© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/21 / 12. März 2021

Einfach drauflosbabbeln
Wer die Zeit im Lockdown für sprachliche Erkundungen nutzen will, kann eine der zahlreichen Sprach-Lern-Apps probieren
Maik Stüssel

Das öffentliche Leben befindet sich weiterhin im Tiefschlaf und es gibt wenig Anlaß zu glauben, daß sich dies in absehbarer Zeit ändern und eine Rückkehr zur „alten Normalität“ stattfinden wird. Viele Menschen sehnen sich nicht nur nach der Öffnung der örtlichen Kneipen, Restaurants, Bars und Clubs, sondern auch nach Reisen in fremde Länder und neuen Eindrücken.

Noch ist nicht sicher, wann der an Fernweh leidende Weltenbummler seiner Sehnsucht wieder uneingeschränkt frönen kann. Doch die momentane Zurückgezogenheit bietet die Möglichkeit, sich in ein paar Monaten nicht schon wieder mit seinem eingerosteten „Schul­englisch“ am anderen Ende der Welt durchschlagen zu müssen, sondern mit soliden Fremdsprachenkenntnissen zu glänzen.

Da klassische Sprachschulen von den aktuellen Einschränkungen betroffen sind und generell viele Menschen eine Rückkehr auf die „Schulbank“ nicht als sonderlich ansprechend finden, wächst der Markt für Sprach-Lern-Apps, welche nicht nur eine, sondern gleich mehrere Fremdsprachen im Angebot haben. Die wohl bekannteste und von über einer Million Deutschen genutzte App ist „Babbel“ mit zur Zeit 14 verfügbaren Sprachen. 

Direkt mit Sprechern in Kontakt zu treten

2007 in Berlin gegründet, reicht das Angebot mittlerweile von den wohl beliebtesten Fremdsprachen Englisch, Spanisch und Französisch, bis hin zu Exoten wie Indonesisch. Je nach Ausgangs- beziehungsweise Muttersprache des Nutzers gibt es ein unterschiedlich umfangreiches Kursangebot mit aufeinander aufbauenden Schwierigkeitsstufen. Dieses wird mit Kurzgeschichten und einer bis auf wenige Ausnahmen zuverlässigen Spracherkennungssoftware für das Aussprache-Training ergänzt. Interessenten werden zudem nach ihrem geplanten Zeitpensum, der Alterskohorte und dem Einsatzbereich – Reise, Schule, Job, Familie, Kopftraining – gefragt.

Die App „Busuu“ ist ähnlich aufgebaut und bietet neben den üblichen Fremdsprachen auch Japanisch, Arabisch und Chinesisch an, wobei die Anwendung großen Wert auf die Vernetzung der Nutzer legt und damit eine interessante Kombination zwischen Sprachlern-App und sozialem Netzwerk darstellt. So können Nutzer in direkten Kontakt mit Muttersprachlern treten, um das Erlernte auf die Probe zu stellen oder um sie nach Hilfe zu fragen.

„Duolingo“ bietet neben Koreanisch und Hebräisch auch einige osteuropäische Sprachen wie Ungarisch oder Tschechisch an – Englisch als Ausgangssprache vorausgesetzt, was viele Nutzer bereits vor die erste Hürde stellen könnte. Weitere erwähnenswerte Apps sind „Memrise“ und „Rosetta Stone“, bei denen sich das Angebot bis auf einige Ausnahmen nicht grundlegend von den zuvor genannten unterscheidet.

Die meisten Programme bieten einen Teil ihrer Lernfunktionen kostenlos an oder erlauben es dem Nutzer, einige Lektionen und Inhalte für einen vorgegebenen Zeitraum zu testen, um im Anschluß über eine Weiternutzung entscheiden zu können. So sind sieben Tage Englisch bei Marktführer „Babbel“ gratis, danach kostet das Drei-Monate-Paket 9,99 Euro und das Jahresabo 5,99 Euro pro Monat. 

Für welche der verfügbaren Plattformen man sich am Ende entscheidet, ist neben dem Sprach- und Paketangebot von dem gestalterischen Aufbau abhängig. So macht „Babbel“ beispielsweise einen sehr klaren und strukturierten Eindruck ohne viel Schnickschnack, wohingegen „Duolingo“ mit seinen Animationen und schrillen Tönen eher verspielt erscheint. Hier sollte jeder „Schüler“ selbst entscheiden, was ihn am meisten anspricht. Das Wichtigste bleibt ohnehin, die Motivation nicht zu verlieren und die Smartphones oder Tablets in diesem Falle ausnahmsweise mal möglichst regelmäßig über einen längeren Zeitraum zu nutzen.