© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    20/98  08. Mai 1998

 
 
LESERFORUM

Zu: Berichterstattung über die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt, JF 19/98

 

Noch lange kein Flug

Ich glaube nicht, daß der Wahlerfolg der DVU mehr als ein Flügelschlag war. Selbst bei positiver Einstellung gegenüber diesem "Flügelschlag"vermöchte ich in der Selbstdarstellung der Wähler und vor allem der Kandidaten der DVU keine zukunftsträchtigen Zeichen zu erblicken. Natürlich können sie von den zur Zeit tonangebenden Medien kein Wohlwollen erwarten, doch vor den Kameras demontieren sie sich selber. Statt auf – auch provozierende – Journalistenfragen ruhig und mit präzisen Argumenten zu antworten, blocken sie ab. Von Leuten, "die sich entschlossen haben, Politiker zu werden", sollte man jedoch plausible Antworten erwarten können...

Ich persönlich ziehe zwei Lehren aus diesem allgemeinen Wahldesaster. 1. die negative und bedrückende: In einer Zeit, in der Prostitution, Drogenhandel und Aktienkurse bzw. Dividenden boomen, kann man offenbar auch in der Politik mit Geld alles bzw. viel erreichen. 2. die (mit Einschränkung) positive: Die "Grünen" haben in dieser Wahl ihren Denkzettel bekommen – und die "Etablierten" ihr Feuer unter den Hintern. Hoffentlich hilft es. Alles in allem aber nur ein "Flügelschlag" – und noch lange kein Flug. Die nächsten Monate im Parlament werden es wohl an den Tag bringen. Ich glaube, von den durch die "Protestwähler" gekürten Figuren ist weder Hoffnung noch Gefahr zu erwarten.

Clemens Kugelmeier, Gummersbach

 

 

Nischenparteien

Es könnte alles so einfach sein und doch scheint es so schwer. Die Kommentare von Brunner (BFB) und Schlierer (Republikaner) zum Wahlerfolg der DVU lassen erkennen, woran es liegt. Statt sich damit zu befassen, wie es gelungen ist, aus dem Stand 12,9 Prozent der Stimmen für sich zu gewinnen, wird im Grunde Wählerschelte betrieben. Da wird von Brunner der "Geist der Inhumanität" und "eine Sprache der Brutalität" beklagt sowie eine "kultivierte demokratische Auseinandersetzung" vermißt, und für Schlierer ist das Ergebnis in Sachsen- Anhalt von 0,7 Prozent nur eben "eine Niederlage". Sie bemerken nicht, daß ihre Art Politik zu vermitteln, sie auch weiterhin zu "Nischenparteien" machen wird. Sicher, das Programm etwa des BFB ist seriös, fundiert und trifft in seiner Kritik der bestehenden politischen Verhältnisse den Kern der Sache. Aber ein Programm muß in seinen Kernaussagen auch die Wähler erreichen. (…)

Das Problem bleibt, die Gärung im Volk mit ihrer weitreichenden Ablehnung der immer wieder gegen deutsche Interessen gerichteten Regierungs- und Parlamentspolitik in einen von vielen getragenen Prozeß, eine von gemeinsamen Zielen erfüllte Bewegung zu verwandeln, wie sie Mechtersheimer vorschwebt. Der dafür notwendige mitreißende Schwung fehlt Brunner ebenso wie Schlierer. Und natürlich kommt auch nicht voran, wer sich, wie Brunner, von den Republikaner absetzt statt eine gemeinsame Linie zu suchen. Banal, aber zutreffend: Nur gemeinsam sind wir stark.

