© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 04/21 / 22. Januar 2021

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Hurra, wir haben Geburtstag!“ & „Ruhe als erste Bürgerpflicht“ von Birgit Kelle, JF 3/21

Von eigenem Denken abgelenkt

Corona und kein Ende. Nachdem die politisch Handelnden sehenden Auges in dieses Dilemma geschlittert sind, dürfen die Bürger das nun ausbaden. Die Maßnahmen greifen nicht, also verschärft man die Maßnahmen. Klingt logisch. Konzepte hat man nicht, also redet man sich das Impfdesaster schön. Ich hätte mir von Frau Merkel ein anderes Abschiedsgeschenk gewünscht ... Und unsere geschichtslose und geschichtsvergessene Gesellschaft läßt die 150 Jahre Reichsgründung (18. Januar 1871) mehr oder weniger unter den Tisch fallen, nur die JUNGE FREIHEIT hält hier tapfer die Fahne hoch, hier mein aufrichtiger Dank zu dieser tollen Ausgabe! Man diskutiert lieber über Gendersternchen und hey, der Landkreis Garmisch-Partenkirchen hat jetzt auch die Gelbe Tonne, und so lernen wir gerade, ob man den Joghurtdeckel vorher abziehen sollte oder nicht, bevor man ihn in die Tonne kloppen darf. FFP2-Masken, die plötzlich doch wichtig sind, dürfen wohl auch rein. Wir halten fest: Der Deutsche trennt sauber Müll und soll so womöglich vom eigenständigen Denken abgelenkt werden. Wenn ich da nicht einer ganz heißen Geschichte auf der Spur bin … Es ist ein Jammer, hoffentlich bleiben wir alle trotzdem negativ!

Dipl.-Päd. Chris Dasch, Saulgrub im Ammergebirge






Zum Schwerpunktthema: „Hurra, wir haben Geburtstag!“, JF 3/21

Weiter mit Fortune und Segen

Es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen ganz herzlich für die gelungene Sonderausgabe zu danken. Besonders bewegt hat mich die Einkleidung der Sonderausgabe in die bildliche Darstellung des Inaugurationserlebnisses des deutschen Nationalstaates. Ich habe das Glück, daß sich mein Dienstzimmer in der ehemaligen „Unteroffizierschule“ Potsdam befindet, einem Gebäude, das eng mit der preußisch-deutschen Geschichte verzahnt ist. Die Liegenschaft steht ebenso für höfische Kultur wie militärische Ausbildung und Tradition. Sie ist Ausgangspunkt militärischer und polizeilicher Innovationen, aber auch dienstlicher Handlungsort des Widerständlers Ferdinand Freiherr von Lüninck zu Ostwig, der sich nicht zuletzt aufgrund der in dem 1871 gegründeten Nationalstaat erhaltenen christlich-rechtsstaatlichen Prägung gegen die Gewaltherrschaft erhoben hat. Dies hat mich veranlaßt, mein Dienstzimmer mit einer Replik des auch von Ihnen ausgewählten Bildes von Anton von Werner in der für Bismarck geschaffenen Version zu schmücken. 

Rolf-Uwe Kurz, Berlin




Gutmenschen zum Trotz

Den Sozialisten Wind aus den Segeln zu nehmen, wie es in dem hübschen Sonderdruck heißt, war für Bismarck eine willkommene Nebenwirkung seiner Sozialgesetze. Den Anstoß aber gab das preußische Militär. Die Heeresleitung wurde beim Kanzler vorstellig und klagte über den schlechten Gesundheitszustand der Rekruten. Mit solchen Soldaten sei das Reich kaum zu verteidigen. Das paßt freilich nicht in das pazifistische Weltbild der Gutmenschen. Dennoch ist die allgemeine Wehrpflicht nach wie vor eine der besten Maßnahmen, um die Gesundheit der Jugend zu fördern. Sei es, daß die schlimmen Militaristen der Politik Mißstände unter die Nase reiben, sei es, daß Stubenhocker und WhatsApp-Gucker im Geländedienst durchgelüftet werden, den Kopf vom Medien-Blabla frei kriegen.

