© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/21 / 29. Januar 2021

Probleme der Harry-Potter-Fans mit dem Erwachsenwerden
Komplizierte Welt
(dg)

Das Finanzkapital wird beruhigt zur Kenntnis nehmen, daß die Dauerbeschäftigung mit Gender und Diversity die heranwachsende Generation erwartungsgemäß nicht auf dumme, profitmindernde Gedanken bringt. Millennials, die um 1990 Geborenen, interessierten sich für Fragen sozialer Gerechtigkeit nur noch insoweit, wie damit die Rechte von Transgender-Personen gemeint seien. Das sei für sie die „entscheidende Frage sozialer Gerechtigkeit, die revolutionäre Idee ihrer Generation“. Diesen Befund leitet die Journalistin Helen Lewis, die für die US-Zeitschrift The Atlantic schreibt, aus dem bizarren Kulturkampf ab, in den die Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling im vorigen Jahr verwickelt wurde. Die britische Auflagenmillionärin hatte in den sozialen Medien mit ihrer Bemerkung, die Kategorie Frau bleibe für sie biologisch determiniert, einen Betroffenheitsorkan nicht nur im „Transgender“-Segment ihrer Leserschaft ausgelöst. Zwei große „Fan Websites der riesigen Harry-Potter-Community“ distanzierten sich postwendend von ihr. Um ihre Liebe zu dieser Kultfigur zu bewahren, hätten sie deren Schöpferin eben „ausradieren“ müssen. Das Ausmaß der Wut, die sich gegen Rowling richtete, erklärt sich Lewis mit den Problemen des Erwachsenwerdens, unter der diese in extrem unruhigen Zeiten aufwachsenden Generationen angeblich stärker litten als ihre Vorgänger. Zu diesen Problemen zählt auch die für viele Fans schmerzliche Einsicht, daß „die Welt kompliziert ist“ und eine vielgeliebte Autorin ein ganz anderer Mensch sein kann, mit ganz anderen Wertvorstellungen als den eigenen (Philosophie Magazin, Sonderausgabe 17, Impulse für 2021). 


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