© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/21 / 19. März 2021

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „War das alles nötig?“, JF 11/21

Angst vor Demokratieverlust

Das ganze Corona-Chaos wird befördert durch das Versagen der tonangebenden Medien. Persönlich habe ich auch weniger Angst vor Corona als vor dem Verlust unserer Demokratie. Auf allen politischen Ebenen wird ohne Unterlaß betont, wie wichtig es doch sei, demokratische Prinzipien einzuhalten. Und was passiert in der Praxis? Die größte, demokratisch gewählte Oppositionspartei wird überall boykottiert, ausgegrenzt, sogar angegriffen, ihr wird der Diskurs verweigert. Als ehemaligem DDR-Bürger, der wachen Sinnes die SED-Diktatur erlebt hat, scheint mir, daß sich allmählich ähnliche Strukturen wieder herausbilden, gestützt auf die üppig finanzierten öffentlich-rechtlichen Medien, die nicht als Vierte Gewalt die Regierung kontrollieren, wie es ihre Aufgabe wäre, sondern sich scheinbar als deren Sprachrohr verstehen.

Dr.med. Hans-Henning Zechlin, Weinböhla






Zu: „Die Abdankung“ von Michael Paulwitz, JF 11/21

Frau Merkel hat Spaß an der JF

Daß hier was nicht stimmt, wird ja immer unbestrittener. Aber wenn man bedenkt, woher Frau Merkel kommt, aus dem Osten und mit einer astreinen kommunistischen Ausbildung, allein schon bei dem Elternhaus und ihrem Freundeskreis, dann ist das ihre zweite Natur. Das war mir von Anfang an klar. Zur rechten Zeit an der richtigen Stelle. Dort nimmt sie die Fährte auf und reagiert. Und manches beflügelt sie auch, daß es schneller kommt, als es in fünf oder zehn Jahren sowieso gekommen wäre. Und wie wichtig ihr die jetzige Entwicklung ist, sieht man daran, daß ihr die vielen Pannen nichts bedeuten. Ich hab sie mal gesehen, wenn sie dann vor Schadenfreude lacht, dann erkennt man sie fast nicht wieder. 

Also, alles was hier in Deutschland passiert, wird so genau eingefädelt, bis zum Europaparlament hin, und da helfen ganz fleißig die Grünen, Die Linke, die SPD, einfach alle helfen ihr dabei, Deutschland kaputtzumachen. Und da können Sie sich die Hände blutig schreiben; ich bin davon überzeugt, daß Frau Merkel Ihre Zeitung sich genau durchliest, da hat sie ihren Spaß dran. Der Satz „Merkel ist der Schlüssel zur Misere“ wird sie wahrscheinlich besonders freuen, daß die Zeitung ihr Potential endlich erkannt hat. Sie weiß aber auch ganz genau, daß andere daran nichts ändern können. Oder fällt ihnen dazu was Gegenteiliges ein?

Jutta Block, Schwelm






Zu: „Das fragwürdige Virus“ von Mathias Pellack/Christian Rudolf & zum Leserbrief „Krankende Öffentlichkeit“ von Ludger Gesigora, JF 11/20

Immer geht es nur um Verteilung

Neben einem digitalen Impfpaß und einer Impfnachweis-App muß es – alternativ zum digitalem Zugang – auch andere, analoge, Wege geben, sonst würden Menschen ohne Smartphone vom Zugang zu belebten Orten wie Hotels ausgeschlossen. Das wäre zu technokratisch. Außerdem sollte es doch nicht um ein Impfzertifikat gehen, sondern um ein Immunitätszertifikat. Denn viele haben ja schon eine natürliche Immunität aufgebaut,von  und warum sollten sie sich zusätzlich impfen lassen, vor allem wenn nicht einmal klar ist, wie lange ein Impfschutz anhält. 