Volker Wittmann, Philippsburg




Im Schulbuch lächerlich gemacht

Vor 150 Jahren wurde unser Volk sich politisch bewußt und somit zur Deutschen Nation! Der Schmied der Reichsgründung, Reichskanzler Otto von Bismarck, ist bedauerlicherweise nicht mehr im kollektiven Gedächtnis verankert. Kein Wunder, in Schulbüchern wird das zweite Reich lächerlich gemacht. In Politik und Medien wird unsere Geburtsstunde stiefmütterlich abgetan. Keine Huldigung und Feierstunde. Eine Schande! Identität stiftend für den Zeitgeist sind Gender-Schwachsinn, „Willkommenskultur“ und Lobhuldigung von sexuellen Minderheiten. Doch an der Merkelschen Politik kann das deutsche Volk und die Welt nicht genesen! Dafür aber an den vielen positiven Errungenschaften der damaligen Kaiserzeit. Blicken wir feierlich, wertschätzend und mit Stolz auf die 700 Bismarckdenkmäler landauf, landab. Sie sind uns Zeugnisse von Deutschlands Größe in Einigkeit, Recht und Freiheit!

Markus Krauss, Leingarten






Zu: „Eine deutsche Seele“ von Karlheinz Weißmann, JF 3/21

Faktor Glück unterschlagen

Das hier abgedruckte Bild „Bismarck als Schmied der deutschen Einheit reicht Germania das Schwert, zeitgenössische Darstellung: Mehr als Blut und Eisen“ spielt auf die griechische Mythologie an: die Erzählung von Hephaistos und Venus und Mars. Hephaistos als Waffenschmied rüstete Mars aus, der ihn dafür mit dessen Frau Venus betrog. Dieses Dreipersonenverhältnis wird auf dem Bild zu einem Zweipersonenverhältnis verkürzt. Der Hinkefuß (?!) Bismarck reicht der Siegesgöttin Germania das Kriegsgerät. Krieg und Sieg sind aber durchaus durch den Faktor „Glück“ verknüpft. Das unterschlägt das Bild. Das Kriegsglück verhält sich wie eine Frau. Der Krieg ist wie der Mann Mars. Das entspricht dem Irrtum, daß der Ritt der phönizischen Prinzessin Europa auf dem Stier Zeus eine Erfolgsgeschichte sei.

Michael Ellwanger, Hof/Saale




In Leipzig ein lästiges Jubiläum

Ganz im Gegensatz zu diesem tollen, bildungsanfeuernden Beitrag Karlheinz Weißmanns die Überschrift der Leipziger Volkszeitung (LVZ) vom 14. Januar 2021: „150 Jahre Kaiserreich – ein lästiges Jubiläum“. Es ist eine Schande für eine deutsche Zeitung, im Zusammenhang mit dem 150. Jahrestag der deutschen Reichsgründung von einer „Schande“ zu sprechen. Diese „Wurschtblattredakteure“ scheinen akut unter einem Leerstellensyndrom in deutscher Geschichte zu leiden. Immerhin informieren sie uns aber darüber, daß der derzeitige deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Kaiserreich von 1871 als „Problemfall der deutschen Geschichte“ sieht und den 150. Jahrestag der Kaiserproklamation als „ungelegen“ betrachtet (LVZ, 14. Januar). Aber sich heute als große Europäer feiern lassen – obwohl die europäische Einigung ganz deutlich auch eine „Einigung von oben“ darstellt. So wird tatsächlich die Spaltung unseres Landes betrieben! Aber kein Wunder! Gehörte Steinmeier doch während seiner Studienzeit in Gießen zur Redaktion der Zeitschrift Demokratie und Recht, die unter der Beobachtung des Verfassungsschutzes stand und deren Verlag von der DDR finanziert wurde.

