© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/21 / 29. Januar 2021

Rassismus ohne Menschenrassen? Argumente eines Evolutionsbiologen
Eine Art Ersatzreligion
Ulrich Kutschera

In den USA wurde Anfang September vergangenen Jahres unter Mitwirkung von zwei Vertreterinnen des Repräsentantenhauses, Ayanna Pressley und Barbara Lee, sowie der Senatorin Eliza­beth Warren ein Gesetzentwurf (bill) unterstützt, der als „Anti-Racism in Public Health Act of 2020“ bezeichnet wird. Alle drei Damen sind Mitglieder der Demokratischen Partei und schon lange als Unterstützer der „Identity Politics“ (Identitätspolitik) bekannt. Nach dieser Vorstellung ist nicht das menschliche Individuum, sondern die Gruppenzugehörigkeit der betreffenden Person (zum Beispiel Black, White, Asian etc.) das entscheidende Merkmal.

Worum aber geht es bei dem Ansinnen, den „Anti-Rassismus im öffentlichen Gesundheitswesen“ zu verankern? Ziel ist es, innerhalb des US-Center for Disease Control (CDC) ein „Nationales Zentrum für Anti-Rassismus“ zu etablieren. Über dieses Gesetz soll formal der systemische Rassismus als „Public Health Crisis“ (öffentliche Gesundheitskrise) ausgelobt werden. Das neu einzurichtende Zentrum wird die Menschen darüber belehren, daß der angeblich überall vorhandene „strukturelle Rassismus“ die Gesundheit der Bürger negativ beeinträchtige.

In Deutschland gibt es ähnliche Bestrebungen. Unter der Überschrift „Vorsicht, Vorurteile!“ bemüht sich das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend seit 2015 darum, Projekte unter gut klingenden Titeln wie „Demokratieförderung“ beziehungsweise „Vielfaltgestaltung“ einzuführen, um die angeblich weitverbreiteten „Vorurteile und Stereotype“ abzubauen. Motto: „Rassismus ist ein echtes Problem in Deutschland. Und fängt mit Vorurteilen an.“

Aus diesen Gründen wurde dann auch am 25. November 2020 im Bundestag ein Papier mit 89 Punkten verabschiedet, in welchem unter geplanter Verausgabung von mehr als einer Milliarde Euro zur „Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus“ aufgerufen wird. Geplant ist außerdem ein Präventionsprogramm, das, wie oben für die USA dargestellt, den Rassismus gewissermaßen als „geistigen Irrweg“ brandmarken soll. Nach einschlägigen Pressemitteilungen bekräftigte die Bundesregierung auch, daß „der Begriff Rasse aus dem Grundgesetz entfernt werden soll“.

Hiermit sind wir beim Thema dieses Beitrages angelangt: Rassismus in Deutschland ohne Menschenrassen? Das klingt wie „Sexismus ohne Frauen“ (die nach der Gender-Ideologie mit den Männern gleichzustellen sind).

Im Buch „Klimawandel im Notstandsland. Biologische Realitäten widerlegen politische Utopien“ (2020) bin ich im ersten Kapitel unter der Überschrift „Replacement-Migration, Rassismus und Evolution des Menschen“ auf das kontroverse Thema „biologische Vielfalt der modernen Menschheit“ eingegangen. Im Abschnitt „Unwort Ausländerkriminalität“ wurde das unterschiedliche Kriminalverhalten von Europäern, Asiaten, Arabern und Afrikanern dargestellt. Eine solche vergleichende Analyse wird in unserer Bundesrepublik nicht selten mit dem Rassismusvorwurf bestraft – auch mir wurde diese Geisteshaltung in Internetkommentaren unterstellt.

Beim Rassismus handelt es sich um eine politisch-religiöse Ideologie, die von einer Höher- beziehungsweise Minderwertigkeit der menschlichen Populationen ausgeht. Eine derartige Hierarchie widerspricht klar den Erkenntnissen der Evolutionsforschung.  

In der Biologie werden Arten (Spezies) als Fortpflanzungsgemeinschaften definiert, deren individuelle Mitglieder zweigeschlechtlich (sexuell) kreuzbar sind, aber mit Nachbar-Spezies keine Nachkommen erzeugen können. Rassen, das heißt geographische Varietäten, sind hingegen als Populationen innerhalb von Arten zu bezeichnen. Alle weltweit verbreiteten Tierspezies, wie sie von mir exemplarisch bei Egeln der Gattung Helobdella erforscht werden, sind in Rassen untergliedert.

