© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/21 / 19. März 2021

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Schwere Enttäuschung für alle, die dachten, sie könnten im Sommer wenigstens wieder Oper-Air-Festivals besuchen: Auch in diesem Jahr fallen wegen der Corona-Pandemie „Rock am Ring“ am Nürburgring, „Rock im Park“ in Nürnberg, das „Hurricane Festival“ auf der Motorrad-Sandrennbahn Eichenring bei Scheeßel (Niedersachsen) und „Southside“ in Neuhausen in Baden-Württemberg aus, ebenso das „Deichbrand“ bei Cuxhaven, „SonneMondSterne“ in Thüringen und das „Greenfield Festival“ in der Schweiz. Nur Metalfans dürfen noch hoffen. Nach jetzigem Stand soll das Wacken Open Air vom 29. bis 31. Juli stattfinden. Unter den angekündigten Bands ist auch Judas Priest, die ihr 50jähriges Jubiläum feiern können.


Apropos: Von den zahllosen besuchten Metal-Konzerten in der Vor-Corona-Ära ist mir vor allem der energetische Auftritt von Judas Priest Anfang Juni 2015 in der Arena Treptow in der Erinnerung haften geblieben. Am Montag dieser Woche nun ist mit „Ich bekenne“ die Autobiographie von Rob Halford auf deutsch erschienen, dem legendären Sänger der aus Birmingham stammenden Band, die für das gesamte Genre Maßstäbe setzte. Halford, der im August dieses Jahres siebzig wird, war der erste berühmte Sänger, der sich in der testosteronhaltigen Metal-Welt zu seiner Homosexualität bekannte. Jahrzehntelang hatte er, auf der Bühne stets in nietenbesetztes Lack und Leder gewandet, seine Neigung geheimgehalten, bis er sich 1998 in einem MTV-Gespräch eher beiläufig outete. Geschadet hat es ihm nicht, warum auch? Zitat aus seinem Buch: „Ich bin der Vorzeige-Homo des Heavy Metal.“


Lesefundstück: „Das Digitalium sammelt vergessend. Es unterhält unzählige Verbindungen auf Kosten von Verbundenheit. Zwar wird nichts bewahrt, dafür aber alles aufbewahrt.“ (Botho Strauß: Die Expedition zu den Wächtern und Sprengmeistern, Rowohlt 2020)


Viel Geist für wenig Geld bekommt geboten, wer sich jetzt die gesammelten Tagebuchaufzeichnen („Acta diurna“) des begnadeten Diaristen und Zeitdiagnostikers Michael Klonovsky zulegt. Unter dem Titel „Abendland unter. Die Chroniken von Narreteia“ hat der Manuscriptum-Verlag eine Gesamtausgabe aller sechs Bände mit über 3.000 Seiten, die Jahre von 2012 bis 2019 umfassend, herausgegeben. Die Sammlung im Schuber ist auf 500 Stück limitiert und vom Autor handsigniert. Das Paket gibt es zum Vorteilspreis von 75 Euro (statt 153 Euro für die Einzelausgaben).