß Mroszek empfiehlt, die „Monotonisierung der Welt“ (Stefan Zweig) – im Namen der „Vielfalt“  – radikal voranzutreiben: mit „Kinderbuch-Neuausgaben und Straßenumbenennungen“ sowie mit Körperkontakt stiftender „somatischer Arbeit“, dem Arm-in-Arm-Marschieren von Weißen und Schwarzen – derzeit aber bitte mit Maske! 


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