Rudolf Baumanns, Krefeld

 

 

Rosa Wolken

Weit glaubwürdiger wäre die Aufregung über den Wahlerfolg der DVU in Sachsen-Anhalt, wenn man mit gleicher Empörung auch über die 19 Prozent der linksextremistischen PDS berichtete! Doch bei dieser Gruppierung sucht man das "schmückende Beiwort" extremistisch vergeblich, obwohl diese in gleicher Weise in den Verfassungsschutzberichten genannt wird! Zu beobachten ist, daß einige maßgebliche Kräfte offenbar versuchen, die Linksdiktatur der ehemaligen DDR in Gesamtdeutschland fortzusetzen. Beweis: Die NPD oder egal welche sogenannte "Rechtsgruppierung" meldete eine Demonstration an. Prompt melden sich zahlreiche kommunistische Gruppierungen in voller Übereinstimmung mit SPD, Grünen und Gewerkschaften zum Gegenangriff. Also zählt das Motto:"Recht ist nur, was links genehm ist!"

Die Sorgen und Nöte der Bürger um den Fortbestand ihres Heimatlandes werden – auch in Übereinstimmung mit den Regierungsparteien – einfach als "rechtsextremistisch" abgetan, die Wähler beschimpft (obwohl für die führenden Politiker und andere alles rechtens wäre, hätten, diese Bürger weiterhin die sog. demokratischen Parteien gewählt!). Die Wahlerfolge "rechter Parteien": es ist ihnen natürlich ein Dorn im Auge, wenn andere das Wahlrennen machen, weil sie selbst sich viel zu wenig mit den Sorgen und Nöten der Bürger befassen und glauben, auf "rosa Wolken" daherschwimmen zu können!

Monika Ewert, Aschaffenburg

 

 

Neid auf die DVU

Ausnahmsweise habe ich mir heute Ihre für einen Studenten recht teure junge freiheit gekauft. Dabei ist mir vor allem folgender Abschnitt aufgefallen: "Kaum auszudenken, welche Ergebnisse einer Formation beschert wären (...), bei der es sich um eine real existierende Partei handelt." Sie meinen damit doch nicht etwa die "Republikaner"? Die sind doch angetreten und haben satte 0,7 Prozent eingefahren (etwa den 19. Teil der Stimmen für die DVU). Vom BFB brauchen wir nicht zu sprechen, diese Organisation ist eh zu vernachlässigen. Der Neid im Hinblick auf den DVU-Erfolg ist nicht zu überlesen. (...) Aber die rechten demokratischen Parteien DVU und Republikaner müssen ihre gegenseitigen Barrieren endlich überwinden. Nie war die Chance so groß wie jetzt, daß eine nationale Opposition in den Bundestag einzieht. Diese Chance müssen diese beiden Parteien gemeinsam nutzen.

Harald Reindl, Göppingen

 

 

Links übergewichtig

Schaut man sich unseren Bundesadler an, so hat dieser einen linken und einen rechten Flügel. Gegenwärtig ist der linke etwas übergewichtig und kann natürlich nicht durch das Schwergewicht Helmut Kohl ausgeglichen werden. Somit ist es zwangsläufig, daß sich auch der rechte Flügel etwas mehr herausbilden muß, um den Vogel zum "Sturzflug" zu bringen.

Franz Eckel, LaufAch

 

 

Kein Wunder

Äußerlich ansprechend – nein, das sind sie wirklich beide nicht. Die Töne, die sie von sich geben…? Schön? Nein – auch das sind sie wirklich nicht. Trotzdem haben beide Erfolg in Deutschland. Was sind die Ursachen des Erfolgs für Frey, den Guildo Horn der deutschen Politik?

