© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    19/98  01. Mai 1998

 
 
Zu: "Virtuelle Rechts-Partei", Kommentar von Dieter Stein in JF 18/98

Wahre Patrioten

Wenn es sich bei der DVU um eine patriotische Partei handeln würde, könnten sich jetzt alle Patrioten des Landes beruhigt zurücklehnenund die kommenden Wahlen abwarten. Mit diesem Wahlergebnis könnte man wieder Hoffnung schöpfen, daß sich in Deutschland nun doch endlich etwas ändert! Aber ist wirklich alles patriotisch, was sich selbst als Patriot bezeichnet? Zweifel sind angebracht, wie bei den selbsternannten Demokraten auch. Ein echter Patriot wüßte, wo sein "politischer Gegner"sitzt. Ein
echter Patriot würde nicht über andere politische Gruppierungen erfundene Falschmeldungen oder hämische Berichte und Gerüchte verbreiten. Ein echter Patriot aber hätte auch nicht Herrn Schröder bei der Niedersachsenwahl als Kandidaten empfohlen!

Monika Ewert, Aschaffenburg

 

Zu: "Projekt beendet", Kommentar von Michael Oelmann in JF 18/98

Verharmloster Terrorismus

Wenn die RAF jetzt ihr Scheitern einräumt, so ist dies nur die halbe Wahrheit. In den Talk-Shows des Fernsehens, auf Veranstaltungen der PDS und anderswo können die Ex-Terroristen ungetrübt den klammheimlichen Triumph ihrer menschenverachtenden Ideologie auskosten. Die RAF war der militärische Flügel der 68er Bewegung. Oder anders herum: Die 68er waren der politische Arm der RAF. Es war verpönt, Baader-Meinhof-Bande zu sagen. Statt dessen war von "Isolations-Folter" und politischen Gefangenen die Rede. Die Vorfeld-Organisationen der Terroristen zwangen der Gesellschaft ihre Wortwahl auf. Inhaftierte Genossen erhielten Zellen mit Hotel-Komfort. Ausgestattet mit modernen Kommunikationsmitteln, einen starken Unterstützerkreis im Rücken, durften sie ihre Wühlarbeit aus dem Knast mit anderen Mitteln fortsetzen. Die meisten distanzierten sich formal von der Gewalt, um dann doch die hehren und edlen Ziele der Bewegung zu preisen.

Heute wird ein Theaterstück von Ulrike Meinhof öffentlich aufgeführt. Würden die Meinhof oder die Ensslin noch leben, sie säßen heute für die Grünen oder für die PDS im Bundestag. Inge Viett als Abgeordnete? Christian Klar als Talk-Master? Adelheid Schulz als Bestseller-Autorin? Meldungen dieser Art stehen uns für die nächste Zukunft bevor.

Rodolfo E. Panetta, Horb-Grünmettstetten

 

Zur Debatte um Horst Mahler und die 68er in JF 17/98 und 18/98

Typische Kulturrevolution

Die "Kulturrevolution" der 68er ist der Revolution der Bolschewiki in Rußland und der späteren Revolution der Maoisten in China sehr ähnlich: Zerstörung aller geistigen Werte ("bis zum Fundament", wie in der kommunistischen Hymne gesungen wird), Erziehung eines "neuen Menschen", Aufhetzung der jungen Generation gegen die ältere, Gesinnungsterror, usw. Als Deutscher aus der ehemaligen UdSSR muß ich staunen, wie wenig die "offene moderne Infomationsgesellschaft" an einem Ort der Erde über die Verbrechen des Kommunismus an einem anderen Ort weiß.

Dr. Otto Oesterle, Berlin

 

Schmerz und Freude

Seit Schopenhauer wissen wir, daß in der Tat nur der Schmerz positiv ist. Gemäß dieser Logik haben die 68er erst einmal Mangel in der Folgezeit fühlbar werden lassen müssen, nach der Formel: "Je größer der Schmerz, desto größer die Freude." Die 68er quasi als das applizierte Substrat einer Katharsisampulle mit wundersamen Reinkarnationsingredienzen? Fürwahr, "Wozu Mensch überhaupt" (Nietzsche), dieses zeitgeistkonforme Ebenbild Gottes, geistiges Wesen, unmenschlich in eigener Regie als genmanipulierte Kopie am Band produziert, mit dem "Bewußtsein, daß das Nichtsein der Welt ebenso möglich sei wie ihr Dasein" (Schopenhauer). Jawohl, laßt uns miteinander streiten – für Gott und Elternland und die Metaphysik.

