© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/21 / 05. März 2021

Negative Schlagzeilen über das KSK reißen nicht ab
Vertrauen zerstört
Christian Vollradt

Welch eine Wendung: In Sachen Munitionsschwund beim Kommando Spezialkräfte (KSK) gerieten nun ausgerechnet jene ins Fadenkreuz der Ermittlungen, die eben noch selbst das große Reinemachen angekündigt hatten: ein Kommandeur, der zuvor Soldaten, die mit dem „rechten Spektrum sympathisieren“, zugerufen hatte: „Sie verdienen unsere Kameradschaft nicht!“; seine Vorgesetzen, die möglicherweise Strafbares deckten; und eine Ministerin, die ihren Laden nicht im Griff hat. Für Häme ist die Lage allerdings zu ernst, ein KSK außerhalb der negativen Schlagzeilen zu dringend geboten.

Wie soll eine Einheit, in die während so kurzer Zeit soviel Unruhe gebracht, soviel Vertrauen zerstört wurde, eigentlich noch „combat ready“ für ihre gefährlichen Operationen sein? Sind der Schweiß, die Tränen – und ja: auch das Blut –  in all den Jahren der Ausbildung und der Einsätze umsonst geflossen? Steht eine europäische Mittelmacht bald wieder da, wo sie vor gut 25 Jahren stand – ohne einen Verband von Spezialkräften in nennenswerter Größe, jederzeit fähig, in die entlegensten und unwirtlichsten Winkel der Welt zum Schutz der Bürger dieses Landes und zur Wahrung seiner Sicherheitsinteressen entsandt zu werden? Politiker, die sich für solch eine Option entscheiden, sollten dann aber auch schon mal die Telefonnummer der Belgier notieren, die im Ernstfall wieder – wie 1994 in Ruanda – einspringen müßten.