Der Mensch ist keine Sonderanfertigung des biblischen Schöpfergottes, sondern ein Produkt der Evolution. Daher ist es inakzeptabel, bei unserer Spezies (Homo sapiens L. 1758) den biologischen Rassebegriff zu leugnen. In einem Buchkapitel mit dem Titel „Die ‘Neue Anti-Rassismuserklärung’: Abgegrenzte Menschen-Varietäten gibt es doch!“ habe ich die hier vorgestellte Thematik unter Widerlegung der „Jenaer Erklärung 2019“ behandelt – Zitat: „Menschenrassen gibt es nicht“. Mit Verweis auf den Afro-Amerikaner Quayshawn Spencer (Stanford/Kalifornien) wurden die von ihm verteidigten „Five Human Races“ beschrieben. Sie sind als biologische Realitäten zu bewerten. Diese Aussage wird auch in Spencers Doktorarbeit (PhD-Thesis, Stanford University), die online verfügbar ist, getroffen.

Die heute existierende Menschheit ist vor zirka 250.000 Jahren aus anatomisch modernen afrikanischen Homo-sapiens-Populationen hervorgegangen. Sie besteht aus fünf weitgehend geographisch getrennten, an ihre jeweiligen Lebensräume angepaßten Varietäten. Vertreter dieser fünf Abstammungsgruppen (Afrikaner, Asiaten, Kaukasier, amerikanische Indianer und Ozeanier) ordnen sich in Meinungsumfragen mehrheitlich selbst den entsprechenden Populationen zu. Daher ist ein Rassismusvorwurf absurd. Sobald Logik und Verstand in den Hintergrund treten und politische Ideologien dominieren, beginnt ein Rassismus-Problem, welches letztendlich auf Unkenntnis relevanter Fakten basiert.

Der Begriff „Rassismus“ kann wie folgt gekennzeichnet werden: Es handelt sich um eine politisch-religiöse Ideologie, die von einer Höher- beziehungsweise Minderwertigkeit der menschlichen Populationen ausgeht. Eine derartige Hierarchie der menschlichen Populationen widerspricht den Erkenntnissen der Evolutionsforschung. Nebenbei bemerkt: Seit dem „Import“ der Sars-CoV-2-„Wuhan-Viren“ über infizierte Zureisende wurde regelmäßig berichtet, Menschen mit asiatischem Aussehen seien hierzulande diffamierenden Aussagen von verängstigten „Weißhäutern“ ausgesetzt. Die „schlitzäugigen Gelbhäuter“ seien für die Covid-19-Erkrankungen verantwortlich, wurde argumentiert. Da aber ausschließlich die Kommunistische Partei Chinas, und somit die dortigen Politiker, für diese weltweite Virus-Ausbreitung verantwortlich sind, ist dieser von deutschen Bedenkenträgern gegen hier lebende Asiaten ausgeübte Rassismus zurückzuweisen.

Leider gibt es aber auch Rassismus gegen weißhäutige Menschen. So werden zum Beispiel in China die Deutschen etwa als „Langnasen“ bezeichnet, eine negative Beschreibung unseres Aussehens, die aber von den mir persönlich bekannten chinesischen Biowissenschaftlern als harmloser Scherz bewertet wird. In Südafrika werden weiße Siedler von Einheimischen vertrieben beziehungsweise ermordet; es gibt daher auch einen massiven, gewaltsamen Rassismus von Afrikanern gegen Kaukasier, der in deutschen Mainstreammedien verschwiegen wird.

Das Thema „Rassismus“ wird im allgemeinen mit der Ideologie der Nationalsozialisten in Verbindung gebracht. Ist das korrekt? Ein Buchkapitel über die Entnazifizierung der Biologie widmet sich diesem NS-Problem. Die NS-Ideologen haben eine Pseudorassen-Lehre verbreitet, mit einer Einteilung der Kaukasier in verschiedene „Rassen“, die mit biologischen Fakten im Widerspruch stehen: Europäer, Nordafrikaner und Araber sind Kaukasier, sie gehören somit derselben „Human Race“ an.

Wie kann über das geplante Milliardenprojekt der Bundesregierung der noch immer in manchen Kulturkreisen grassierende Rassismus in Deutschland zurückgedrängt werden? Da die Bundesrepublik seit 2015 zusätzlich Millionen kulturfremde Zuwanderer aus arabisch-afrikanischen Ländern aufgenommen hat und die Bevölkerung diese Massen­immigration noch immer akzeptiert, ist ein genereller „Rassismus-Vorwurf“ gegen „die Deutschen“ zurückzuweisen. Im Prinzip ist aber die Bestrebung, Menschen unabhängig von ihrer evolutiven Abstammung und somit geographischen Herkunft wertneutral beurteilen zu können, zu begrüßen. Diese vernünftige Agenda des „Anti-Rassismus“ schlägt aber derzeit in eine Art neue Ersatzreligion um.