Rüdiger Schäfer, Wuppertal

 

Furchtbare Rechtfertigung

Horst Mahler ist stolz auf die 68er Bewegung wegen ihrer "lebhaft gefühlten Verpflichtungen, sich der Verantwortung zu stellen". Aus dieser Verantwortung heraus ging sie, wie er schreibt, mit der deutschen Tugendhaftigkeit ins Gericht, mit der Tugendhaftigkeit also, nicht mit deren Mißbrauch durch Hitler. Und so wurde aus dem Gericht keine Erhellung der Schuldfrage, sondern ein Zerstörungswerk für "Tradition und Religion", bei dem "unsere sittliche Substanz verflog". Aus dem uns so bescherten "Zustand der absoluten Negativität" herauszukommen, verlangt von uns jetzt einige Anstrengungen des Denkens, meint er, und gerade das müsse man als "positive geschichtliche Leistung anerkennen." Welch furchtbare Rechtfertigung!

Dr.-Ing. Wolf Marguerre, Wachtberg

 

Zu: "Ein Deutscher will an die Macht" von Michael Peter und Alex Stadler in JF 17/98

Glaubwürdigkeit verloren

Ihr Lettland-Artikel kritisiert zu Recht die häufig schlecht informierte Lettland-Berichterstattung vieler Westmedien ohne Korrespondenten in Riga, die der aktuellen russischen Desinformationspropaganda aufsitzen. Sie sucht das Land offenkundig durch das Schüren antirussischer Zwischenfälle international zu diskreditieren und zu destabilisieren. Allerdings spielt für die dringend notwendige politische Konsolidierung und die Fortsetzung der marktwirtschaftlichen und administrativen Reformen Herr Siegerist, den Ihre Korrespondenten zu allem Überfluß ausgerechnet auf dem Weg zum Ministerpräsidenten sehen, eine eher negative Rolle. Das von Ihnen wohlwollend umschriebene, nur knapp gescheiterte Koalitionsprojekt "Block der nationalen Versöhnung" vom November 1995 war in Wahrheit die unheilige Allianz einer neostalinistischen Russenpartei und dreier postkommunistischen Parteien mit Siegerists "Volksbewegung" gegen die demokratische Mitte-Rechts-Regierung. Siegerists Bewegung, die auch Kontakte zum großrussischen Extremistenmillieu pflegt, war in der Krise von 1995 bei den verarmten Bevölkerungsschichten durch Suppenküchen und das Verteilen von Gratisbananen populär gewesen. Mittlerweile ist seine Fraktion zerfallen und die politische Glaubwürdigkeit dahin.

Dr. A. Rothacher, woluwe st. pierre / Belgien

 

Zu: "Eine schwache Leistung, Genossen", Rezension von Werner Olles, JF 18/98

"Propagandadelikte"

Mit der demokratischen Totalitarismustheorie ist es so eine Sache, zumindest in unserem Land. Sie findet nicht nur in der veröffentlichen Meinung keine Anwendung (mehr), sondern auch nicht in der Justiz. "Propagandadelikte" gibt es nur gegen "Rechts", wie auch die Anhänger und Verharmloser des Nationalsozialismus gemeinhin bezeichnet werden, obwohl strittig ist, ob dieser Rechts- oder Linksextremismus war. Gleichwohl, den Holocaust darf man nicht leugnen oder verharmlosen, Gulag, Maos Kulturrevolution oder Pol Pots Killing-Fields ebenso wie den wahrlich nicht ins Rechts-Links-Schema passenden Genozid am armenischen Volk.

Es wäre nun falsch, auch die Gulag-Lüge oder das Anzweifeln sonstiger gegenwärtiger geschichtlicher Erkenntnisse unter Strafe zu stellen. Solches ist eines demokratischen Rechtsstaates unwürdig. Dogmen juristisch abzusichern ist typisch totalitär, und die BRD ist just auf dem Wege dorthin! Der dänische Justizminister sagte, wir bekämpfen die Lüge mit der Wahrheit und nicht mit der Strafe. In der Tat: Wer die Wahrheit auf seiner Seite weiß, braucht nicht zu bestrafen. Solches Handeln ist das eines freien Landes.

Jens Geißler, Berlin

 

Zu: "Preußen!", Kolumne von Heinrich Lummer, JF 16/98

Mörderische Untugenden

Die preußischen Tugenden? Die waren wertvoll und staatstragend, solange die alten Preußen noch an Gott glaubten und ein auf ihn ausgerichtetes Gewissen hatten. Wenn statt dessen die Hitler und Honecker (und morgen wer?) "Gott" sind, dann werden die preußischen Tugenden zu (selbst) mörderischen Untugenden!

