© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/21 / 12. März 2021

50 Jahre BAföG – Sonderbriefmarke statt Generalreform
Billiges Jubiläum
(wm)

Obwohl das Jubiläum erst im Juli 2021 ansteht, gratulierte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) dem BAföG bereits im Januar zum 50. Geburtstag und würdigte die Ausbildungsförderung für Schüler und Studenten als „große soziale Errungenschaft für den Aufstieg durch Bildung“. Für Karl-Heinz Reith, den Kolumnisten der Deutschen Universitätszeitung (2/2021), ist solches Gesäusel nur ein weiterer Beleg für die Geschichtsvergessenheit in der CDU. Denn just zum Auftakt der „geistig-moralischen Wende“ stellte die schwarz-gelbe Koalition Helmut Kohls Ende 1982 das unter Willy Brandt 1971 eingeführte und als Zuschuß ausbezahlte BAföG komplett auf Volldarlehen um. Mit dem Effekt, daß Geförderte zwischen 1983 und 1990 mit bis zu 70.000 D-Mark Schulden ins Berufsleben eintraten. Erst Bundesbildungsminister Jürgen Möllemann (FDP) reduzierte 1990 den Darlehensanteil um 50 Prozent, während sein Nachfolger Jürgen Rüttgers (CDU) wieder zum Status quo zurück wollte – „plus Bankzinsen“. Angela Merkel sei es nach 2012 in diesem Sinne wenigstens gelungen, die Zahl der Geförderten von 973.000 auf 680.000 zu drücken. Zur allfälligen „Generalreform“, hin zum einheitlichen Förderungssystem, fehlte stets der politische Wille. Dafür spendiert die CDU/SPD-Koalition kurz vor der Bundestagswahl eine Sonderbriefmarke: „50 Jahre BAföG“. 


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