© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/21 / 19. März 2021

Blick in die Medien
Die Kaderschmiede
Tobias DahlbrĂĽgge

Für Linke ist objektive Berichterstattung nicht ihre Idee von Journalismus. Für sie ist jeder Redakteur ein politischer Aktivist. Und wo erhält der seinen Kampfauftrag? Zum Beispiel in der „Linken Medien-Akademie“. Das Berliner Bildungswerk veranstaltet Kurse für linke Medienschaffende. Das Angebot für die am 22. März beginnende nächste Seminarwoche spricht für sich, zum Beispiel „Ciao, Objektivität – Politische Themen persönlich erzählen“ mit der bento-Redakteurin und „queerfemistischen Aktivistin“ Lou Zucker. Oder „Politisches Influencing: Youtube als Spielfeld linker Politik“ und – ganz wichtig! – „Wie wir unabsichtlich diskriminierende Berichterstattung vermeiden können“. Im Seminar „Fördertöpfe“ lernen wir, wie man an Staatskohle kommt und in „Journalismus mit Daten“ wird demonstriert, wie man „trockene Zahlen und bunte Grafiken“ auf links bürstet. Dozent Mathias Hamann, der auch für Spiegel und Die Zeit schreibt, erklärt linkes „Framing“: „Wie Worte Wirklichkeit erzeugen“, heißt sein Angebot.

Ideologisch eingefärbt soll hier bestimmt werden, was künftig Journalismus ist.

Unterstützt wird die linke Medienakademie von der taz, dem mehr toten als lebendigen Neuen Deutschland und der Rosa-Luxemburg-Stiftung der Linkspartei. Da ist es schon ein zynischer Scherz, wenn es in der Selbstbeschreibung heißt: Wir sind „ein unabhängiger, gemeinnütziger Bildungsverein.“ Meinen die das ernst? „Wir wollen kritisches Hinterfragen des Medienmainstreams anstoßen (…) Wir unterstützen unabhängigen Journalismus, der hartnäckige Fragen stellt, an heiklen Themen dranbleibt und diese verantwortungsvoll behandelt.“ Haha, ja klar! Und man glaubt es kaum: In Berlin (wo sonst?) wird die Teilnahme an dieser Intensiv-Rotlichtbestrahlung als „Bildungsurlaub“ anerkannt!

Die ideologisch strammen Teilnehmer, die sich hier tummeln, wollen kĂĽnftig bestimmen, was Journalismus ist. Das kann ja heiter werden. Gut, daĂź es noch Reste eines freien Internets gibt.