Zur Frage der Wirksamkeit und zum Risikoprofil der neuen Impfstoffe darf man die verkündeten Zahlen nicht einfach glauben. Die angeblich über 90 Prozent Wirksamkeit von Biontech werden durch Peter Doshi, Spezialist für Medikamentensicherheit, der die Studien analysiert hat, in Frage gestellt. Das ist alles sehr verwirrend. Weiterhin ist unklar, ob es langfristige Nebenwirkungen der Stoffe gibt, wie es etwa bei Pandemrix/Schweinegrippe der Fall war. Ich sehe es so: Je mehr genetische Prozesse vom Körper abverlangt werden, desto riskanter ist ein Impfstoff. Daher sollten wir vielleicht warten auf den Impfstoff von Novavax, bei dem das Antigen nicht erst im Körper umständlich erzeugt wird, sondern direkt mit dem Impfstoff geliefert wird. Diese Probleme werden derzeit nicht diskutiert, immer geht es nur um die Impfstoff-Verteilung.

Thomas Motz, Obertraubling






Zu: „Verfassungsschutz-Affäre / Eine große Blamage“ von Dieter Stein, JF 11/21

Verharmlosende Begriffe

Auch wenn Sie hier das Wort „Durchstechen“ in Anführungszeichen setzen, so bleibt es doch verharmlosend im Gedächtnis des Lesers haften. Durchstechen – wie die Nadel den Stoff, ganz harmlos. Aber das ist Begriffsverfälschung! Durchstechen im Sinne Ihres Artikels ist schlicht und einfach Verrat! Unsere Sprache sieht hierfür diese Wortwahl vor. Genauso verhält es sich mit den Anglizismen Lockdown, Shutdown usw. – alles verharmlosende Worte für den Wirtschaftstod der Selbständigen und des Mittelstands und für den Zukunftsklau für unsere Kinder! Nehmen Sie doch drastische Worte für die drastischen Auswirkungen dieser regierungsseits verordneten Katastrophe. Unsere Selbständigen sind Steuerzahler, Ausbilder, Arbeitgeber, da hängt sehr viel Existenz dran! Und unsere Kinder, die ohne soziales Umfeld schon ein Jahr Heimlernen haben, wo sollen sie ihre sozialen Kompetenzen lernen? Streiten, kämpfen, vertragen, diskutieren, alles mit dem Computer?

Christiane Biedermann, Herzogenaurach






Zum Lesereinspruch: „Impfbedenken“ von Norbert Born, JF 11/21

Vakzine als Ausweg

Hier wird bemängelt, daß JF-Autor Josef Kraus eine konsequente Impfkampagne unterstützt. Ich bin heilfroh, daß die JF gebührenden Abstand zur schillernden Szene der „Impfskeptiker“ und ihren überwiegend haltlosen Behauptungen hält. Leider hat sich eine kuriose Quer-Allianz gebildet, die völlig verzerrte Darstellungen und teils echte Märchen verbreiten. Sicherlich gibt es Nebenwirkungen der Corona-Impfungen (wie auch bei Grippe­impfstoffen etc.), etwa vorübergehendes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen oder Taubheitsgefühle, aber diese sind Ausdruck einer erwünschten Immunreaktion des Körpers und klingen nach kurzer Zeit wieder ab. In England sind mehr als 20 Millionen Menschen, in Israel fünf Millionen sowohl mit den mRNA- als auch Vektor-Impfstoffen (von BionTech/Pfizer beziehungsweise Oxford/Astrazeneca) immunisiert worden, und es traten keine gravierenden negativen Folgen auf. Dutzende Gesundheitsbehörden verschiedener Länder haben das untersucht und bestätigen, daß die Vakzine verläßlich und sicher vor schweren Erkrankungen schützen.

