© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/21 / 05. Februar 2021

DVD: Sein größter Bluff
Die Macht des Geldes
Werner Olles

Frei nach der Kurzgeschichte „The Million Pound Bank Note“ drehte Ronald Neame im Jahr 1954 die Filmkomödie „Sein größter Bluff“. Der beschwingte und von fröhlicher Ironie durchzogenen Film ist eine amüsante Parodie auf die sich selbst verständigende Macht des Geldes.

Der in Großbritannien 1903 gestrandete bettelarme US-Amerikaner Henry Adams (Gregory Peck) wird durch einen ironischen Zufall zum unerwarteten Gegenstand einer Wette. Die beiden ebenso kauzigen wie steinreichen Brüder Oliver und Roderick Montpellier (Ronald Squire und Wilfrid Hyde-White) überlassen Adams für einen Monat eine Eine-Million-Pfund-Banknote, für die damaligen Verhältnisse eine ungeheure Summe. Die beiden wollen herausfinden, ob es dem armen Schlucker gelingt, durch den alleinigen Besitz der Banknote zu Reichtum und persönlichem Glück zu kommen. Als Voraussetzung gilt jedoch, daß er diese nicht einlösen darf …

Zwar verliert sich „Sein größter Bluff“ mitunter in allzu klischeehaft entwickelten Gefühlsseligkeiten, die jedoch vor allem durch die schauspielerischen Leistungen ausgeglichen werden. Die subtilen Charakterzeichnungen von Ronald Neame und Drehbuchautor Jill Craigie sind reizvoll in die turbulente Handlung eingebaut. So entstand eine märchenhafte Alltagskomödie mit Gleichnischarakter, komischen Situationen und Verwicklungen um die Relativität von Schein und Sein und die Sehnsucht des Einzelnen nach Geborgenheit und Sicherheit in einer nur vorgeblich geordneten Welt. Die meisterhafte Umsetzung einer literarischen Vorlage, getragen von viel Sympathie für die Hauptperson, ist trotz gelegentlich satirischer Überhöhung überzeugend und höchst unterhaltsam.

Bonus: Die Kurzeschichte „Die Eine-Million-Pfundnote“ von Mark Twain und ein Nachdruck der Illustrierten Filmbühne.

DVD: Sein größter Bluff. Pidax Film-Klassiker 2020, Laufzeit etwa 85 Minuten