© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/21 / 12. März 2021

Schotter fürs Schnippeln
Transgender-Lobby: Ob Berater oder Operateure – viele verdienen am lukrativen Geschäft mit der Geschlechtsumwandlung / Teil 3 der Serie
Hinrich Rohbohm

Menschen wie Dustin (Name geändert), die sich dazu entschließen, ihr Geschlecht zu ändern, durchlaufen privat oft Torturen voller Selbstzweifel (siehe den vorherigen Teil der Serie, JF 10/21). Doch neben den persönlichen Schicksalen und den daraus entstehenden gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen hat das Wirken der Gender-Lobby auch zum Aufbau einer finanziell äußerst lukrativen Milieu-Infrastruktur geführt, von der gleich eine ganze Reihe von Berufszweigen profitiert.

Da sind zum einen die sogenannten Gender-Berater zahlreicher einschlägiger Vereine und Initiativen. Wer sich bei ihnen näher umsieht, merkt schnell: Der Markt wächst. Nicht zuletzt aufgrund der stark zunehmenden Kooperationen mit Schulen, durch die solche Initiativen oftmals den Zugang zu Minderjährigen im Pubertätsalter erhalten. So beispielsweise der in Bremen ansässige Verein Trans Recht.

Derzeit bemüht sich der Verein um die Realisierung eines Projekts für die niedersächsische Weser-Ems-Region mit dem Namen „Trans*Kinder und Jugendliche im ländlichen Raum. Akzeptanz schaffen – Diskriminierung verhindern“. Das Ziel: Durch sogenannte Workshops „Aufklärungsarbeit“ leisten. Und dazu benötigt man Beratungspersonal. Kein Wunder also, daß der Verein derzeit die Stelle eines sogenannten Peerberaters ausschreibt, der diesen Job übernehmen soll, um derartige Projekte zu betreuen.

Kosten übernimmt die Krankenversicherung

Die Qualifikationskriterien scheinen dabei eher sekundär zu sein. So ist eine entsprechende fachliche Ausbildung für die Tätigkeit nicht zwingend. Ein abgeschlossenes Hochschulstudium im Bereich Psychologie oder sozialer Arbeit ist zwar erwünscht, zwingend vorgesehen wird es jedoch nicht. Viel wichtigere Grundvoraussetzungen: eine eigene „trans*Biographie“, eine „reflektierte eigene Trans*Erfahrung sowie ein „Bewußtsein für Diskriminierung und Machtstrukturen, Mehrfachmarginalisierung und Intersektionalität“, wie der Stellenbeschreibung auf der Homepage des Vereins zu entnehmen ist.

Dessen Sitz befindet sich in einem Gebäude in der Theodor-Körner-Straße, im Bremer „Viertel“ gelegen. Ein alternativer Kiez, in dem sich nicht nur der offene Drogenhandel der Hansestadt abspielt, sondern auch die Rotlichtszene der Weser-Metropole beheimatet ist. In dem Haus finden sich auch die Vereine „Rat und Tat – Zentrum für queeres Leben“ sowie Christopher Street Day Bremen e.V. Beide Institutionen dienen als partyorientierter Anlaufpunkt für das Gender-Zentrum. Ein Anlaufpunkt mit zielgruppengerechter Ansprache für spätere „Beratungen“ durch Vereinsmitarbeiter, aber auch durch zahlreiche standortnah vertretene Sexualpädagogen, Psychologen oder Psychotherapeuten, die hier schnell junge und finanziell lukrative Klienten erhalten können.

Lukrativ vor allem deshalb, weil die Krankenkassen die Kosten für eine Geschlechtsumwandlung weitgehend übernehmen, sofern die dafür erforderlichen Voraussetzungen erfüllt werden. Und die wiederum beinhalten eingehende vorherige psychologische und therapeutische Beratungen. „Wir sind auch für Kinder und Jugendliche da“, heißt es denn auch bei Trans*Recht, der wie die meisten Transgender-Vereine als gemeinnützig anerkannt ist.

Mit der gesetzlichen Verankerung neuer Kinderrechte wird die Geschlechtsumwandlung zur eigenen Entscheidung. Einer Entscheidung, die durch die Heranführung an einschlägige Milieus und durch entsprechende Beratung gerade bei Minderjährigen im Pubertätsalter stark beeinflußbar ist. Eltern müssen im Härtefall machtlos die körperliche Verwandlung ihres Kindes miterleben. Eines Kindes, dessen sexuelle Entwicklung gerade in der Pubertät noch von Unsicherheiten und einer Achterbahnfahrt der Gefühle begleitet ist.

