© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/21 / 19. März 2021

Israel soll von der Landkarte getilgt werden
Die Publizisten Alex Feuerherdt und Florian Markl über die Boykottpolitik gegen Israel und den dahinter lauernden Antisemitismus
Filip Gaspar

Im Mai 2019 wurde im Bundestag der Antrag „Der BDS-Bewegung entschlossen entgegentreten – Antisemitismus bekämpfen“ beschlossen. Der Antrag besagt, daß „Argumentationsmuster und Methoden der BDS-Bewegung“ antisemitisch seien, zukünftig keine BDS-Projekte mehr finanziell oder in anderen Form gefördert werden sollen. Im Januar 2020 protestierten etwa 150 BDS-Anhänger gegen diese Resolution und wiesen den Vorwurf, antisemitisch zu sein, zurück. 

Das Kürzel BDS steht für „Boycott, Divestment and Sanctions“, zu deutsch: Boykott, Desinvestitionen (Kapitalentzug) und Sanktionen, und ist ein weltweites Netzwerk von etwa 170 Organisationen. Dieses Netzwerk hat es sich zum Ziel gesetzt, durch einen internationalen Boykottaufruf Israel zu einer anderen Politik gegenüber den Palästinensern zu zwingen. Während der Bundestag die BDS-Bewegung als mehrheitlich antisemitisch bezeichnet, sieht sich die „Bewegung“ selbst als Menschenrechtsorganisation für die Palästinenser.

Boykottpolitik gegen Israel seit der Staatsgründung

Sind die Forderungen von BDS nun antisemitisch oder legitime Israelkritik? Dieser und anderen Fragestellungen gehen die beiden linken Publizisten Alex Feuerherdt und Florian Markl in ihrem neuen Buch nach. Dieses gliedert sich in sieben Kapiteln. Bereits im Einleitungskapitel machen die beiden Autoren deutlich, zu welchem Ergebnis sie kommen. BDS gehe es einzig und allein um die Verdammung und Delegitimierung Israels und nicht darum, die Lebensumstände der Palästinenser zu verbessern. Der Staat Israel wird „als ‘kollektiver Jude der Nationen’ auf grotesk verzerrte Art und Weise diffamiert“. 

In den darauffolgenden sechs Kapiteln versuchen sie, diese These zu begründen. Dazu beschäftigen sie sich mit den Ursprüngen und der Entstehungsgeschichte von BDS. Es wird aufgezeigt, daß die Boykottpolitik gegenüber Israel älter als der jüdische Staat selbst ist. Bereits vor seiner Gründung 1948 versuchten arabische Institutionen mit Hilfe von Vorgaben das Leben der dort ansässigen Juden zu erschweren. 

Im Anschluß wirdauf  die Rolle des Iran in der Vorgeschichte von BDS hingewiesen, um danach ausführlich ihren Gründungsaufruf aus dem Jahre 2005 und die dort geäußerten Forderungen zu analysieren. Das Kernstück des Buches ist das fünfte Kapitel „Warum BDS antisemitisch ist“. Um zu belegen, daß es sich bei den Aktivitäten von BDS um Antisemitismus handelt, greifen Feuerherdt und Markl unter anderem auf die EUMC-Definition und den „3D-Test“ zurück. Mit letzterem läßt sich überprüfen, ob es sich bei einer Äußerung um Kritik an der Politik Israels handelt oder diese bereits antisemitisch ist. 

Die drei „Ds“ stehen für Doppelstandards, Delegitimierung oder auch Dämonisierung Israels. Dies trifft zu, wenn BDS-Aktivisten eine Täter-Opfer-Umkehr betreiben, „indem sie Israel als die neuen Nazis und die Palästinenser als die neuen Juden präsentieren“ oder Flüchtlingslager mit dem KZ Auschwitz verglichen werden. Natürlich könne man die Politik der israelischen Regierung kritisieren, wenn aber die BDS-Bewegung zur Lebenssituation der Palästinenser in den Nachbarländern Israels schweigt, so ist der Doppelstandard erfüllt und dies sei laut Definition auch antisemitisch zu werten. Zuletzt berichten sie über BDS-Aktivitäten in Ländern wie Großbritannien, den USA und Deutschland, bevor das Abschlußkapitel eine „Erfolgsbilanz“ seit dem Gründungsaufruf von 2005 versucht zu ziehen. Das Werk von Feuerherdt und Markl ist das erste Buch zur BDS-Boykottbewegung auf dem deutschsprachigen Markt. Es liefert eine umfassende Einführung in die Thematik und offenbart die Ziele hinter den Akteuren von BDS. Nämlich nichts Geringeres als Israel von der Landkarte zu tilgen.

Alex Feuerherdt, Florian Markl: Die Israel-Boykottbewegung. Alter Haß in neuem Gewand. Verlag Hentrich & Hentrich, Berlin 2020, broschiert, 195 Seiten, 19,90 Euro