© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/21 / 12. März 2021

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Operativer Vorgang“, JF 10/21

Vorwärts mit Louis Fürnberg

Der Mensch sei kein sanftes, liebebedürftiges Wesen, das sich höchstens, wenn angegriffen, zu verteidigen vermag. Vielmehr sei er bereit, den Mitmenschen zu demütigen, ihm Schmerzen zu bereiten, ihn zu martern und zu töten, konstatierte Freud. Aber in zivilisierten Gesellschaften muß er seine Aggressionen unterdrücken oder aber abreagieren, indem er Sport treibt, sich durch Gewaltdarstellungen in Film und Fernsehen befriedet oder seine Energien im Kampf für eine gute Sache nutzt. Und hier eröffnet sich eine Möglichkeit, die Aggressionen doch noch ausleben zu dürfen. „Denn wer kämpft / Für das Recht, der hat immer recht / (…) Wer das Leben beleidigt, / Ist dumm oder schlecht. / Wer die Menschheit verteidigt, / Hat immer recht,“ dichtete Louis Fürnberg. Und wer hat immer recht? Natürlich die Antifa und alle Linken. Und wer ist dumm oder schlecht? Natürlich alle Rechten, besonders die AfD, denn die sind alle Faschisten. Und so können die Antifa und die Linken hemmungslos im realen oder übertragenen Sinn auf ihre rechten Feinde einprügeln. 

So ist auch zu erklären, daß eine Esken mit gutem Gewissen twittert: „58 und Antifa. Selbstverständlich.“ Und der SPD-Vorstand sekundiert: „157 und Antifa. Selbstverständlich.“ (157: das Alter der SPD). In diesem Zusammenhang ein erschreckendes Umfrageergebnis: 9 Prozent der SPD-Anhänger befürworten Gewalt gegen AfD-Politiker, gefolgt von Anhängern der Grünen (7 Prozent), Union und Linke 6,5 Prozent, FDP 2 Prozent, so die Ergebnisse einer Insa-Umfrage für Tichys Einblick.

Dr. Frank Armbruster, Schallstadt






Zu: „Hoffentlich geht’s nicht ins Auge“ von Mathias Pellack, JF 10/21

Eigene Immunkräfte motivieren

Lange nach Großbritannien und Österreich sind unsere tonangebenden Politiker im Griff gut bezahlter Gesundheitsanbieter nun bereit, daß wir uns zur Corona-Absicherung auch selbst testen können. Offensichtlich sind manche Medizinbetriebe und ein Großteil der Pharmazie gar nicht recht interessiert, daß das Volk selbst aktiv wird, um mehr Gesundheit mit weniger Kosten zu erreichen. Schließlich lassen sich mit Krankheiten äußerst gute Geschäfte machen. Dabei könnte zur Vermeidung von Infektionen viel mehr geschehen, würden die Menschen zur Stärkung der eigenen Immunkräfte motiviert. Da nicht wenige wegen ungesunder Ernährung wie auch wegen eines langen Lockdowns zusätzlich übersäuert sind, sollte das Gesundheitsministerium die Bevölkerung immer wieder dazu motivieren beziehungsweise daran erinnern. Mit einfachen Mitteln, etwa mit Urin-Teststreifen für die Bestimmung des ph-Werts, wäre viel für die Gesundheit zu erreichen. Noch kommen dazu von den Ministerien wie von Apothekenheften und Medien kaum weiterführende Anregungen. 

Hat sich unser Volk in einer überversicherten Vollkaskomentalität nicht schon längst an eine bequeme und sündhaft teure ärztliche Versorgung gewöhnt, die Eigeninitiativen verhindert und so auch unnötige Krankeiten mitproduziert? Eine einseitige Feuerwehrmedizin, die aufwendig und oft auch viel Wasserschäden hinterläßt, ist zu wenig. Hier sind mehr Anreize zur Eigenverantwortung gefordert.