Dr. Horst Hamann, Frankfurt am Main






Zu: „‘Es ist ein Skandal’“, im Gespräch mit Jörg Drieselmann, JF 10/21

Parteiliches Mißverständnis

Jörg Drieselmann hat gut dargestellt, worauf ich auch schon lange das Augenmerk gerichtet habe: In der Demokratie, der Volksherrschaft, sollen die Parteien ihr Programm verkünden und die Wähler darüber entscheiden lassen. Andere Parteien oder Teile des Volkes zu bekämpfen ist undemokratisch, ist totalitär.

Wolfgang Richter, Staudernheim




Kahane ausschließen

Herr Drieselmann meint, es sei „das gute Recht Anetta Kahanes“ in der geschichtlichen Debatte „mitzureden“. Nein, das ist es meines Erachtens nicht! Dieser ehemalige weibliche Spitzel gehört von jeglichem politischen Diskurs ausgeschlossen. Wer für eine verbrecherische Organisation wie die Stasi gearbeitet hat, hat solche Rechte verwirkt. Und die Bundesregierung macht sich gemein, indem sie der Stiftung, deren Vorsitzende dieser Stasi-Spitzel ist, auch noch von den Stasi-Opfern und deren Hinterbliebenen erwirtschaftete Millionen an Steuergeldern zukommen läßt. Und auch sonst tat sich die Bundesregierung mit Förderungen für SED-Opfer schwer. So erhielt nicht einmal eine Organisation wie HELP e.V. (Hilfsorganisation für die Opfer politischer Gewalt in Europa), die fast 30 Jahre lang gute Arbeit geleitstet hat und deren Vorstandsmitglieder sämtlich rehabilitierte politisch Verfolgte waren, jemals eine DM oder einen Euro Bundesförderung.

David S. Vischer, Berlin






Zu: „Unter Druck“ von Michael Dienstbier, JF 10/21

Hypothetische Zeitreise

Es läßt sich unschwer vorstellen, wo besagte Studentin aus Regensburg, die Professor Kuhbandner beim Deutschlandfunk denunziert hat – hätte sie 80 Jahre früher gelebt –, etwa Professor Huber von der Weißen Rose „gemeldet“ hätte.

Dietrich Lübbert, Titisee-Neustadt






Zu: „Grenze schützen – was sonst?“ von Albrecht Rothacher, JF 10/20

Vorbildliches Beispiel Australien

Der EU-Grenzschutzagentur wird vorgeworfen, daß sie illegale Migranten zurückweist; aber das ist doch ihre eigentliche Aufgabe. Soll sie etwa uns den Pelz waschen, ohne ihn naß zu machen? Wenn Europa seine Identität und Lebensfähigkeit bewahren will, muß es selbstverständlich „ein unüberwindbares Bollwerk“ sein, wie es zum Beispiel Australien mit Erfolg praktiziert.

Diesem Ziel diente auch der milliardenschwere Deal, den Frau Merkel mit der Türkei abschloß. Die Glaubwürdigkeit Europas wird nicht durch ein verkrampftes Festhalten an einem veralteten Asylrecht dokumentiert, sondern durch seine Fähigkeit, seine eigenen Bürger zu schützen. Dazu gilt es einem moralisch aufgepeppten Universalismus entschieden entgegenzutreten, der in unheiliger Allianz von „Linken“ mit ihrer Ideologie des Egalitarismus und von den globalen Wirtschaftskonzernen mit ihren ökonomischen Interessen propagiert wird.

Dr. med. Bonifaz Ullrich, Blieskastel






Zum Schwerpunktthema: „Laßt unsere Kinder frei!“, JF 9/21

Entscheidend ist das Elternhaus

Ihre Warnung vor den (möglichen) Folgen von Gender sehe ich gelassener als Sie. Denn ich bin in der DDR geboren und aufgewachsen, also im „real existierenden Sozialismus“. Ich habe von Kindesbeinen an den ideologischen Anpassungsdruck zu spüren bekommen, mich im sozialistischen Sinne zu erziehen. Ich sollte eine „entwickelte sozialistische Persönlichkeit“ werden, so hieß das im DDR-Sprachgebrauch. Genützt hat es nichts, obwohl ich nicht aus der DDR rauskonnte und auch „den Westen“ nur aus dem Fernsehen kannte.