1. Wir haben in Deutschland mehr Arbeitslose als vor der Machtübernahme Adolf Hitlers. 2. Wenn die Angaben der jungen freiheit (Pankraz) stimmen, haben wir mehr politische Gefangene "als in besten DDR-Zeiten". 3. Wir geben – ohne erkennbaren Grund – die beste Währung auf, die Deutschland jemals hatte. Kohl wörtlich: "Wir müssen es lernen, die D-Mark zu vergessen." In Titanic-Stimmung wurde die D-Mark mit Volkskammermehrheit "runtergemacht" – so beschreibt es Bruno Bandulet. Wir sollen die D-Mark vergessen. Wir sollen Ost-Deutschland vergessen. Wann sollen wir ganz Deutschland vergessen? 4. Wir dürfen nicht mehr von "Mittel-Deutschland" sprechen, sondern nur noch von "Ost-Deutschland". 5. Unsere Regierung macht keine deutsche Politik mehr, sondern europäische. 6. Wieso denkt eigentlich niemand darüber nach, weswegen für die meisten Deutschen nur noch Schwarzarbeit bezahlbar ist und der Staat seine Bürger geradezu in den Steuerbetrug drängt? 7. Der MAD gab vor einigen Tagen stolz bekannt, daß in der Bundeswehr jetzt Schnüffler eingeschleust werden, die "rechtsradikale" Soldaten aufspüren müssen. Bei Stalin hießen solche Leute Polit-Kommissare. 8. In unserem Land kann der christliche Glaube verhöhnt, verspottet und lächerlich gemacht werden. 9. Soldaten können ungestraft als "Mörder" beschimpft werden. 10. Bei uns wird vorgeschrieben, wann wir "Betroffenheit" zu heucheln haben, wann wir Beifall klatschen müssen, wann Empörung angebracht ist…

Für die "richtige politische Ausrichtung" sorgen Schulen, Medien, Gerichte und Universitäten. Von den etablierten Parteien ganz zu schweigen. Nun spürt man plötzlich, daß der Bogen überspannt wurde und öffentliche und veröffentlichte Meinung so weit voneinander entfernt sind wie Millionen Lichtjahre. (...) Ich wundere mich überhaupt nicht darüber, daß ein ganzes Bundesland zu rund einem Drittel ganz links und ganz rechts gewählt hat. Wenn die großen Parteien dadurch endlich zur Vernunft kämen, würde ich mich über das Wahlergebnis von Sachsen-Anhalt aus ganzem Herzen freuen.

Joachim Siegerist, Vorsitzender der deutschen Konservativen e. V., Hamburg

 

 

Mr. Frey for President

Am Wahlabend konnten wir einen schwitzenden und keifenden DVU-Vorsitzenden erleben. Diese Partei ist wirklich schlimmer, als man zu glauben wagt. Und deshalb ist sie so gut geeignet, alle Proteststimmen auf sich zu vereinen. Das Wahlergebnis von Sachsen-Anhalt hat diejenigen Lügen gestraft, die von einem unterentwickelten demokratischen Bewußtsein im Osten sprechen. Das Gegenteil ist richtig. Selbstbewußte Wähler, die eine Wahl dafür nutzten, wofür sie da ist: eine Regierung zu wählen und gleichzeitig deutlich zu machen, was einem nicht paßt. Von dieser Spontaneität und demokratischen Lebendigkeit ist der Westen der Republik weit entfernt. Die Westdeutschen erscheinen im Vergleich als Volk von Schlafmützen.

Wie richtig die Menschen in Sachsen-Anhalt sich entschieden haben, als sie das eine Kreuz bei der DVU (und das andere Kreuz bei PDS und SPD) machten, hat die Reaktion der übrigen Politiker gezeigt: Arroganz des Bundeskanzlers und Aufgeregtheit bei den Landespolitikern in Sachsen-Anhalt. Die Antwort müßte lauten: Beim nächsten Mal noch mehr Stimmen für den Chaos-Club DVU.

Auffallend fand ich die Reaktion der PDS: Außer der unvermeidlichen Antifa-Demo verhielt sich die Partei äußerst still. Vielleicht profitiert auch sie von dem großen Erfolg der DVU. Das wäre dann der Fall, wenn sie aus dem DVU-Sieg den Schluß ziehen würde, möglichst bald die politischen Defizite zu füllen. Es ist absurd, daß sich die PDS von der DVU den Rang als Interessenvertereterin der Menschen in Sachsen-Anhalt streitig machen lassen muß. Wenn schon im Osten die Landschaften nicht richtig blühen, so soll wenigstens der Unterhaltungswert steigen. Herr Frey hat es vorgemacht. In seiner Partei sind nicht nur Tierquäler und Pistolenschützen, sondern auch "Indianer, Schwarze, Gelbe". So äußerte er sich wenige Tage nach der Wahl im Fernsehen. Herrlich. Mr. Frey for President.