Simon Kirschner, Gaimersheim






Zu: „Rechnung der Woche / Masken vom Milchmädchen“ von Christian Vollradt, JF 9/21

2,5 Milliarden Euro verpulvert

Der Staat gab beim sogenannten „Masken-Lieferando“ fast drei Milliarden Euro aus (2.960 Millionen), die bedachten Bürger hätten es für ein Sechstel geschafft (505 Millionen). Das ergibt sich aus der Berechnung der hier zitierten Zahlen von Martin Hagen (FDP-Fraktionsvorsitzender im Bayerischen Landtag). Zunächst wurden je drei FFP2-Masken unentgeltlich ausgegeben, das sind bei den genannten 34 Millionen Bürgern 102 Millionen Stück. Wenn wie beschrieben Apotheken pro Stück sechs Euro vom Staat erhielten, machte das in Summe 612 Millionen Euro. Sodann erfolgte die Zuteilung zum Schnäppchenpreis, nämlich mittels zwei Gutscheinen je sechs Masken, also 12 Stück an 34 Millionen Bürger, das sind 408 Millionen Exemplare. Mit sechs Euro multipliziert, ergeben sich 2,448 Milliarden Euro, die sich um den Eigenanteil des Bürgers von je zwei Euro auf 2,312 Milliarden Euro vermindern. 

Die vorstehenden Ausgaben des Staates von 612 plus 2.312 ergeben 2.924 Milliarden Euro, addiert um die genannten Druckkosten von über 9 Millionen für die Berechtigungsscheine und 27 Millionen für die Postgebühren ergeben als Gesamtsumme 2,96 Milliarden Euro. Im Supermarkt wäre wie beschrieben eine Maske für 99 Cent erhältlich gewesen. Multipliziert mit der Stückzahl von 510 Millionen (102 plus 408), ergäbe diese eine Ausgabe von nur 505 Millionen Euro.

Wolfgang Mielke, Hilden






Zu: „Ein sang- und klangloseses Ende“ von Jürgen W. Schmidt, JF 9/21

Nicht in einem Atemzug

Im Beitrag ist von der „gewaltsame(n) Umwälzung in Rumänien und Bulgarien“ die Rede. Hierzu ist richtigzustellen: Rumänien und Bulgarien werden oft in einem Atemzug genannt, weil sie als Nachbarländer in der Südostecke Europas liegen, wirtschaftlich am wenigsten entwickelt sind und 2007 gleichzeitig Mitglieder der EU wurden. Die politische Umwälzung, die in Rumänien in der Tat gewaltsam vonstatten ging und etwa 1.000 Menschen das Leben kostete, verlief in Bulgarien friedlich und ohne Blutvergießen. Der Parteichef Todor Schiwkow wurde, mit Rückendeckung von Michail Gorbatschow, von „Reformkommunisten“ abgesetzt, welche ein halbes Jahr später freie Wahlen zuließen.

Dr. Alexander Iwantscheff, Frankfurt am Main






Zu: „Eine PCR-Pandemie?“ von Mathias Pellack, JF 9/21

Krankende Öffentlichkeit

Die Regierungsmaßnahmen zu Corona wie auch unisono die parallelen Berichte und Talkshows der öffentlich-rechtlichen Medien kranken daran, daß sie wichtige Feststellungen und Empfehlungen der WHO ignorieren sowie anderweitige coronarelevante Studien und Daten ausklammern. Sonst wären ganz andere Konsequenzen zu ziehen. So erklärt der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Henri Kluge, daß die Coronavirus-Pandemie schon in wenigen Monaten überwunden sei. Die schlimmsten Szenarien seien vorbei. Es werde weiterhin ein Virus geben, aber Einschränkungen seien aller Wahrscheinlichkeit nach dann nicht weiter nötig. Mutationen – so Kluge – seien „normal“ und führten nicht dazu, daß das Virus außer Kontrolle gerate. Tatsächlich fallen die Infektionsraten in Ländern mit hohen Mutationsinzidenzen ebenso stark wie anderswo – in Südafrika etwa um 33 Prozent binnen einer Woche. In Großbritannien machte B.1.1.7 Ende Januar bereits rund 90 Prozent aller neuen Fälle aus – dennoch gehen auch dort die Fallzahlen zuletzt deutlich zurück. 

