© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/21 / 08. Oktober 2021

Grüße aus … Kuba
Impfstoff made in Kuba
Alessandra Garcia

Die Zahlen wollen einfach nicht zurückgehen. Noch immer werden auf Kuba täglich zwischen 6.000 und 7.000 Menschen registriert, die sich neu mit dem Coronavirus infiziert haben. Dabei impft die Regierung seit Wochen auf Teufel komm raus. Seit Mitte September sind nun sogar Kinder ab zwei Jahren an der Reihe, das gibt es derzeit in keinem anderen Land. Es gibt auf Kuba zwar keine Impfpflicht, dafür aber einen gesellschaftlichen Zwang – und dem wagt sich so gut wie niemand zu widersetzen. Weil die sozialistische Regierung in Havanna beschlossen hatte, die Hilfsangebote anderer Länder abzulehnen und auf eigene Impfstoffe zu setzen, mußten Hunderttausende Kubaner in den vergangenen Monaten als Versuchskaninchen herhalten. 

Abdala, Soberana 02 und Soberana Plus heißen die wichtigsten Impfstoffe, die den Menschen massenweise verabreicht wurden. Außerdem gibt es noch die Impfstoffkandidaten Soberana 01 und Mambisa, bei letzterem handelt es sich um ein Nasenspray. Zwischendurch sah es so, als müßten doch noch ausländische Impfstoffe aus Rußland und China hinzugezogen werden, weil die kubanische Produktion nicht auszureichen schien. Doch mittlerweile läuft die Impfstoffproduktion an den vier kubanischen Standorten reibungslos rund um die Uhr. Laut Angaben des Gesundheitsministeriums reichen die produzierten Dosen inzwischen aus, um die rund elf Millionen Kubaner zu impfen. 

Der Impfstoffhandel soll Kubas wirtschaftliches Überleben bis zum Jahresende sichern.

Dank Hilfslieferungen aus aller Welt gibt es jetzt auch ausreichend Spritzen. Die Ärzte konzentrieren sich auf die Immunisierung der Kinder und Jugendlichen, damit der Präsenzunterricht endlich wieder stattfinden kann. Erste Chargen Abdala wurden bereits an Vietnam und Venezuela geliefert. Hersteller ist das Zentrum für Gentechnik und Biotechnologie (CIGB) in Havanna. Eine offizielle Notfallzulassung durch die WHO hat er noch nicht erhalten. Vietnam hat Kuba nicht nur fünf Millionen Dosen des Impfstoffs, sondern auch die Produktionstechnologie abgekauft, um Abdala künftig selbst herstellen zu können. 

Für die Regierung in Havanna bedeutet das wichtige Deviseneinnahmen, die dem Staat das wirtschaftliche Überleben bis zum Jahresende ermöglichen sollen. Sie hofft, daß das Geschäft mit den Touristen spätestens zu Silvester wieder boomt. Ab Mitte November sollen die seit Jahresbeginn geltenden scharfen Quarantäneregeln fallen – zumindest für Ausländer, die geimpft sind. Schon jetzt bringen kanadische Ferienflieger Tausende Sonnenhungrige in ausgesuchte Resorts, während für die Einheimischen Strandaufenthalte noch untersagt sind. Außerdem gelten weiterhin strenge Ausgangssperren und natürlich die Pflicht zum Tragen der Maske, oder wie es hier heißt: Nasabuco.