Nina Heß, Berlin

 

Ostfalenland

Es soll hier kein Wort über den Inhalt des Beitrages "Flügelschlagen im Osten" gesagt werden. Meine Kritik gilt nur der Überschrift. Es müßte jedem noch nicht durch die Massenmedien verbogenen Deutschen bewußt sein, daß Sachsen-Anhalt niemals im deutschen Osten lag, sondern immer und zu allen Zeiten der Mittelpunkt Deutschlands war.

Es sei noch gesagt, daß Sachsen-Anhalt auch kein "neues" Land ist, wie es so oft herablassend eingestuft wird. Es ist alles deutsches Kernland. Im Jahr 916, als es noch den Namen Ostfalen trug, wurde in Quitelingiburg, das am Nordostrand des Harzes liegt und heute Quedlinburg heißt, unter König Heinrich I. mit dem Beinamen "der Vogler" der Grundstein zum Reich der Deutschen gelegt.

Ernst Finster, Werkleitz

 

Zu: "Entwicklung ohne Wachstum", Interview mit Prof. Binswanger in JF 19/98.

 

Steuer muß Familien nutzen

Die Grundidee, Arbeit billiger und Energie teurer zu machen, ist sicher richtig, sowohl für den Arbeitsmarkt als auch für die Natur. Gegen Binswangers Empfehlung, die dabei eingenommenen Gelder ausschließlich für die Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu verwenden, muß ich widersprechen, denn das wäre unsozial und ungerecht. Bekanntlich herrscht in Deutschland Kinderarmut. In Ballungsgebieten kann man sich oft nur entweder Kinder oder eine für Kinder in der Größe geeignete Wohnung leisten. Zum Heizen, zum Wäschewaschen usw. braucht es Energie, die teurer werden würde; die Wohnnebenkosten stiegen dadurch an. Wer Kinder hat, braucht mehr Energie als der "Single" oder die "Dinkies". Daher ist es unerläßlich, durch eingenommene Energiesteuer das Kindergeld drastisch zu erhöhen und möglichst das Erziehungsgeld zu verlängern. Geschieht das nicht, führt die Ökosteuer unweigerlich zu weiterer Umverteilung zuungunsten von Kindern und Familien. In Deutschland gibt es auch Millionen Selbständige, die keineswegs alle reich sind, aber in den seltensten Fällen 40 Stunden die Woche arbeiten, eher das Doppelte. Auch die verbrauchen Energie und haben dann ebenfalls einen Anspruch darauf, daß ihre Arbeit billiger wird, also ein Teil der Energiesteuer ihre Versicherungsbeiträge senkt, wo immer sie für Alter und Krankheit vorsorgen.

Jens Geißler, Berlin

 

Zu: "Projekt beendet", Kommentar von Michael Oelmann in JF 18/98

 

Zweifel an RAF-Täterschaft

Zu der Feststellung des Verfassers, daß die Herren Herrhausen und Rohwedder Opfer der RAF seien, haben schon die Autoren des Buches "Das RAF-Phantom" Zweifel angemeldet. Sie sagen darin, daß diese Verbrechen von erstklassigen Profis ausgeführt worden seien – was auf die RAF nicht zutraf. An der Beseitigung dieser deutschen Spitzenleute, die Einfluß auf weltpolitisch bedeutende Projekte hatten, waren auch ausländische Gruppen interessiert. In dem Buch wird angedeutet, daß ausländische Auftraggeber diese Morde arrangiert haben könnten.