Thomas Peinke, Leipzig







Zu: „Geschichtspolitik / 50 Jahre Sendung mit der Maus“ von Dieter Stein, JF 2/21

Immerhin noch Bismarckhering

Dieter Stein ist mir mit seiner Kolumne einen Tag zuvorgekommen. Es freut mich aber dennoch, daß er ähnliche Gedanken hegte wie ich. In der Tat, der 18. Januar ist ein interessantes, aber leider nur allzu gern verdrängtes Datum! Dies betrifft nicht nur die Briefmarke der Deutschen Bundespost aus dem Jahre 1971, sondern ebenso eine staatliche Sondermünze, ebenfalls aus dem Jahre 1971. Doch jetzt, zum 150. Jubiläum am 18. Januar 2021, erscheinen weder eine Sondermarke zur Reichsgründung noch eine Sondermünze! Aber vielleicht später ja eine Marke oder Münze zum Hering als eine durch Überfischung bedrohte Fischart – mit heimlichem Bezug auf „Bismarck“?

Michael Bognár, Pfungstadt






Zu: „Probleme mit der Krone“ von Karlheinz Weißmann, JF 2/21

Nationalflagge mit Posthorn 1892

Ein außerordentlich interessanter und gelungener Artikel! Ein kleiner Hinweis am Rande: Die Flagge der Norddeutschen Bundespost / Deutschen Reichspost war von 1867 bis 1892 die Reichskriegsflagge mit einem gelben Posthorn in der linken unteren Ecke (Quelle: O. Neubecker, Fahnen und Flaggen, Leipzig 1939, S. 85). Erst ab 1892 gab es die bekannte Postflagge, das heißt die Nationalflagge mit Posthorn und Kaiserkrone im kreisförmig erweiterten weißen Mittelteil.

Klaus Härtel, Kiel






Zum Schwerpunktthema: „Das große Impf-Desaster“, JF 2/21

Spahnsche Grippe

Das Desaster bei der verzögerten Impfung und den damit verbundenen Folgen für die Menschen und die Wirtschaft geht wieder einmal auf die übersteigerte Eitelkeit und Wichtigtuerei der Frau von der Leyen zurück, verbunden mit deren immer wieder manifestierten Unfähigkeit, irgend etwas zu organisieren, und ihrer Skrupellosigkeit, Steuergelder in beliebiger Höhe zu verschleudern. Sie hat wohl ihre Freundin und Förderin Merkel gedrängt, ihr die Beschaffung der Impfstoffe zu überlassen, um sich als Retterin Europas zu profilieren und um sich bei Macron mit (noch nicht verfügbaren) Sanofi-Impfstoffen für ihre Berufung zur Kommissarin zu bedanken. Spahn spielt dabei nur die Rolle eines weiteren profillosen, untertänigen Opportunisten.

Dr. Ulrich Heider, München






Zum Schwerpunktthema: „Rettet uns die Impfung“, Jf 52/20

Virus und Mutanten hocherfreut

Bereits die Überschrift des Interviews mit  Professor Hockertz („Ob es funktioniert, wissen wir nicht“) irritiert,  stammt diese Äußerung doch von Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts, die dieser in einem am 15. Oktober ausgestrahlten Interview im Sender Phoenix getätigt hatte – zu einem Zeitpunkt, als es noch gar keine belastbaren Daten zur Wirksamkeit von Impfstoff-Kandidaten gab, Wieler also die genaue Wirkweise eines Covid-19-Impfstoffes noch gar nicht kennen konnte. 

Ähnlich verhält es sich beim aberwitzigen Rechenbeispiel mit vier Millionen Impfgeschädigten, „würde ganz Deutschland zwangsgeimpft“, weshalb die Impfung deutlich gefährlicher sei als das Virus selbst. Auch hier (Stichwort: Zwangsimpfung) bezieht sich unser Herr Professor auf Aussagen einer Minderheit, der „Querdenker“. Überdies kritisiert er die „Quarantäne“, die entgegen ihrer ursprünglichen Bedeutung die Gesunden und nicht die Kranken isoliere. Doch macht es bei einem hochansteckenden Virus nicht Sinn, auch diejenigen in häusliche Isolation zu schicken, die nachweislich Kontakt zu einem an Corona Erkrankten hatten, damit möglicherweise schon infiziert und für andere ansteckend sind? Genaugenommen geht es der Bundesregierung schlicht darum, Kontakte zu reduzieren. Zumindest das Virus und seine Mutanten dürften die Einlassungen von Professor Hockertz freuen!

