Vordrängeln is’ nich’! Nicht am Beckenrand und nicht an der Kinokasse. Auf der Autobahn schon gar nicht, da kostet das sogar Strafe, und dem Drängler drohen Punkte. In Flensburg. Nicht in Halle an der Saale. Die Stadt in Sachsen-Anhalt hat nämlich einen Oberdränglerbürgermeister. Bernd Wiegand heißt er, parteilos ist er, eine Anti-Corona-Impfung hat er. Nicht etwa weil er über achtzig ist (das dauert noch 16 Jahre) oder ein besonderes Gesundheitsrisiko hat (außer vielleicht in Magdeburg) oder Arzt ist (aber Doktor) … Sondern weil beim Impfen an der Saale hellem Strande ein bißchen Vakzine übriggeblieben waren. Bevor diese „verfielen“, wurden Ersatzkandidaten „per Zufallsverfahren aus einem Pool von Rettungsdiensten, Fachärzten und Stadtpolitikern gezogen“. Einer von ihnen: Wiegand. Nun ist er (hoffentlich) immun, andere sind sauer. Anzeigen sind raus, in der Landesregierung schäumt man, heißt es. Andere hätten die Impf-Reste eher verdient. Zu Wiegands Verteidigung sei gesagt. Halle ist überall. Im ostfriesischen Wittmund (Krankenhaus-Geschäftsführer), im rheinischen Hennef (Bürgermeister), in Wittenberg (Landrat und sein Stellvertreter). Oft seien es Privilegierte, die qua Stellung an der Quelle sitzen. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert nun erstens Wartelisten und zweitens Strafen für Vordrängler.