Kurt Meyer, Essen

 

 

Zufällig verschwunden

Zufälle gibt es im Leben! Kaum daß die wirtschaftlich und politisch Verantwortlichen in Deutschland ihr Placet zur Aufgabe ihrer Währungs- und anderer Hoheiten geben, verschwindet diejenige Organisation, die jahrzehntelang als Disziplinierungselement gar zu eigenmächtiger Eliten funktionierte. Es schläft sich bei CIA, Citibank und Co. sehr viel ruhiger, wenn die künftigen Herrhausen, Beckurts und Ponto erst von "Fellow-Europeans" in Brüssel ausgebremst werden statt antihegemoniale Gegenstrategien einführen zu können.

 

Christoph Marloh, München

 

Zu: "Gefährliche Nischen" von Manuel Ochsenreiter in JF 18/98

 

Obsoleter Idealismus

Der Diagnose Ochsenreiters ist zuzustimmen. Das menschliche Bedürfnis nach emotionaler Bindung und ideellen Werten, das gerade in der Jugend stark ausgeprägt ist, wird heute oft nicht mehr befriedigt, weil der Zeitgeist fast nur auf die individualistische, materielle Existenzsicherung und Gewinnsteigerung ausgerichtet ist. Schon die Bibel wußte aber: "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein." Er bedarf zu seiner innersten Zufriedenheit emotionaler und und geistiger Werte im Kreise Gleichgesinnter, die in ihren Grundüberzeugungen auf dem Boden einer gemeinsamen Kultur stehen. Für sie ist er sogar bereit, persönliche Opfer zu bringen. Für meine Jugend – ich gehöre zum Geburtsjahrgang 1924 – bildeten Begriffe wie Volk und Vaterland, klassische Philosophie und Literatur, Treue und soziale Verpflichtung, aber auch religiöse Werte, das offizielle Band, das alle umschloß. Auch meine Altersgenossen und ich waren einst renitent und rebellierten gegen die "Alten", aber Frust (dieses Wort gab es überhaupt nicht) oder ein Bedürfnis nach abgeschotteten "Nischen" war uns fremd. Heute rächt sich, daß eine spätere Zeit bei dem berechtigten Kampf gegen Übersteigerung und Mißbrauch allzu viele ideele Werte hat obsolet werden lassen. Eine innere Leere hat sich aufgetan. Und die heutige Jugend wäre gewiß nicht auf dem falschen Wege, wenn sie, wie Ochsenreiter richtig sieht, die "in anderer Form wiedererstehenden Werte und Bindungen" anstrebte.

Dr. Karlheinz Simon, Meckenheim

 

Zu: Interview mit Horst Boog in JF 12/98

 

Die Zivilbevölkerung töten

Winston Churchill, Kriegspremier und bezeichnenderweise Preisträger der Stadt Aachen von 1956, stellte bereits im Jahre 1925, also sieben Jahre nach Beendigung des ersten Weltkrieges folgende Überlegung an: "Vielleicht wird es sich im nächsten Krieg darum handeln, Frauen und Kinder oder die Zivilbevölkerung überhaupt zu töten." Zehn Jahre später, also 1935, als in Europa noch niemand an Krieg dachte, stellte Churchill erneute Überlegungen, diesmal konkreterer Art an, welche dahingehend zielten, daß schon in der Stunde Null des nächsten Krieges sofort mit der Bombardierung deutscher Städte, vor allem denen des Ruhrgebietes begonnen werden müsse. Der Feind stand also klar erkennbar fest. So wurde am 10. Mai 1940 die Stadt M. Gladbach, heute Mönchengladbach bombardiert. Der derzeitige britische Premier trat zurück, an seine Stelle trat Churchill. Es folgen Angriffe auf Köln, Kiel, Hamburg, Berlin. Nach vielen Friedensappellen an England sowie der Mahnung, diesen Wahnsinn einzustellen, entschließt sich die Reichsregierung zum Gegenschlag.

