© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/21 / 29. Januar 2021

Meldungen

Von der Marktwirtschaft zur Staatsgläubigkeit?

HAMBURG. Der Schweizer Ökonom Thomas Straubhaar rechnet mit rasant steigenden Staatsschulden in den USA. „Der Zentrist Joe Biden wird auf die radikalen Ränder der Demokraten zu hören haben“, erklärte der VWL-Professor von der Uni Hamburg in der Welt. „Das für europäische Gemüter oft unerträgliche Staats-Bashing der Trump-Anhänger wird einer wiedererweckten Staatsgläubigkeit der neuen Regierung weichen“, prognostiziert Straubhaar, „Bidenomics wird bei den Staatsausgaben klotzen, nicht kleckern.“ Staatsinterventionismus zugunsten nationaler Interessen werde die Außenwirtschaftspolitik kennzeichnen. Der Graben „zwischen Arm und Reich und der breite Riß zwischen digital-affinen Metropolen und darbenden industriellen Regionen“ ließen keine Alternative, so der frühere Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI). Die radikale Abwendung von „marktwirtschaftlichen Dogmen“ und die Hinwendung zur Modern Monetary Theory (MMT, JF 25/20), die der Fiskalpolitik den Vorrang gegenüber der Geldpolitik gebe, sei klare „Absicht und Forderung der Demokraten, die Joe Biden ins Weiße Haus gebracht haben“. (fis)

 www.wiso.uni-hamburg.de





„Das Wirecard-Konstrukt war nicht plausibel“

ASCHHEIM. Dem letzten Wirecard-Vorstandschef James Freis war nach einer Stunde Dokumentenstudium klar, daß „das Gesamtkonstrukt überhaupt nicht plausibel war“. Daß die angeblich milliardenschweren Treuhandkonten in Euro geführt wurden, habe überrascht: „Es ging um Geschäfte mit Drittpartnern von Wirecard, die nicht in Europa stattfanden, sondern vor allem in Asien“, erklärte der US-Manager im Handelsblatt. In den Bankbilanzen betrug die Geldsumme aller Drittwährungskonten ein Zehntel oder weniger der Summe, die angeblich Wirecard bei ihnen liegen hatte (JF 4/21). Es sei kaum vorstellbar, daß der langjährige Wirecard-Vorstands­chef Markus Braun „von einem Betrug in diesem Ausm¡aß nichts mitbekommen haben könnte“. Auch Wirtschaftsprüfer, Rechtsberater oder Mitarbeiter hätten Alarm schlagen können, meinte Freis. (fis)

 www.wirecard.com





Zahl der Woche

Auf 11,1 Billionen Euro ist der Staatsschuldenstand im Euroraum im dritten Quartal 2020 gestiegen. Das waren 97,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Spitzenreiter waren Griechenland (199,9 Prozent), Italien (154,2) und Portugal (130,8). Die niedrigste Quote hatte Estland (18,5). (Quelle: Eurostat)