Die Rechenmodelle der Bundesregierung beruhen auf den PCR-Tests. Die WHO hat jedoch am 20. Januar 2021 bekanntgegeben, daß ein positives PCR-Testergebnis ohne zusätzliche Berücksichtigung des konkreten klinischen Bildes von Getesteten keine verläßliche Grundlage für die Annahme ihrer Infektion mit dem Covid-19-Erreger bietet. Wer asymptomatisch durch die Welt läuft, ist mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auch keine Ansteckungsgefahr für andere. Wer nicht infektiös ist, für den gibt es keinen medizinischen Grund, ihn infektionsschutzrechtlich Seuchenmaßnahmen zu unterwerfen. Und wer nicht krank ist, da nicht infiziert, kann keine statistisch maßgebliche „Inzidenz“ sein. Beruhen staatliche Maßnahmen aber auf unzutreffenden medizinischen Tatsachengrundlagen, ist ihnen der sachliche und rechtliche Boden entzogen. 

Weiterhin raten die WHO und ihre maßgeblichen WHO-Repräsentanten in Risikoabwägung mehrfach und ausdrücklich von Lockdowns ab. So kommt eine Studie der Stanford University vom Januar 2021 zum Schluß, daß Lockdownmaßnahmen keinen signifikanten Effekt auf den Anstieg der Infektionszahlen haben. So hat Schweden bislang keinen Lockdown verhängt. Mit dem Resultat, daß es 2020 zu keiner Übersterblichkeit kam: Die relative Sterblichkeit in Schweden lag in den Jahren 2006 bis 2012 höher als 2020.

Ludger Gesigora, Lüdinghausen






Zu: „Mit weniger mehr?“ von Christian Vollradt, JF 8/21

Problematische Suggestivfragen

Die JF stuft die AfD von vornherein als Corona-Verharmloser, nicht koalitionsfähig, rechts(extrem), sprachlich maßlos, skandalös und provokant ein. Mit dieser pauschalisierten Charakteristik gab die JF bei Insa eine Umfrage in Auftrag, ob es denn nicht ratsamer für die AfD wäre, sich zu mäßigen. Bei Suggestivfragen kommen natürlich auch entsprechende Antworten. Ist es denn nicht so, daß die AfD zu Corona die einzig praktikable Lösung anbietet? Ihre Verteter werden von allen Gesprächsrunden ob Illner, Lanz, Maischberger im ZDF, ARD oder „kontrovers“ beim Deutschlandfunk, seit Wochen oder Monaten nicht eingeladen. Es ist auch sinnlos, diese Sender auf ihre einseitige, parteipolitische Darstellung hinzuweisen. Nichts ändert sich. Intendanten und Programmgestalter und deren Publikumsmarionetten lassen sich ihre Inszenierungen der Volksverdummung ja gut honorieren, solange eben noch unser Geld dort ankommt. Problematisch ist auch die angeblich notwendige Abgrenzung gegen Rechts. Die AfD ist nach heutigen Maßstäben eine rechte Partei, die vor einigen Jahrzehnten nach damaligen Maßstäben aber eine gediegene Partei der breiten Mitte gewesen wäre. Die eingeforderte sprachliche Mäßigung ist ebenso fragwürdig, denn Nazibeschimpfungen und gewaltsame Angriffe auf Personen gibt es im Übermaß. Beispielhaft für die Folgenlosigkeit dieser Angriffe ist der Kommentar: „Alle AfDler gehören in die Gaskammer“ einer linken Kommunalpolitikerin (siehe JF 9/21, „Linken-Politikerin beklagt Shitstorm“).

