© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 08/21 / 19. Februar 2021

Grüße aus Athen
Freiheit oder Tod
Panajotis Doumas

Nein, ich werde euch nicht von den „Corona-Tagen“ in Athen erzählen. Die Situation in Europa ist für alle mehr oder weniger gleich. Was das tägliche Leben der Griechen von dem anderer Europäer unterscheidet, sind die griechisch-türkischen Beziehungen und das Gefühl, daß ein Krieg mit dem „Gegenüber“ sehr wahrscheinlich ist.

Und während Erdogan beharrlich die Trommeln des Krieges schlägt, sobald die griechische Seite es wagt, über ihre souveränen Rechte und das Völkerrecht zu sprechen, gibt es noch etwas anderes, das unsere Seele quält. Am 25. März feiern wir den griechischen Aufstand gegen die Osmanen vor 200 Jahren. 

Am 25. März 1821, Tag der „Verkündigung des Herrn“, segnete der Alt-Patras Metropolit Germanos die griechische Fahne und die Waffen der Kämpfer. Die griechische Flagge zeigte damals ein blaues Kreuz auf einem weißen Tuch. Seitdem hat das Kreuz unsere Fahnen immer begleitet. Und alle Verfassungen des Landes, seit der Gründung des griechischen Staates im Jahre 1830, aber auch früher, während des nationalen Befreiungskampfes, begannen mit dem Satz: „Im Namen der Heiligen, Wesensgleichen und Unteilbaren Dreifaltigkeit“.

Das Kreuz und die 

blau-weißen Streifen auf unserer Flagge verlieren ihre Bedeutung.

Nun, sind unsere Kirchen geschlossen und alle Veranstaltungen abgesagt. Die Griechen werden weder die „Verkündigung“ noch ihre Freiheit feiern können. Die griechische Fahne wird einsam auf Balkons und Staatsgebäuden flattern, und die traditionelle Militär-Parade in Athen wird ohne Publikum, nur von den motorisierten Divisionen der griechischen Streitkräfte durchgeführt werden.

Die Kommandos der Elitetruppen werden die Straße nicht mit ihrem Marsch erschüttern, und ihre patriotischen Parolen werden nicht im gesamten Zentrum der Hauptstadt zu hören sein. Sowohl das Kreuz als auch die neun blauen und weißen Streifen auf unserer Flagge verlieren ihre Bedeutung. Neun Streifen, wie die Silben des „Slogans“ der Kämpfer von 1821: Freiheit oder Tod (Eleftheria i Thanatos).

Eingesperrt in unseren Käfigen, von Gott und Glauben entfernt, im Schatten der Drohungen eines neo-osmanischen Tyrannen und mit den Medien, die uns täglich mit einem Schleier des Todes bedecken, erscheint der Satz „Freiheit oder Tod“ so aktuell wie eh und je.






Panajotis Doumas ist Chefredakteur des griechischen Internetportals Pronews.