A. C. Barckhaus, Eichenau

 

Zu: "In den USA drohen Strafgelder" von André Freudenberg, JF 16/98

Krankheit ist Schicksal

In Ihrem Artikel schreiben Sie, die Raucher verursachen einen jährlichen Verlust von 90 Milliarden DM für die Krankenkassen. Ich setze den Fall, alle wären Nichtraucher und lebten, wie das behauptet wird, 10 Jahre länger. Sterben müßten sie dann doch und wieviel müßten die Kassen für ihre anderen Krankheiten zahlen? Die wären von ihren 90 Milliarden doch abzuziehen. Sind Rentner nicht doch noch eine größere Belastung für die Kassen? Müßten Sie nicht nach dem Erfolg Ihres Rauchergesetzes die Alkoholtrinker, die Sportler, die Verkehrsteilnehmer und die aus chronischem Ärger erkrankten Steuerzahler besonders belasten? Krankheit ist Schicksal und das bleibt unversicherbar, davon jedenfalls ging die Reichsversicherungsordnung aus.

Prof. Dr. med. Helmut Güttich, Gauting

 

Zum Leserbrief von Friedrich Baunack, JF 16/98

Richter haftbar machen

Der Autor wehrt sich geradezu polemisch gegen die Verwendung von "Amerikanismen" in den Musik-Renzensionen von Holger Stürenburg. Sollen Konservative jetzt damit beginnen, "fremdländische" Ausdrücke in d er JF aufzuspüren? Sprachliche "Reinheit" als politisch korrekter Geistessport von rechts? Natürlich soll die deutsche Sprache nicht durch Dauerverwendung englischer Begriffe verdrängt werden. Doch bis dahin ist der Weg noch weit in den Stürenburg-Rezensionen. Daß "Amerikanismen" in Texten über moderne Musik häufiger vorkommmen als bei Aschenputtel, versteht sich am Rande.

Felizitas Küble, Münster

 

Zu: "Sie kamen freiwillig", Leserbrief von Kurt Riedel,JF 8/98

Sie kamen nicht freiwillig

"Sie kamen freiwillig" muß ich klar widersprechen, jedenfalls für das Gebiet der Schweiz. Mindestens bis zum wirtschaftlichen Rezessionseinbruch von 1990 weiß ich aus persönlicher Erfahrung, daß zum Beispiel die großen Bauunternehmen eigentliche Fremdarbeiter-Rekrutierungsagenten in die südeuropäischen Länder entsandten. Dort hatten sie wie auf einem Viehmarkt diejenigen Arbeiter auszusuchen, die ihnen für die zugedachte Arbeit geeignet erschienen. Sie wurden dann mit Löhnen, die gemessen am einheimischen Arbeitsmarkt attraktiv erschienen, gemessen an den hohen Lebenskosten in der Schweiz allerdings weniger, in die Schweiz gelockt.

Dr. med. Jean-Jacques Hegg, Dübendorf/Schweiz

 

Zu: "Cannae fand nicht statt"von Alexander Beermann, JF 10/98

Wichtige Panzerschlacht

Die Schlacht im Kursker Bogen oder das Unternehmen Zitadelle, wie diese deutscherseits auch genannt wurde, war von großer militärischer Bedeutung. Nach der Schlacht von Stalingrad und dem Verlust von Nordafrika hatte die Wehrmacht mehrere hunderttausend Mann, als Gefallene, als Verwundete und in Gefangenschaft geratene verloren. Der Abbruch der Panzerschlacht am Kursker Bogen brachte die Wehrmacht im Osten eindeutig in die Defensive, aus der sie bis zum Ende des Krieges nicht mehr herauskam. Diese drei militärischen Operationen innerhalb von 6 Monaten und zusätzlich der Abbruch der Schlacht im Atlantik veränderten die Kriegslage zu Ungunsten Deutschlands. Eine erfolgreiche Schlacht hätte, wie Sie bereits darstellten, nicht nur die Ostfront stabilisiert, sondern – und dieses ist natürlich Spekulation –, auch Rückwirkungen auf andere Fronten gehabt. Denn die Taktik Hitlers des Haltens um jeden Preis, führte zu Verlusten von Menschen und Material, die bei einer beweglichen Kriegsführung nicht verlorengegangen wären. Auch wäre die Übermacht der Roten Armee nach einem erfolgreichen Ausgang der Schlacht nicht mehr so erdrückend gewesen.

Siegfried Winke, Berlin

 

Zu: "Pausbäckiges Teenie-Barock", Filmkritik von Ellen Kositza in JF 17/ 98

Einfach genial

Leonardo DiCaprio, Gabriel Byrne, Gerard Depardieu, Jeremy Irons, John Malkovich und alle anderen Schauspieler haben einfach super gespielt. Ellen, Sie haben ja keine Ahnung! Haben Sie schon mal die Nase von Porthos (Gérard Depardieu) bewundert? Einfach traumhaft. Und vor allem, lassen sie unseren d’Artagnan (Gabriel Byrne) in Ruhe, der hat was besseres verdient als Sie. Und Leo ist in seiner Doppelrolle einfach genial. Haben sie gewußt, daß der "Mann in der eisernen Maske" in den Kinocharts auf dem 2. Platz steht, gleich neben "Titanic?"

Tamara Kriehn, Veronika Burkhart, Marlene Kriehn, Ort unbekannt
 
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