© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/21 / 12. Februar 2021

Kabinenklatsch
Berufsverbote gibt es nun auch im Sport
Ronald Berthold

Wer so alles FC Köln-Fan ist … und dazu plötzlich auch noch tief besorgt. Gut, daß wir das endlich mal erfahren. Oder wußten Sie, daß die SPD-Niete Norbert-Walter Borjans in Bettwäsche mit dem Geißbock schläft? Oder daß der nicht-lustige Comedian Fabian Köster von der staatlichen „Heute-Show“ mit den Domstädtern bangt? Oder daß die spießige Komikerin Carolin Kebekus am liebsten die Kölle-Hymne singt?

Zumindest sollen wir das glauben. Denn sie alle sind als angebliche FC-Fans „regelrecht schockiert“, daß da um ein Haar ein Nazi Pressesprecher des Vereins geworden wäre. Genauer gesagt: Fritz Esser war es schon, die Tinte unter dem Vertrag trocken. Doch, hey, wo ist das Problem? In Zeiten, in denen eine Kanzlerin eine Ministerpräsidentenwahl rückgängig machen kann, steht dieses Recht doch wohl auch dem Obersozi und seinem Komiker-Hofstaat zu.

Wie konnte die Führungs-riege des Vereins nur diese menschenfeindlichen Fehltritte übersehen?

Wenn der Mob ein Opfer fordert, dann bekommt er es. Fritz – allein der Name ist ja schon verdächtig – Esser mußte gehen, bevor er den Job antreten konnte. Wie es sich für ein System gehört, in dem so etwas möglich ist, hat der FC das Berufsverbot mit einem servilen Kniefall vor den Anklägern kombiniert. Der Vorstand bittet alle Mitglieder und „Fans“ (siehe oben…) um Entschuldigung, daß es so weit kommen konnte.

Nun fragt sich die Führungsriege zerknirscht, wie es ihr nur durchrutschen konnte, daß der damalige Bild-Reporter wohl einmal die Flüchtlingspolitik der großen, allwissenden Kanzlerin kritisiert hat. Oder daß er 2017 den AfD-Abgeordneten Bernd Baumann gelobt hat. Die beiden menschenfeindlichen Fehltritte, die ihn für immer und für jede Stelle im Profifußball – ach was: überall in unserer aufgeklärten Gesellschaft – disqualifizieren, konnte man einfach nicht ausspionieren. Wie peinlich für einen Verein, der sich doch in seiner Charta bedingungslos den Werten der Toleranz unterwirft.

Fehlt nur noch der Schwur, lieber bis in die Kreisklasse abzusteigen als jemals wieder so einen unverzeihlichen Geißbock zu schießen. Also, von mir aus ...