© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/21 / 19. März 2021

CD-Kritik: Rudolf Schock
Antihelden
Jens Knorr

Fünf Opern in Rundfunkaufnahmen aus den späten 1940ern und frühen Fünfzigern, in denen Rudolf Schock die Tenorpartien gesungen hat, sind innerhalb der ihm gewidmeten Edition bei Hänssler, neu restauriert, erschienen.

Eine „Così fan tutte“ in deutscher Sprache, ungelenk gesungen und bagatellisierend dargestellt, ist allenfalls als Zeugnis des Opernbetriebs jener Jahre interessant. Aubers Opéra-comique „Frau Diavolo“ gerät zu einem teutonischen Schwank mit Musik, in dem der Hörer die originalen Gesangsnummern kaum wiederzuerkennen vermag. Dieses Gasthaus steht denn wohl eher im Spessart denn zu Terracina zu vermuten. Die Aufnahmen von Tschaikowskis „Eugen Onegin“ und „Pique Dame“ sind trotz Übersetzungsfehler und Strichfassungen auch wegen Sena Jurinac’ Tatjana und Elisabeth Grümmers Lisa von einiger Bedeutung.

Ganz in seinen Rollen geht Schock vor allem als deutscher Offizier Hermann, sodann als Dichter Hoffmann in Offenbachs Opéra-comique auf, der eine mehr dem Spiel und der toten denn der lebenden Frau, der andere mehr dem Trunk denn der Frau verfallen, von der er sich drei Bilder gemacht hat, die alle die eine verfehlen – zwei selbstzerstörerische Antihelden, ohne jeden Anflug von Selbstreflexion zur Schau gestellt. Was ein echter Tenor ist, der übersteht noch jede Tragödie, und sei es die eigene.

Rudolf Schock, Oper auf deutsch Profil Edition GĂĽnter Hänssler 2000  www.haensslerprofil.de