© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/21 / 05. Februar 2021

Versagen in der Corona-Impfstrategie
Was erforderlich ist
Albrecht Rothacher

Obwohl in Europa so große Mengen Corona-Impfstoff produziert werden, daß bereits über fünfzig Prozent der Israelis, zwölf Prozent der Briten und sieben Prozent der US-Amerikaner geimpft wurden, liegt die Quote in Deutschland und der EU nach fast zwei Monaten gerade einmal bei 2,4 Prozent. So aber ist nicht einmal bis Herbst, selbst bei langsam steigender Versorgung mit Impfstoff, eine relevante Lockerung der Schließungspolitik in Sicht – wohl aber eine massive Konkurswelle.

Die 27 EU-Nationen schieben den Schwarzen Peter nach Brüssel – und das nicht zu Unrecht. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen war trotz monatelanger Verhandlungen und einem milliardenschweren Vorschuß an die Pharmaindustrie nicht in der Lage, mit den Herstellern verbindliche Lieferungen zu vereinbaren.

Doch ursächlich schuld an der Malaise ist die Bundeskanzlerin, die ihren Gesundheitsminister und andere EU-Partner nötigte, einem angeblichen Impfnationalismus abzuschwören – im Klartext, sich nicht um die eigene Volksgesundheit zu sorgen. Solche Verantwortung delegieren darf aber nur, wer garantieren kann, daß der Delegierte, also von der Leyen, dieser voll gerecht wird. Merkel konnte das nicht. Für Tausende könnte diese fast schon kriminell zu nennende Verantwortungslosigkeit nun tödliche Folgen haben. Worauf es nur eine Antwort geben kann: Rücktritt der gesamten, sich ja nicht zum ersten Mal als völlig unfähig erweisenden Führungsriege in Berlin und Brüssel.