© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/21 / 05. Februar 2021

CD-Kritik: Accept – Too Mean to Die
Eine Gitarrenarmee
Jörg Fischer

Dank der fünf wahren Klassiker von „Breaker“ (1981) bis „Russian Roulette“ (1986) sind Accept in den Metal-Olymp aufgestiegen, doch danach lebte die Band jahrelang von diesem Ruhm. „Eat the Heat“ mit Sänger David Reece oder die zeitgeistigen CDs der Wiedervereinigung mit Udo Dirkschneider (1992 bis 1997) sind nur Ohrenpein.

Damals glaubte Wolf Hoffmann, alleine die Gitarrenarbeit stemmen zu können – fürchterlich. Aber seit 2019 kann der 61jährige Bandboß mit Uwe Lulis (Ex-Grave Digger) und Philip Shouse sogar eine Drei-Gitarren-Armee à la Iron Maiden oder Lynyrd Skynyd ins Feld führen. Und dem transatlantischen Sextett ist mit „Too Mean to Die“ das beste Album seit 35 Jahren gelungen. Zwar sind auch die vier vorherigen CDs mit ihren Gitarren-Duellen und der perfekt passenden Reibeisenstimme von Mark Tornillo metallische Glanzstücke, aber die elf Stücke der 16. Studioveröffentlichung sind noch ein Quentchen besser: Vom Einsteiger „Zombie Apocalypse“ über den ruhig beginnenden „Undertaker“ und die beethovengespickte „Symphony of Pain“ bis zum instrumentalen Rausschmeißer „Samson and Delilah“, der auch gerne zehn Minuten gehen könnte – einfach phantastisch.

Es wäre daher ein unverzeihlicher Fehler, bei der „Nights To Remember“-Tour im Dezember in Japan nur den Achtziger-Jahre-Stoff zu spielen.

Accept Too Mean to Die Nuclear Blast, 2021 www.acceptworldwide.com