Hilfestellung für die Kostenübernahme durch die Krankenkassen gibt zudem der Bundesverband Trans e.V. In seiner Broschüre „Praxistipps“ in bezug auf „Kostenübernahmen für geschlechtsangleichende Maßnahmen“ sowie zu „Anträgen, Widerspruchs- und Beschwerdemöglichkeiten“ beschreibt er einem Leitfaden gleich die Vorgehensweisen, mit Hilfe derer Transgender-Patienten die hohen Kosten für Pubertätsblocker, Hormonpräparate und chirurgische Eingriffe auf die Krankenkassen übertragen können.

Geschlechtsangleichungen füllen Kassen der Kliniken

Die Kostenübernahmen sind auch deshalb bemerkenswert, weil die WHO 2018 Transsexualität von der Liste psychischer Störungen genommen hatte und sie damit auch nicht mehr als Krankheit deklariert. Um so wichtiger werden für die Szene daher die Leitfäden und Ratgeber von Trans e.V., die im übrigen vom Bundesfamilienministerium gefördert werden. Auf diese Weise profitieren auch Ärzte, Chirurgen und die Pharmaindustrie vom wachsenden Markt des Gender-Milieus.

Erst im vergangenen Jahr hat das Hamburger Universitätskrankenhaus  Eppendorf (UKE) sein medizinisches Angebot für Transgender ausgeweitet. So bietet das dort beheimatete Interdisziplinäre Transgender Versorgungscentrum Hamburg (ITHCCH) nun über die Internetplattform i2TransHealth „telemedizinische Unterstützung“ für Transsexuelle in Norddeutschland an. Finanziert mit 940.000 Euro durch einen „Innovationsfonds“ der Bundesregierung.

Und am Klinikum Erding bei München haben sich sogenannte geschlechtsangleichende Operationen zum wirtschaftlich gewinnbringendsten Segment entwickelt. Daß Transgender-Operationen boomen wird auch anhand des European Transgender Centers in München-Planegg deutlich. „Um den dringenden Bedürfnissen der Transgender-Community nachzukommen, wurde unser Zentrum für rekonstruktive Urogenitalchirurgie in der Urologischen Klinik München-Planegg gegründet“, verrät die Medical Team Clinic GmbH, die sich hinter dem European Transgender Center verbirgt.

Bedürfnisse, die zunächst geweckt werden müssen. Was bei jungen Menschen in der pubertären Orientierungsphase am ehesten zu ermöglichen ist. Parties und zwanglose Begegnungen zwischen „neugierigen“ Jugendlichen und Leuten aus der Transgender-Szene sind da oftmals der optimale Anknüpfungspunkt. So auch in Freiburg im Breisgau, wo uns Jugendliche von dem schwul-lesbischen Verein Rosekids erzählen. „Die treffen sich da immer freitags“, erzählt Nele. Die 19jährige war einmal mit ihrer Freundin da, obwohl sie dort eigentlich „nicht hingehört“, wie sie betont. „Die waren da keineswegs penetrant oder so. Es waren eher so versteckte und verspielte Andeutungen, die wohl die Leute dazu animieren sollten, aus sich herauszukommen“, erinnert sie sich. Was sie überrascht hatte: „Da sind auch Jugendliche gewesen, die waren noch deutlich jünger als wir.“

„Untere Altersgrenze gibt es bei uns nicht“

Tatsächlich heißt es auf der Internetseite des Vereins: „Eine untere Altersgrenze gibt es bei uns nicht.“ Trotz „etwaiger Altersunterschiede verstehen sich alle gut.“ Und oftmals wisse man „im Leben ja auch nicht mal selbst so hundertprozentig, welche sexuelle Orientierung man hat oder ob das, was man bisher dachte, noch richtig ist“, steht dort mit einem zwinkernden Smiley versehen des weiteren geschrieben.

Angesiedelt ist der Verein übrigens bei einem anderen Verein. Dem Jugendhilfswerk Freiburg e.V., der sich als „soziales Dienstleistungsunternehmen“ versteht und sowohl vom Europäischen Sozialfonds als auch dem Land Baden-Württemberg, dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald sowie der Stadt Freiburg gefördert wird. 

Foto: Anhänger der LGBTQ-Bewegung demonstrieren unter dem Motto „Pride 2020“ in Berlin:  „Eher so versteckte Andeutungen“