Woher also der Mißerfolg? Ideologien beruhen auf Glauben. Sobald Ideologie zur Wissenschaft erklärt wird, scheitert dies regelmäßig daran, daß sich ideologischer Glaube nicht rational begründen läßt. Auch in der DDR gab es Marxismus-Leninismus als Studienfach – mit „wissenschaftlichem Abschluß“. Schade nur, daß die Wahrnehmung des „real existierenden Sozialismus“ im täglichen Leben eine andere war als die von den Studienabgängern (später meist als Parteikader in sinnlosen Positionen wie als Parteisekretär im VEB untergebracht) in markigen Reden propagierte Scheinwelt.

Natürlich wird es immer Menschen geben, die jedem Zeitgeist hinterherlaufen und sich bedingungslos anpassen. Auch in der Elternversammlung meiner Schule stand beim Elternabend der Vater einer Mitschülerin auf und skandierte zusammenhanglos: „Ich diene der Deutschen Demokratischen Republik!“ Die Lehrerin fand das toll. Der Rest der Eltern dachte sich seinen Teil. Lächerlich wird es dann, wenn Ideologien mangels Argumenten mit Parolen „aufgepeppt“ werden. Wenn beispielsweise zum Jahrestag der DDR die örtliche LPG mit dem Slogan „Jeder Bauer deckt eine Sau mehr“ beflaggt wird. Oder man fährt auf der Autobahn und sieht an der Autobahnbrücke das Schild „Wir erklimmen die Höhen des Sozialismus“, ergänzt mit dem amtlichen Hinweisschild „Lichte Höhe: 3,80m“.

Wenn ich heute auf linken Demos bis zur Nasenspitze vermummte Demonstranten sehe mit Schildern in der Hand, auf denen steht „Gesicht zeigen“, sind wir fast wieder so weit. Aber: das Leugnen von Tatsachen schafft diese nicht aus der Welt. Nicht für Sozialismus, nicht für Gender und auch für keine andere Ideologie. Je länger die Ideologie aufrechterhalten werden muß, um so größer wird ihr Rechtfertigungsbedürfnis und letztlich um so abstruser die Argumentationskette.

Mario Joestel, Merseburg






Zu: „Schöne neue Welt mit Stern*“ von Hinrich Rohbohm, JF 9/21

Angriff auf das Vaterunser

In der Tat: Es ist „eine zutiefst totalitäre Ideologie, die nicht nur auf eine Veränderung von Sprache und Bewußtsein abzielt, sondern eine Zersetzung familiärer und letztlich gesamtgesellschaftlicher Strukturen verfolgt“. Was anfänglich den Anspruch auf Gleichberechtigung der Frau propagierte, schafft letztlich die Frau mit all ihren Rechten ab: die Binarität wird eliminiert, die persönliche Identität als Mann oder Frau zertrümmert. Bleiben seelisch behinderte Individuen zurück, allein (und keinesfalls „zuhaus“)? 

Zufällig kam ich dieser Tage mit der „Bibel in der Gendersprache“ in Berührung (BidgS): „Gott-Vater“ muß (!) hier konsequent komplettiert werden mit „Gott-Mutter“; wo immer in der maskulinen Form geredet wird, muß dies weiblich ergänzt werden etc., selbst „man“ wird nicht toleriert. Der persönliche Gottesbezug (ich-du / Subjekt-Objekt / „ein Wesen, das mir gleich sei“, Resonanz in lebenslanger Zugehörigkeit) wird hier abgeschafft. Nach meinem Verständnis betrifft dies den Wesenskern des christlichen Glaubens (so verstehe ich auch die Erklärung für die Sakralität der Ehe). Wie lange wird das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser in der tradierten Form noch gedacht, gesagt werden dürfen?

Esther Burke, Althütte