© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/21 / 05. März 2021

Grüße aus Rom
Wenn die Mimosen blühen
Paola Bernardi

Es ist fast wie vorher: Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, und in Rom quellen die Parks über von gelben Mimosenbüschen und -bäumen. Gelb ist jetzt die bestimmende Farbe, die alle Römer entzückt. Denn Italien hat ein Ampelsystem für die Pandemie entwickelt. Stufe Rot bedeutet harter Lockdown wie zuletzt zu Weihnachten und Neujahr, dann „Orange“, und nun sind wir im „Gelb“ wie die Mimosen. 

Das bedeutet, Restaurants und Bars sind bis 18 Uhr geöffnet. Man kann sich wieder mit Freunden treffen, und man spricht und spricht: beim Aperitif, beim Essen, beim Kaffee. Die morgendlichen Neuigkeiten am Tresen der Bar sind das Fundament für den Tag.

 Wer braucht noch Radio oder Zeitungen? Nun ist ja auch der „Wundermann“ Mario Draghi an der Spitze der Regierung. Ein wahrer Italiener, der schon in Frankfurt bei der EZB immer sein Land bevorzugte. Alle schwärmen wir jetzt für Draghi. Nun muß er die Brüssel-Milliarden nur noch sinnvoll verteilen. Salvini, der Rechtsliberale, tönt begeistert: „Es ist der Moment des Wiederaufbaus wie ’45 nach dem Krieg“. 

„Roma è bella“, singt der Musikant. Gern gibt man ihm einen Euro. Bliebe es doch so“

Und auch der Papst, der zu Rom gehört wie das Amen in der Messe, zeigt sich am Sonntag wieder am Fenster des Vatikan. Alle Vatikan-Angestellten sind bereits gegen Corona durchgeimpft. Zwar gelten im Gottesdienst noch immer Beschränkungen, doch man kann seine Gebetsanliegen jetzt auch schriftlich an seinen Priester senden, der diese in seine tägliche Messe aufnimmt. Selbst die Schulen sind alle wieder geöffnet. Lehrer werden durchgeimpft, ohne Diskussionen wie in Deutschland. 

Das Beste aber ist, alle Museen – auch die vatikanischen – sind wieder geöffnet. Ab 1. März nun auch sogar das Mausoleum des Augustus. Großen Anteil an den Wiedereröffnungen hatten die  Modeschöpfer wie Valentino und Lavinia Biagotti. Sie zeigten ihre Modelle während der „Fashion Week“ in Mailand online, indem sie Shows in der berühmen Galerie Torlonia oder in der Ara Pacis zeigten. Die Sehnsucht der Römer wurde dadurch doppelt verstärkt. Kultusminister Dario Franchescini kämpft nun um die Öffnung der Theater und Kinos ab 1. April. 

Doch die Freude könnte schnell enden, denn der Corso, die Hauptstraße Roms schien am Wochenende so überfüllt, daß die Ampel wieder auf „Orange“ geschaltet werden könnte – „Roma è bella“, singt der Straßenmusikant. Gern gibt man ihm einen Euro. Bliebe es doch so.