© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/21 / 05. März 2021

Verrückt, verrückter ... am schnellsten
USA: Demokraten verabschieden den umstrittenen „Equality Act“ / Bischöfe sprechen von Diskriminierung
Liz Roth

Die tiefe Spaltung der amerikanischen Gesellschaft geht weiter, denn das Repräsentan-tenhaus hat mit 224 zu 206 Stimmen den „Equality Act“ verabschiedet. Einen Gesetzesentwurf, der Rechte basierend auf „sexueller Orientierung“ und „Geschlechtsidentität“ verankern soll. 

Der Entwurf gilt als eine Erweiterung des zentralen Bürgergesetzes (Civil Rights Act) von 1964, welches jegliche Diskriminierung aufgrund von Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Religion und nationaler Herkunft unzulässig macht. Drei Republikaner stimmten ebenfalls dafür. Aufgrund des Patts im Senat ist eine endgültige Verabschiedung des Gesetzesentwurfs nahezu garantiert, da Kamala Harris die entscheidende Stimme für die Demokraten hat.

Auch Feministinnen sind nicht begeistert 

Bereits im vergangenen Jahr hatte der Oberste Gerichtshof zugunsten der Auslegung des „Geschlechts“ in bestehenden Bürgerrechtsgesetzen entschieden, um sexuelle Orientierung und Geschlechts-identität einzuschließen. Dennoch sah die neue US-Regierung weiteren Handlungsbedarf. „Ich fordere den Kongreß auf, diese historische Gesetzgebung zügig zu verabschieden“, schrieb Joe Biden auf Twitter. „Jeder Mensch sollte mit Würde und Respekt behandelt werden, und dieser Gesetzesentwurf ist ein entscheidender Schritt, um sicherzustellen, daß Amerika unseren Grundwerten der Gleichheit und Freiheit für alle gerecht wird.“

Doch der Widerstand ist allgegenwärtig, sowohl von konservativen als auch von feministischen Organisationen. Die Women’s Liberation Front hatte sich darüber beklagt, daß das Gleichstellungsgesetz zwar mit dem Versprechen verkauft wird, „Gutes für Frauen zu tun“, aber zur gleichen Zeit habe die Geschlechtsidentität nun „Vorrang vor dem Geschlecht selbst und soll dieses ersetzen“. Das bedeutet, daß Frauen nun ihre öffentlichen Räume wie Umkleidekabinen oder WCs mit denen teilen müssen, die sich als Frau identifizieren. Zumal das Gesetz keine Vorlagen für die jeweilige Geschlechts-identität liefert. 

Ryan T. Anderson, Leiter des Ethics and Public Policy Center, einer konservativen Denkfabrik, die sich für ein traditionelles Familienmodell einsetzt, schrieb in der New York Post, daß das Geschlecht nicht mehr „biologisch“ verankert ist. „Das Gleichstellungsgesetz ist ein gesetzgeberischer Kunstfehler, der die Gleichstellung auf den Kopf stellt. Es wurde nicht als Schild entworfen, um verletzliche Minderheiten vor ungerechter Diskriminierung zu schützen, sondern als Schwert, um diejenigen zu verfolgen, die sich nicht den neuen sexuellen und geschlechtlichen Ideologien anschließen.“

Das Gleichstellungsgesetz würde ebenfalls den Sport von Frauen und Mädchen bedeutungslos machen. Männer und Jungen, die sich als weiblich identifizieren, könnten in Leichtathletikmannschaften von Frauen und Mädchen antreten und ihnen leicht Meisterschaftspreise und Stipendien wegschnappen.

Trump: „Wir müssen den Frauensport schützen“

„Welcher Trainer will eine junge Frau rekrutieren, wenn ihr Rekord leicht von jemandem gebrochen werden könnte, der als Mann geboren wurde“, fragte der ehemalige Präsident Donald Trump während seiner Rede am vergangenen Sonntag in Orlando bei der CPAC-Konferenz der amerikanischen Konservativen. „Ich denke, das ist verrückt, wir müssen den Frauensport schützen.“ Dafür erntete er viel Kritik, und ihm wurde von den Medien „Transphobie“ unterstellt. Dennoch zeigen Studien, daß männliche Athleten, die angeben, Transgender zu sein, immer noch einen „ungeheuerlichen“ Vorteil gegenüber Frauen haben, obwohl sie sich einer geschlechtsanpassenden Hormonbehandlung unterzogen haben. 

Auch die Kirchen schlagen Alarm, da das Gesetz ein anderes Gesetz zur Wiederherstellung der Religionsfreiheit (Religious Freedom Restoration Act) aufhebt. Somit könnten religiöse Schulen, Krankenhäuser und Adoptionsagenturen mit staatlichen Sanktionen konfrontiert werden, wenn sie ihre Lehren in bezug auf das Leben, die Sexualität und die Ehe unter der Gesetzgebung aufrechterhalten.

Handlungen von religiösen Organisationen, die auf dem Glauben an die traditionelle Ehe zwischen einem Mann und einer Frau basieren, stellen demnach eine „Diskriminierung eines verheirateten gleichgeschlechtlichen Paares“ dar. Eine katholische Adoptionsagentur wäre gezwungen, ein Kind an ein homosexuelles Paar zu vermitteln. 

Der Präsident der Catholic League, Bill Donohue, warnte, das Gleichstellungsgesetz würde „den umfassendsten Angriff auf das Christentum fördern, der jemals in ein Gesetz geschrieben wurde“. 

In ähnlicher Weise äußerte sich die katholische Bischofskonferenz der USA und bestätigte, daß die neuen Gesetze „Menschen des Glaubens diskriminieren“ und „glaubensbasierte Organisationen, wie Wohltätigkeitsorganisationen und Schulen, die jedem in ihren Gemeinden dienen, einfach wegen ihres Glaubens bestrafen“.