© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/21 / 29. Januar 2021

Zitate

„Die Realität des digitalen Zeitalters sieht so aus, daß die wichtigsten Kanäle des öffentlichen Diskurses von nicht rechenschaftspflichtigen und nicht gewählten Milliardären beaufsichtigt werden, die mehr politische Macht und Einfluß genießen als jeder größere Nationalstaat. Man könnte genauso gut vorschlagen, daß wir auf Brieftauben zurückgreifen – obwohl die Plutokraten des Silicon Valley zweifellos eine Armee von Drohnen losschicken würden, um sie wegen der Verbreitung von ‘Haßrede’ abzuschießen.“

Andrew Doyle, Comedian, im Online-Magazin „Spiked“ am 21. Januar





„Laschets Aufsteiger-Erzählung von seinem Vater, der als Kohlekumpel anfing und auf Lehrer umschulte, in Kombination mit seinem muskolösen Begriff von innerer Sicherheit, ist für eine ganz andere Partei gefährlich. Je mehr sich die SPD der Twitteria an den Hals wirft (#Antifa war das Hashtag der Vorsitzenden Saskia Esken), desto mehr wird die CDU zur Arbeiterpartei. Wenn jemand wie der Essener Tafelbetreiber Jörg Sator, dritte Generation SPD, resigniert verkündet, er habe nun CDU gewählt, sollten eigentlich alle Alarmglocken im Willy-Brandt-Haus läuten.“

Mariam Lau, Journalistin, in der „Zeit“ vom 21. Januar





„Ich äußerte die Vermutung, daß die Art, wie antirassistisches Engagement derzeit läuft, nur wenigen nützt. (…) Ich wurde in den Twittersturm, der über mich hereinbrach, wie in eine Parallelwelt katapultiert. Sie besteht aus Freund oder Feind, Zwischentöne wie in der Wirklichkeit gibt es nicht. Im echten Leben wird Kommunikation entschärft – durch Blicke, Lächeln, Gesten. Dort nicht. Die meisten Bundesbürger sind nicht auf Twitter, die meisten Journalisten dagegen schon. Die meisten Deutschen leben also in dem glücklichen Zustand, die dortige Meinungsblase nicht zu kennen.“

Fatina Keilani, Juristin, im „Tagesspiegel“ vom 22. Januar





„Was heißt denn Solidarität in dieser Krise? Was heißt denn Solidarität, wenn diese Maßnahmen die Menschen so verschieden treffen? Jemand, der sein Auskommen hat, der Beamter ist, der kann sagen, na gut, fahre ich am Wochenende nicht ins Gebirge. (…) Es geht um Existenzen, es geht darum, daß vielen das Wasser bis hier steht, sie wissen nicht mehr, wovon sie in einem Vierteljahr leben sollen. Es geht darum, daß wir einen Teil der jungen Generation abhängen.“

Heribert Prantl, ehemaliger Chefredakteur der „Süddeutschen Zeitung“, in der Servus-TV-Sendung „Talk im Hangar“ vom 22. Januar





„Die Wirtschaft braucht uns nicht als gute Menschen. Und daß wir ein reines Gewissen haben, ist in ihren Koordinaten irrelevant bis störend. Der Wirtschaft ist eine Macht in den Schoß gefallen, die ihr nicht zukommt und mit der sie nicht angemessen umgehen kann: Es ist ihre in die normative Brache vorgedrungene Macht als ‘Menschenbildner’, ihre Macht über ein modernes Menschenbild. Die Wirtschaft ist auch in ethischer Hinsicht weit davon entfernt, ihrer Macht gerecht zu werden.“

Martin Ahrends, Philosoph und früherer DDR-Dissident, im Deutschlandfunk Kultur am 25. Januar