© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 04/21 / 22. Januar 2021

„Sich selbst besiegen ist der schönste Sieg“
Daniel Plassnig und Philipp Maria Karasch präsentieren eine Fibel für junge Männer, die Verantwortung übernehmen wollen
Michael K. Hageböck

An Entschlossenheit darf es nicht mangeln, um dem Zeitgeist die Stirn zu bieten – aber auch nicht an Erziehung, Weisheit und Ausstrahlung. Es wäre ein Mißverständnis zu meinen, der verschrobene Draufgänger sei das konservative Pendant zum weichgespülten Gutmenschen. Eine reife Persönlichkeit zeichnet die Ausgeglichenheit verschiedener Charaktereigenschaften aus: ein zielgerichtetes, aber überlegtes Handeln, das weder von Menschenfurcht noch von Selbstgerechtigkeit bestimmt wird; mit einem Sinn für das Schöne, ohne Ausschweifungen zu suchen; der Welt und den Mitmenschen zugewandt, aber mit einem Referenzpunkt, der sich am Absoluten ausrichtet.

Wer sind die Vorbilder, an denen sich junge Menschen heute orientieren können? Der Privatschul-Lehrer Daniel Plassing und der Wiener Kaplan Philipp Karasch haben eine Fibel herausgegeben, in der es weniger um abstrakte Tugenden geht als vielmehr um Männer, die auf ganz unterschiedliche Weise Maßstäbe setzten. „Träumer, Kämpfer, Gentleman“, so der Titel ihres Buches, präsentiert authentische Persönlichkeiten, die neben Mut und Willenskraft auch Güte, Innerlichkeit und Geduld auszeichnen, die für Askese und Ritterlichkeit stehen, die ihr Vaterland ebenso liebten wie die Gerechtigkeit, in denen die Sehnsucht der Romantik brannte – Soldaten, Priester, Wahrzeichen einer abendländichen Gesinnung.

Plassing und Karasch portraitieren 18 Männer, von denen jeder ein Ideal verkörpert: Tapferkeit, Identität, Ordnung, Konsequenz, Schönheit, Stolz, Sport. Vorgestellt werden Krieger wie der Stoßtruppführer Ernst Jünger, Oberst Graf von Stauffenberg, der Vendée General de Bonchamps; Väter wie Willi Graf, Franz Jägerstätter, Wilm Hosenfeld; Gelehrte wie J.R.R. Tolkien, Augustinus, Albertus Magnus; Geistliche wie Alfred Delp, Rupert Mayer, Kardinal von Galen; schließlich lernen wir Märtyrer wie José Sanchez del Rio oder Menschenfreunde wie Friedrich Spee kennen.

Sämtliche Personen werden schlaglichtartig beleuchtet, dann beschäftigen sich die Autoren mit einem jeweils herausragenden Aspekt, und schließlich konfrontieren Fragen den Leser mit seiner eigenen Lebensführung, um zu reflektieren, wo es an sich zu arbeiten gilt. Die vorliegende Fibel ist ein Lesebuch, welches zur Betrachtung anregt, zum Überwinden der eigenen Schwächen, zur Aktivierung seiner Talente, eine Mutmach-Lektüre, um Leistung zu vollbringen. Plassing und Karasch schlagen den Ton eines älteren Bruders an, wohlwollend, aber bestimmt, geben Ratschläge und motivieren, über sich hinauszuwachsen.

Wie der Titel schon erahnen läßt, ist „Träumer, Kämpfer, Gentleman“ ein Plädoyer sowohl für Innerlichkeit und Anteilnahme als auch für Härte und Disziplin, für Kultur und Moral. Konkreter als Asfa-Wossen Asserates „Manieren“ und weniger speziell als Alexander von Schönburgs „Die Kunst des lässigen Anstands“ liefert der vorliegende Titel eine brauchbare Handlungsanweisung für junge Männer, um jener zu werden, der sie sein könnten. 

Der Werbeclip zur Lektüre zeigt, wie ein bündischer Student durch einen Bergsee schwimmt, ehe er zum Gipfel stürmt, der Einkehr in einer Kapelle hält und seine Heimat liebt. „Träumer, Kämpfer, Gentleman“ atmet Jugendfrische und lädt ein, das Beste aus seinem Leben zu machen. Es ist ein Buch für Patrioten, die eine scharfe Grenze zum Faschismus ziehen; für Konservative, die im Heute leben; für Abendländer, die mit den nordischen Heldensagen ebenso vertraut sind wie mit Homers Ilias und der Bibel. Helden und Heilige dienen als Blaupause für heranwachsende Heißsporne, um ihre geistigen und körperlichen Kräfte in die rechte Bahn zu lenken. 

Geistige Erneuerung durch geläuterte Persönlichkeiten 

Im Anhang findet sich eine äußerst bemerkenswerte Auswahl an empfehlenswerter Literatur, außerdem fünf christliche Gebete, schließlich Kardinal Newmans „Kurzer Weg zur Vollkommenheit“, des ersten englischen Heiligen seit der Reformation, der in einem seiner Briefe die Trennung der germanischen Völker von der katholischen Kirche bedauerte: „Die romanische Kultur wird nicht immer das Monopol auf die Gestaltung der katholischen Lebensart haben. Wir müssen uns in Geduld üben; aber Gott wird sich um seine Kirche kümmern – und wenn die Stunde schlägt, wird die Reform beginnen.“

Die geistige Erneuerung des Abendlandes kann nur durch geläuterte Persönlichkeiten ins Werk gesetzt werden, durch Menschen mit Herzensbildung und Willenskraft, die unsere Geschichte kennen, die mit den Komponisten, Schriftstellern und Denkern unserer Kultur vertraut sind – und vor allem: die nach Tugend streben. „Träumer, Kämpfer, Gentleman“ vermag der erste Schritt auf diesem Weg zu sein. Eine weitere Etappe könnte das Programm von www.exodus90.com werden, gemäß der Maxime Friedrich Freiherr von Logaus: „Sich selbst bekriegen ist der schwerste Krieg, sich selbst besiegen ist der allerschönste Sieg.“

Daniel Plassnig, Philipp Maria Karasch: Träumer, Kämpfer, Gentleman. Eine Männerfibel. Wolff Verlag, Berlin 2020, gebunden, 114 Seiten, 19,90 Euro