Mit irrationalen Vorstellungen und Aberglaube wurde fast immer Unheil gestiftet: Logik und Verstand sind gefragt, obgleich nüchterne naturwissenschaftliche Fakten den meisten politisch korrekten „Wohlfühl-Ideologien“ widersprechen. 

Wir sollten immer bei den biologischen Tatsachen bleiben und die unter anderem von dem oben erwähnten Afroamerikaner Quayshawn Spencer verteidigten „Five Human Races“ akzeptieren. Mit irrationalen Vorstellungen und Aberglaube wurde fast immer Unheil gestiftet: Logik und Verstand sind gefragt, obgleich nüchterne naturwissenschaftliche Fakten den meisten politisch korrekten „Wohlfühl-Ideologien“ widersprechen.

Da hierzulande die „Five Human Races“ weitgehend unbekannt sind, hingegen die von NS-Ideologen propagierte Pseudorassen-Lehre akzeptiert wird – Türken, Araber und Nordafrikaner sind allesamt Kaukasier! –, sehe ich wenig Hoffnung auf Besserung. Die Erfahrung lehrt, daß es sinnlos ist, zum Beispiel mit Vertretern der Zeugen Jehovas über das Thema „Evolution“ zu diskutieren, da bei diesen religiös indoktrinierten Menschen starre Glaubens-Scheuklappen ausgebildet sind. Sie haben ihr Dogma von „Jehova, dem biblischen Designer-Gott“ derart verinnerlicht, daß ein rationaler Dialog kaum möglich ist. Daher ist die eingangs zitierte politische These, es gäbe Rassismus, aber keine Menschenrassen (das heißt „Five Human Races“), so absurd, als würde man einem fundamentalistischen Christen abverlangen, die Prinzipien der atheistischen Evolution zu verinnerlichen und sein Leben danach auszurichten.

Zurück zum US-Problem der angeblichen Gesundheitskrise durch Rassismus. Unter Berücksichtigung der hier dargelegten Fakten zu den „Five Human Races“ müssen wir akzeptieren, daß die Menschheit in abgrenzbare geographische Varietäten zu unterteilen ist. Diese Tatsache rechtfertigt aber keinesfalls rassistische Ideologien, die im Lichte der Evolution lange widerlegt sind.

Deutschland ist auf dem besten Weg, sich über politische Ideologisierung aller Lebensbereiche, insbesondere auch im Rahmen der Coronavirus-Problematik, in ein „Vor-Darwinisches Mittelalter“ zurückzuentwickeln. Große Biologen, wie zum Beispiel Charles Darwin (1809–1882) und Ernst Haeckel (1834–1919), würden heute weder Verlage für ihre Bücher finden noch frei ihre Meinung in den Mainstream-Medien äußern dürfen. Diese „geistige Evolution im Rückwärtsgang“ basiert auf einer naturwidrig-unvernünftigen Denkweise, die unter anderem in Form der „Frau-gleich-Mann (Gender)-Ideologie“ zum Ausdruck kommt.

Ebenso könnte man in diesem Kontext die Kohlendioxid-Erderwärmungs-Angst, die Corona-Panik und andere irrationale Gedankenkonstrukte anführen. Die eingangs beschriebene Agenda der US-Demokraten – ein angeblich weit in der Bevölkerung verbreiteter Rassismus sei eine ernste Gesundheitsgefahr – gehört ebenfalls in die Kategorie irrationaler Glaubenskonstrukte. Der neue US-Präsident Joe Biden wird diese Ideologie vorantreiben.






Prof. Dr. Ulrich Kutschera, Jahrgang 1955, ist ein in Deutschland und den USA tätiger Evolutionsbiologe und Physiologe. Er lehrt am Institut für Biologie der Universität Kassel. Kutschera ist bisher als Autor von über 300 wissenschaftlichen Publikationen und 14 Fachbüchern hervorgetreten. Jüngste Buchveröffentlichung: „Klimawandel im Notstandsland. Biologische Realitäten widerlegen Politische Ideologien“, Amazon-Media, Luxemburg 2020. www.evolutions-biologen.de

Foto: Naturforscher Charles Darwin mit der „HMS Beagle“, mit der er 1831 zu einer Forschungsfahrt um die Welt aufbrach und Feldstudien trieb, aus denen er später seine Theorie über die  Evolution der Arten entwickelte: Das heutige Deutschland ist auf dem besten Weg, sich durch Ideologisierung aller Lebensbereiche in ein „Vor-Darwinisches Mittelalter“ zurückzuentwickeln.