© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/21 / 29. Januar 2021

Streß breitet sich schon unter Kindern verstärkt aus
Sorgen um die Welt
(ob)

Waren es Anfang der 2000er Jahre noch Mittzwanziger, die vom Burn-out überrascht wurden, bevor die Karriere richtig angefangen hatte, sind es, jüngsten Studien aus den USA und den Niederlanden zufolge, heutzutage Teenager, die sich gestreßter als ihre Eltern fühlen. Chronischer Streß unter Jugendlichen, „Early Life Stress“, nehme besorgniserregend zu, glaubt die US-Psychologin Lisa Damour beobachten zu können (Psychologie, 1-2/2021). 2005 kämpften mit den Symptomen wie Angst, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit und Übermüdung nur knapp 20 Prozent der Absolventen weitergehender Schulen. 2017 sei es bereits ein Drittel gewesen. Das erklärt die holländische Kinderärztin Yvonne Vanneste mit erhöhtem Leistungsdruck, der mit Tests schon in der Vorschulzeit beginne. Auffällig sei, daß sich Jugendliche immer häufiger „Sorgen um die Welt und ihre Zukunft“ machen. Offenbar, weil die Digitalisierung keine Abschirmung der „heilen“ Kinder- gegen die als katastrophal empfundene Erwachsenenwelt mehr zulasse. Besonders betroffen davon seien weibliche Jugendliche. 31 Prozent der von Damour untersuchten Mädchen klagten über Angstgefühl und psychischen Druck, bei den Jungs waren es 13 Prozent. Die sozialen Medien verschärften das Leiden bei Mädchen, weil sie „perfektionistischer“ und versessener darauf seien, bei Eltern, Freunden, Lehrern „gut anzukommen“. Wie dieses frühe „Abgleiten in ungesunde Lebensmuster“ einzudämmen ist, darauf reagieren Psychologen, die eher ungern nach den sozioökomischen Bedingungen für frühen Streß fragen, hilflos, indem sie individuelle Rezepte ausstellen, um ihre Patienten „streßresistenter“ zu machen. 


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