© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/21 / 19. März 2021

Kabinenklatsch
Die Wortpolizei bei Sky
Ronald Berthold

Wissen Sie, woher die Sushis kommen? Richtig, aus Japan! Aber darf man das noch sagen? Nein, das darf man auch nicht mehr sagen. Der Bezahlsender „Sky“ feuerte deswegen nun seinen langjährigen Reporter Jörg Dahlmann. Der hatte beim Zweitliga-Spiel Hannover 96 – Erzgebirge Aue Japan als „Land der Sushis“ bezeichnet, als er die Herkunft eines Kickers umschreiben wollte.

Über den 62jährigen ergoß sich ein Shitstorm der Dauer-Empörten. „Rassismus!“ dröhnte es aus den sozialen Netzwerken. Natürlich kann es bei einer solchen Beschuldigung keine Rückendeckung vom Arbeitgeber geben. Rassist ist, wen der linke Internet-Mob dazu macht. Man sei „sich seiner Verantwortung als Medienunternehmen bewußt“, hieß es aus dem Sender. Verantwortung vor was? Mit der Pressefreiheit kann diese servile Aussage nichts zu tun haben. Dahlmann habe sich „unsensibel“ verhalten, lautet der „Sky“-Vorwurf. Wie kann man sich in einem „Land der Schneeflöckchen“ (Achtung, kein Rassismus, denn als Bezeichnung für Deutschland gemeint) dagegen wehren? Gar nicht.

Wie könnte man den Sender umschreiben? „Büttel“ und „Rückgratlosigkeit“ würden passen.

Als schreibender Kollege habe ich versucht, mich in Dahlmann hinzuversetzen. Die Suche nach Synonymen ist nämlich so eine Sache. Jeder Journalist kennt sie und verzweifelt nicht selten daran. Während ich diesen Text schreibe, grübele ich auch immer wieder darüber, welches Ersatzwort ich wo benutzen könnte. Zum Beispiel für „Sky“. „Sender“ habe ich nun schon zweimal geschrieben. Dabei juckte es mich in den Fingern, irgend etwas mit „Büttel“ und „Rückgratlosigkeit“ zu schreiben. Aber das laß ich lieber. Könnte ja Ärger geben – nicht mit meinem Chefredakteur, aber vielleicht mit irgendwelchen rückgratlosen Bütteln.

Zurück zum armen Dahlmann: Wenn ich als Autor mit aller Zeit der Welt schon Schwierigkeiten habe, das sensible Synonym für ein super-sensibles Medienunternehmen zu finden, wie ergeht es dann erst einem Fußball-Reporter, der live und schnell das Spielgeschehen schildern und sich nicht nur elegant, sondern auch noch hyper-korrekt ausdrücken muß?