Bettina Hoffmann, Kiel






Zur Karikatur: „Immer daran denken, die Klimawende kostet nicht mehr als eine Kugel Eis im Monat“, JF 2/21

Teure Entfernungspauschale

Die Aussage Trittins, die Klimawende koste den Bürger nicht mehr als eine Kugel Eis pro Monat, ist der Beweis dafür, daß die von uns gewählten Volksvertreter sich von der Lebensrealität des Normalbürgers meilenweit entfernt haben!

Siegfried Kieselbach, Düsseldorf






Zu: „Ärzte, Richter und Rendite“ von Jürgen Liminski, JF 2/21

Bei Geburtenrate Schlußlicht

Ihrer subjektiven Darstellung zur geplanten Reform der Reproduktionsmedizin muß widersprochen werden. Sie zeichnen, aus Sicht des katholischen zehnfachen Vaters, das Bild einer Huxleyschen Dystopie, ohne auch nur mit einem Wort auf die Hintergründe der dringend notwendigen Reform einzugehen. Es sollte erwähnt werden, daß das Embryonenschutzgesetz von Reproduktionsmedizinern selbst inauguriert wurde, um sich zum einen dem Verdacht eines Handelns à la Frankenstein, zum anderen sich dem massiven politischen und gewalttätigem Druck von seiten der linksextremistischen und radikalfeministischen Terrorgruppe „Rote Zora“ zu entziehen. Wie Sie wendete sich diese Gruppe vor allem gegen Reproduktionsmedizin, Bio- und Gentechnologie. Moralisch unterstützt wurde dies nicht nur von der Zeitschrift Emma, sondern auch, wenn auch nicht offen, von seiten der Kirche. Die völlige Liberalisierung des Paragraph 218 geschah ebenso als Folge dieser politischen Strömungen. 

Seit den achtziger Jahren bildet Deutschland weltweit das Schlußlicht in bezug auf die Geburtenrate, was sicher zu einer grundlegenden Gesellschaftskritik Anlaß sein sollte. Fakt ist aber, daß die Hauptursache dafür das zunehmend spätere Alter der Erstgebärenden ist. Mit dem Alter nimmt die Fruchtbarkeit jedoch deutlich ab, bei gleichzeitig dramatischem Anstieg des Fehlbildungsrisikos. Das Durchschnittsalter der Frauen, die um Hilfe zur Erfüllung ihres Kinderwunsches suchen, liegt bei über 35 Jahren! Dementsprechend hat die Zahl der späteren, sehr belastenden Schwangerschaftsabbrüche signifikant zugenommen. 

Das völlig veraltete Embryonenschutzgesetz erlaubt, durch das Verbot der Präimplantationsdiagnostik, keine Prävention dieser Abtreibungen. Auf das Leid der Paare, die durch die restriktiven Vorgaben dieses Gesetzes genötigt sind, eine wesentlich höhere Anzahl von Behandlungen, und damit mehr Risiken für die Gesundheit durchzuführen, gehen Sie mit keinem Wort ein. Gleichzeitig kommt es zu einem „Reproduktionstourismus“ in Länder, in denen, sicher sinnvolle, ethisch-moralische Grenzen nicht existent sind. Viel zu schnell wird hierzulande das negativ belegte Wort „Selektion“ (statt Prävention) keulenartig herausgeholt. Das Abwandern junger deutscher Wissenschaftler ins Ausland ist eine weitere Folge des gebetsmühlenartig wiederholten Narrativs von der besonderen Verantwortung Deutschlands. 

Dr.med. Bernd Lesoine, Reproduktionsmediziner, München