© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 46/21 / 12. November 2021

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Die Sonntage gehören nach einem Ausspruch des Publizisten Michael Klonovsky den Künsten. Die Gelegenheit dazu bietet jetzt der Kultursender Arte mit seiner in der Mediathek abrufbaren Programmreihe „Die Meister der Malerei – Große Kunst entdecken“. Im Angebot finden sich aktuell knapp einstündige Dokumentationen unter anderem über Caspar David Friedrich, Emil Nolde, Georgia O’Keeffe und El Greco. Demnächst freigeschaltet werden weitere Filme über den DDR-Staatskünstler Willi Sitte (ab 14. November) und den spanischen Hofmaler Francisco de Goya (ab 21. November). Wie sagte Pablo Picasso? „Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.“


„Wir erleben zur Zeit eine Tyrannei der Ungeimpften“, echauffierte sich Frank Ulrich Montgomery (69), der Ratsvorsitzende des Weltärztebundes, vergangenen Sonntag in der Talkshow von Anne Will. Auch so kann man seine Inkompetenz unter Beweis stellen.

Florian Illies ist mit seinem neuen Buch „Liebe in Zeiten des Hasses“ ein ganz großer Wurf gelungen.

Florian Illies hat es wieder getan, und erneut ist ihm ein ganz großer Wurf gelungen: „Liebe in Zeiten des Hasses“ heißt sein neues, soeben im S. Fischer Verlag erschienenes Buch mit der laut Untertitel „Chronik eines Gefühls 1929–1939“. Wie schon in den beiden Vorgängerbüchern über das Jahr 1913 verdichtet der geistreiche Autor hier vermeintlich disparate Geschichten zu einer großen Geschichtserzählung. Illies: „Niemand hofft 1929 noch auf die Zukunft. Und niemand will an die Vergangenheit erinnert werden. Darum sind alle so hemmungslos der Gegenwart verfallen.“ Wie weit der studierte Kunsthistoriker und ehemalige FAZ- und Zeit-Feuilletonist seine Betrachtungen spannt, macht allein schon das neun Seiten umfassende Personenregister deutlich. Es weist von Giuseppe Abatino, zeitweilig der Ehemann und Impresario der Tänzerin Josephine Baker, bis zu dem österreichischen Schriftsteller Stefan Zweig über 530 Namen auf. 


Ausstellungstip: Seit dem 5. November zeigt das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam die Schau  „Günter de Bruyn – Märkische Schreibwelten“. An ihrer Vorbereitung hat der Schriftsteller nach Museumsangaben bis zu seinem Tod am 4. Oktober 2020 noch selbst mitgewirkt. Er stellte dafür seine reichhaltigen Recherche- und Arbeitsmaterialien zur Verfügung, darunter zahlreiche Sammlungsordner mit Notizen und Fotos seiner märkischen Erkundungsfahrten sowie seine Korrespondenzen. In sieben Ausstellungsstationen wird anschaulich, wie de Bruyn märkische Dörfer und Städte erlebte, wie er verwilderte Gemäuer, Parks und Friedhöfe erkundete, in Kirchenbüchern nachforschte, welchen lokalen Geschichten er nachspürte und wie diese sich schließlich in seinen poetischen Werken wiederfinden. Die Ausstellung ist mit Terminbuchung bis zum 9. Januar 2022 täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr im Potsdamer Kutschstall, Am Neuen Markt, zu sehen. Sie wandert danach weiter nach Erkner ins Gerhart-Hauptmann-Museum und nach Berlin in die Staatsbibliothek.