© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/21 / 26. Februar 2021

Zeitschriftenkritik: Krautzone
Das verkannte Kaiserreich
Werner Olles

Mit dem 150. Geburtstag des Deutschen Reiches beschäftigt sich die zweimonatlich erscheinende freiheitlich-konservative Zeitschrift Krautzone in ihrer aktuellen Ausgabe (Jan./Febr. 2021). Das originelle Titelbild zeigt Otto von Bismarck mit roter Basecap und der Aufschrift „Macht Preußen wieder groß“. Im Editorial weist die Redaktion nicht nur auf das unsinnige und ahistorische Verbot der schwarz-weiß-roten Reichsflagge im SPD-regierten Bremen hin, sondern erklärt, daß das von 1871 bis 1918 existierende Deutsche Reich als politisches System nicht das geringste mit dem Nationalsozialismus zu tun hatte. Richtig ist, daß der NS starke, linke Elemente hatte, die Nazi-Keule heute jedoch auch gegen die Monarchie und das liberal-konservative Bürgertum geschwungen wird. Tatsächlich begann mit dem Aufstieg des Kaiserreichs eine „jahrzehntelange Blütephase“, die zwar auch Schattenseiten hatte, aber durch dynamischen Fortschritt und politischen Aufschwung die Lebensverhältnisse der Bürger kontinuierlich verbesserte. Es wird daher im Rückblick immer eine große deutsche Epoche bleiben.

Diese Meinung vertritt Hannes Plenge in dem Beitrag „Mehr Monarchie wagen“. So würden inzwischen durch die gezielte Ausländeransiedlung und Gewährung von Staatsbürgerrechten die Mehrheitsverhältnisse bewußt verschoben und „die Volkssouveränität auf diese Weise ad absurdum geführt“. Dies sei eine „Entartung der Politik“, die unter dem Deckmantel der demokratischen Legitimation ablaufe.

Florian Müller sieht die Thematik in seinem Beitrag „Es geht nicht um das Kaiserreich“ kritischer. Er wirft Bismarck vor, um die SPD auszustechen, den Weg für den deutschen Sozialstaat geebnet zu haben, „der uns jedes Jahr Milliarden kostet, die nicht an wirklich Bedürftige, sondern auch an Faule und Asoziale und sogar an faule und asoziale Ausländer vergeben werden“. Na ja, sicher kann man Bismarck nicht für die verantwortungslose Politik der heute Herrschenden verantwortlich machen. Müller warnt vor einer „Fetischisierung des Kaiserreichs“, doch ein Vergleich mit den gruseligen politischen, kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen unserer Zeit fällt klar zugunsten des Deutschen Reiches aus.

Bruno Bandulet erklärt, daß ohne den Kriegseintritt der USA der Erste Weltkrieg in einem Patt geendet wäre, ohne Versailles, Hitler und Zweiten Weltkrieg. Das Kaiserreich hätte überlebt, und unsere „Royals“ wären heute vermutlich ebenso unterhaltsam wie die englischen. Reinhild Boßdorfs Beitrag „Frauenquote – Quotenfrau“ räumt mit der angeblich bahnbrechenden Veränderung für Frauen durch die Quote auf, da sie nur jenen zugute komme, die bereits die höheren Ränge unserer Gesellschaft besetzen. Es gehe um Anbiederung an den aktuellen feministischen Diskurs, wie ihn der Stern bereits vor 50 Jahren mit der Abtreibungspropaganda prominenter Frauen betrieben habe: „Die Abtreibung von damals ist die Frauenquote von heute.“

Kontakt: Blutdruck-Verlag, Oberstr. 3, 47829 Krefeld. Das Einzelheft kostet 6,90 Euro, ein Jahresabo 39,90 Euro.

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