Die Fußball-EM, ein „grünes“ Ereignis? Schon das Eröffnungsspiel in Rom hatte es in sich: Da fuhr der E-SUV ID.4 von VW im Kleinformat den Fußball zum Schiedsrichter in der Spielfeldmitte. Für den deutschen Moderator war das „eine kleine Albernheit“. Aber für Greenpeace war das nicht lustig, sondern Werbung für Verbrennerautos. Und diese fahren nicht ferngesteuert mit Strom aus der Steckdose, sondern noch immer mit Benzin oder Diesel. Da ließ sich Greenpeace etwas einfallen. Beim Spiel Frankreich gegen Deutschland flog zum Spielbeginn ein gelber, motorbetriebener Paragleiter in die Münchner Allianz-Arena ein. Der Schriftzug auf dem Schirm lautete: „Kick out Oil!“ Das war die moralische Erhöhung über 1,3 Milliarden Menschen, die herkömmliche Autos fahren. Dagegen die Stimme zu erheben, dafür sollen dann andere, sehr eigene Regeln gelten. Die Aktion sparte sich nicht nur die Gebühren für die Sendezeit, sie war illegal und vor allem riskant.

Ob E-Mobilität oder Windkraft – die Welt ist zu komplex für einfache Greenpeace-Lösungen.

Der Paragleiter berührte erst ein Kameraseil in der Luft und kam ins Straucheln. Er vollzog ein Wendemanöver, bei dem er die Zuschauerränge streifte, um dann etwas unsanft auf dem Feld zu landen. Zwei Personen sollen verletzt worden sein. Das ist keine Albernheit mehr, da hört der Spaß auf. Die Umweltaktivisten haben damit demonstriert, daß sie nicht erwachsen werden, sie gefährden mit ihrer Hochmoral Leib und Leben anderer. Vor 40 Jahren ging es Greenpeace noch darum, Bürger für den Erhalt der natürlichen Umwelt zu sensibilisieren. Die Sensibilität ist längst da, die Umsetzung aber nicht so einfach. Daher geht es heute viel um Konzepte, um die Abwägung von Nebenwirkungen aller möglichen Lösungsansätze. Ob es nun die E-Mobilität ist oder die Windkraft – die Welt ist zu komplex für einfache Lösungen. Das hat sich nur bis Greenpeace noch nicht herumgesprochen. Greenpeace ist ins Abseits geflogen, die Mitglieder haben den Sprung in das 21. Jahrhundert verfehlt, sie haben die Kurve nicht hinbekommen. Mit Bekenntniseifer gewinnt man nichts, sondern bringt andere sogar in Gefahr.