Friedrich Patzelt, Gera






Zu: „O Gott! Schon wieder verfehlt!“ von Matthias Matussek, JF 8/21

Blick in den nächtlichen Himmel

Dank dem Autor für seinen klugen, ironischen, brillanten Verriß von Peter Sloterdijks „Den Himmel zum Sprechen bringen“! „Daß die Schöpfung nicht aus dem Nichts kommt, sondern einen Schöpfer voraussetzt“, diese Ahnung kann ein Blick in den nächtlichen Himmel oder auf eine sich öffnende Blüte vermitteln.

Georg Schirmers, Köln




Schleiermacher statt Sloterdijk

Auf einen solchen kritischen Beitrag wie diesen über die Gottesfrage bei Peter Sloterdijk haben wir schon lange gewartet. Hier wird nach der geistigen Mitte des Philosophen gefragt und festgestellt, daß dieser zwar ständig Pirouetten dreht, aber damit nur darüber hinwegtäuscht, daß es eine eigentliche Mitte bei ihm gar nicht gibt. Das tiefste Denken entsteht aus dem tiefsten Fühlen, denn das isolierte Denken ist nicht schöpferisch. Kurz: Fühlendes Denken, denkendes Fühlen! Die religiöse Anlage, welche nach Friedrich Schleiermacher jeder Mensch besitzt, ist die Grundlage religiöser Erlebnisse. Es kommt einzig darauf an, ob solche Erlebnisse in die Lehren von Religionsgemeinschaften eingedeutet werden oder ob sie deren Dogmatik sprengen. Dieser Konflikt zieht sich durch die gesamte abendländische Kulturgeschichte. Ich sandte Professor Sloterdijk mein Buch „Naturgefühl und Seelenkultur – die Wiedergeburt aus dem Geist des Pantheismus“, um ihn auf das erwähnte Grundproblem aufmerksam zu machen. Aber es hat ihn nicht sonderlich interessiert. Die religiöse Frage ist eine Kernfrage der Gegenwart; aber hier gilt: Religion ist eine gesellschaftsstiftende Privatangelegenheit.

Dr. Christian-Ulrich Baugatz, Neulewin






Zu: „Falsche Schuldzuweisung“ von Ulrich Vosgerau, JF 8/21

Grundlegendes Fehlverständnis

Daß Ulrich Vosgerau eine Rezension der Studie von Josef Schüßlburner „Scheitert die AfD?“ vorgelegt hat, ist zu begrüßen. In einem wesentlichen Punkt gibt es jedoch eine bedauerliche Fehleinschätzung des Rezensenten, die gleich in der Überschrift hervorgehoben wird. Angeblich empfehle Schüßlburner der AfD, „sich nicht juristisch gegen die Verfassungsschutz-Behörden zu wehren“. Das ist unzutreffend! Ausweislich mehrerer seiner Veröffentlichungen in dem von mir als Schriftleiter des Deutschland-Journals (DJ) betreuten Organ der „Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft“ (SWG) hat sich Schüßlburner nachweislich anders geäußert. Differenziert plädiert er nämlich für eine wohlbegründete „Doppelstrategie“, das heißt sowohl juristische Abwehr als auch politische Alternativ-Offensive in Staatsschutz-Fragen, Schwerpunkt letztere! So antwortete er im DJ-Interview (Ausgabe 1/2020) auf meine entsprechende Frage: „Eine kombinierte Vorgehensweise ist bei der Prozeßführung schon deshalb erforderlich, weil sich die Partei auf negative Gerichtsurteile einstellen sollte.“ Gleichzeitig empfahl er, daß die AfD endlich ein „alternatives Staatsschutzkonzept“ erarbeiten sollte, „das bei der Änderung des Parteiverbotskonzeptes anfängt.“. Was spricht dagegen?

Bernd Kallina, Bonn