© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/21 / 12. März 2021

Zitate

„In den letzten Jahren hat sich die klassische liberale Idee der Toleranz unmerklich in eine Idee der Affirmation verwandelt. Wenn Toleranz von uns verlangt, daß wir Überzeugungen, die wir für falsch halten, Freiheit gewähren, verlangt Affirmation, daß wir das gesamte Spektrum von Lebensstilen und Identitäten ohne Einschränkung annehmen (‘alle anders, alle gleich’). In Wirklichkeit bedeutet diese Forderung eine neue Form der Intoleranz. Denn logischerweise ist, wenn Affirmation gefordert wird, Nicht-Affirmation verboten. Es kann keine Toleranz für das Nicht-Bestätigende geben.“

Edward Skidelsky, Philosoph an der University of Exeter, im britischen Monatsmagazin „The Critic“ am 7. März





„Didi Hallervorden hat mit Blick auf die Corona krise jüngst eine passende Metapher gebraucht. Vertrauen sei wie ein Eiswürfel, sagte er. Einmal geschmolzen, komme es nicht mehr zurück. Die Union ist gerade dabei, das in der ersten Welle der Corona-Pandemie erworbene Vertrauenskapital in Rekordzeit aufzubrauchen. Ihr Eiswürfel schmilzt, als ob ein Tropenhoch übers Land hinwegzieht. (…) Man sollte mit einem Vokabular wie ‘Versagen’ behutsam umgehen. Aber anders als mit dem Wort Politikversagen läßt sich die Performance der Union in der zweiten Welle der Pandemie kaum mehr umschreiben.“

Martin Greive, Berliner Korrespondent, im „Handelsblatt“ am 8. März





„Die ‘woke’ Ideologie besteht darauf, daß ‘Farbenblindheit’ falsch ist, weil sie glaubt, daß es notwendig ist, die Rasse zu berücksichtigen, um rassenbasierte Unterdrückung zu korrigieren. Gleichzeitig befürwortet sie eine vollständige ‘Geschlechtsblindheit’, die es unmöglich macht, geschlechtsspezifische Unterdrückung zu korrigieren. Das ist innerhalb der ‘woken’ Ideologie eine große Ungereimtheit.“

Colin Wright, Evolutionsbiologe und Chefredakteur beim Online-Magazin „Quillette“, auf Twitter am 8. März





„Es ist eine Fehlkonstruktion unserer Verfassung, daß das Bundesamt für Verfassungsschutz, zumindest soweit Artikel 21 des Grundgesetzes berührt ist, überhaupt in der Hand der Exekutive liegt. Wenn allein das Bundesverfassungsgericht über die Verfassungswidrigkeit einer Partei zu entscheiden hat, sollten ihm auch alle Vorstufen zum Eingriff in die Chancengleichheit der Parteien obliegen. Nur so ließe sich ein echter und freier Wettbewerb der politischen Meinungen garantieren und ein parteipolitisch gelenkter Mißbrauch staatlicher Macht ausschließen. Macht abzugeben kann die Demokratie manchmal auch stärken.“

Mathias Brodkorb, ehemaliger SPDFinanzminister Mecklenburg-Vorpommerns, im „Cicero“ am 8. März





„Mußte es ausgerechnet McKinsey sein? Diese notorisch brutal vorgehende Beratungsfirma hat nun der neue Ministerpräsident Italiens, Mario Draghi, damit betraut, das Geld aus dem Wiederaufbaufonds der EU in Höhe von 209 Milliarden Euro zu verteilen. Draghis Minister für Information und digitale Transformation, ein gewisser Vittorio Colao, ist rein zufällig im früheren Leben ein ‘Partner’, also Miteigentümer von McKinsey gewesen.“

Lucas Zeise, Mitgründer der „Financial Times Deutschland“, in der „Jungen Welt“ vom 9. März