© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/21 / 26. Februar 2021

Der Flaneur
Begegnungen mit vier Pfoten
Elke Lau

Zugegeben, Sympathien für Hunde haben wir nicht. Aber es gibt Situationen, die Umdenken auslösen: Vor einigen Jahren saßen wir auf der Terrasse des Seemannspastors von Durban. Sein Haus war festungsartig gesichert, zwei Rhodesian Ridgebacks sorgten für zusätzlichen Schutz. Die großen Rassehunde gingen uns nicht mehr von der Pelle. Unverständlich, denn wir hatten Mühe, unsere Angst nicht zu zeigen. Ein unvergeßlicher Abend.

In Greifswald gehören Hunde zum Stadtbild. Einer unserer Nachbarn ist stolzer Besitzer eines liebebedürftigen Mops namens Meckie. Wenn er uns sieht, wirft er sich auf den Rücken und erwartet Streicheleinheiten. Sein Herrchen, uns in herzlicher Abneigung zugetan, grüßt nicht und knallt sogar die Tür vor unserer Nase zu. Um Begegnungen aus dem Weg zu gehen, wechseln wir neuerdings die Straßenseite.

Das ist dem Hund nicht recht. Beim jüngsten Treffen hechelt er über die Fahrbahn, kümmert sich einen Deibel um die „Kommst du sofort zurück!“-Rufe, und das bekannte Streichelritual läuft ab. Weil Autos unterwegs sind, nimmt Begleiter Uli das Tier auf den Arm und trägt es zurück. Herrchen ist gerührt und Aversionen beseitigt.

Sollen wir Frauchen unsere Telefonnummer für Notfälle hinterlassen?

Kurz darauf erinnert uns ein Rhodesian Ridgeback wieder an Südafrika. Amüsiert schauen wir zu, wie ein Gassigeher vergeblich versucht, dem Tier die Leine anzulegen. Es entwischt und läßt sich dicht vor uns häuslich nieder.

„Na, Dicker, nun geh’ mal zu Herrchen.“

„Entschuldigen Sie bitte“, sagt der junge Mann hilflos, „der Hund gehört meiner Nachbarin, ich führe ihn zum ersten Mal aus.“

„Wie heißt er denn?“

„Basko.“

Uli nimmt die Leine, der Hund läßt sie sich überstülpen, weigert sich aber, dem Jungen zu folgen. Gehen wir eben mit zu Frauchen. Ob wir ihr anbieten sollten, Basko im Notfall auszuführen? Na ja, kann ja nicht schaden, wenigstens die Telefonnummer zu hinterlassen. Wie war das noch mit der Antipathie?