© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/24 / 08 März 2024

Völlige Vereinnahmung
Gil Barkei

Die ARD hat etwas geschafft, was Hip-Hopper eigentlich nur ihren Kontrahenten androhen, aber für sich selbst partout vermeiden wollen. Der Sender hat nämlich – um, Pardon, im Jargon des Genres zu sprechen – Deutschraps „Mütter gef...“. Denn dem Doku-Format „Hiphop Made in Germany“ gelingt es, die hiesige Rap-Szene komplett politisch links für sich zu vereinnahmen und entlang der Regierungslinie zu instrumentalisieren – obwohl die das ja eigentlich nie mit sich machen lassen würde; von wegen wild, unangepaßt, „scheiß auf die da oben“, bla bla bla. 

In den vier etwa 45minütigen Folgen, die die Jahrzehnte von den Anfängen in den Achtzigern bis heute beleuchten, kommt wirklich alles vor, was den momentanen „Kampf gegen Rechts“ von oben stützt: Spießer-CDU, „Baseballschlägerjahre“, Rostock-Lichtenhagen, Rassismuserfahrungen, NSU, AfD-Bashing sowie der Amoklauf von Hanau, der natürlich als Rechtsterrorismus umgeframt wird.

Und so tummeln sich einschlägige aktivistische Rapper, Linksradikale und Journalisten vor der Kamera.

Und so werden neben wenigen in der Tat prägenden Urgesteinen wie den Heidelberger Stieber Twins plötzlich Linksradikale, B-Promis sowie einschlägige Journalisten und Sozialwissenschaftler in Szene gesetzt. Der notorisch bis doppelmoralisch erscheinende antikapitalistische Musikunternehmer Marcus Staiger sitzt mit „Antifaschismus“-T-Shirt vor der Kamera. Der selbsternannte marxistische Rapper Disarstar preist die Antifa, vermißt insgesamt „politische Rückschlüsse“ und macht klar, wo die Sendungskernaussage mit Blick auf „rechts“ hingeht: „Wer nicht dagegen ist, ist dafür“. Zeit-Redakteur und „stoerungsmelder.org“-Gründer Christian Bangel erzählt von rechter Straßengewalt nach der Wende, ohne natürlich die parallel grassierende Ausländergewalt zu erwähnen.Die feministische queere Rapperin Sookee und die Rosa-Luxemburg-Stipendiatin Lady Bitch Ray, die für den migrantischen Durchschnitts-Deutschraphörer „haram“ sind, dürfen die Frauenquote aufpimpen. Da lassen die üblichen Verklärungen nicht lange auf sich warten. Der 11. September wird als Startschuß für Islamfeindlichkeit genannt. Und Gewaltaufrufe & Co. junger PoC-Musiker seien die Konsequenz fehlender Anerkennung durch die weiße Mehrheitsgesellschaft. Fehlt nur noch Gregor Gysi, obwohl, nee, der darf auch mitmachen.