Man schreibt November 1940, das Ziel ist Coventry. Coventry ist eines der wichtigsten britischen Rüstungszentren. Churchill schreibt in seinen Memoiren, durch den britischen Geheimdienst von dem Gegenschlag auf Coventry gewußt zu haben, die Warnungen jedoch verschwiegen zu haben. In der Nacht vom 14. auf den 15. November 1940 stürzen etwa 400 Tonnen Sprengbomben, 56 Tonnen Brandbomben und 127 Luftminen über Coventry ab. Meinen Unterlagen zufolge hat es in jener Nacht 380 Tote in Coventry gegeben. Die deutschen Kampfgeschwader hatten den Auftrag, die Rüstungsindustrie zu zerstören, und sie haben diesen Auftrag mit bis dahin für unmöglich gehaltener Treffsicherheit ausgeführt. Die deutschen Zeitungsmeldungen, welche von "Tausenden von Toten" sprachen, waren für Churchill von unschätzbarem Wert, gaben sie doch der Zielsetzung Churchills, deutsche Städte als "Vergeltung" bombardieren zu können, Vorschub. Churchill löst die bisherigen Chefs der Bomberkommandos ab und setzt Arthur Harris, der seine nunmehrige Aufgabe als "Geschäft" sieht, an deren Platz. In der offiziellen britischen Kriegsgeschichte (die wahren Hintergründe sollen bis 2017 in britischen Tresoren schlummern) "The Royal Air Force in the Second World War" heißt es: "In Luftmarschall Harris fand die Regierung den konsequentesten Verfechter der rücksichtslosen Anwendung von Kriegsmethoden, welche die zivilisierte Welt in Schrecken versetzen und ihre Existenz bedrohen mußte. Mit eiserner Energie und unbeugsamem Willen ging er an seine Aufgabe heran". Harris erfand "die Methode des Wellenabwurfs", Sprengbomben – Brandbomben – Phosphor. Die deutsche Luftabwehr kämpfte verzweifelt, war jedoch auf solch einen massiven Terror nicht vorbereitet.

Hermann Wetzel, Mönchengladbach

 

Zu: "Ein Volk von Legasthenikern" von Konrad Kranz in JF 17/98

 

Teilleistungsstörung

Nach 30 Jahren ein Dikat schreiben zu lassen, das dem heutigen Erfahrungs- und Sprachbereich der Schüler nicht mehr entspricht, muß zwangsläufig zu höheren Fehlerquoten führen. Und nun wird daraus ein Schluß gezogen, den ich nicht nachvollziehen kann. Legasthenie ist eine Teilleistungsstörung des Gehirns, die sich wegen ihres Schweregrades, ihres Andauerns (trotz Übens) und ihrer oft schwerwiegenden Begleiterscheinungen im sozialen Bereich von der Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) unterscheidet. Eine LRS ist mit Üben und Wollen heilbar, da es nur eine Schwäche ist. Lesetempo wie auch Rechtschreibleistung sind durch permanentes Training kontinuierlich steigerungsfähig, was bei Legasthenikern kaum möglich ist, da eine Umsetzung von Lauten ins Schriftliche durch die oben erwähnte Leistungsstörung nicht gelingt. Aussage eines 14jährigen: "Ich weiß, wie sich ch im Mund anfühlt, aber ich weiß nicht, wie es aussieht!" Diese Störung jedem zweiten jungen Deutschen nachsagen zu wollen, wäre bei sachgerechter Recherche als unsinnig erkannt worden."

Elisabeth Ramb, Linden

 

Zu: "Zurück in die Zukunft", Kommentar von Martin Otto in JF 17/98

 

Klassenverband stärken

Die souveräne Herablassung, mit der Sie die Vorschläge der baden-württembergischen Kultusministerin Frau Schavan kommentieren, ist in der gegenwärtigen, für die Zukunft des Bildungswesens sehr bedrohlichen Situation wenig hilfreich. Viele kleine Schritte, nicht alleine der große Wurf, führen zu einer Qualitätsverbesserung im Bildungswesen. Der Vorschlag zur Rückkehr zum Klassenverband ist einer davon. Er bietet die Vorteile einer besseren Konzentration des Unterrichts auf Wissensvermittlung. Das Lernen im Klassenverband mit zentraler Prüfung sichert ein vergleichbares Bildungsniveau und trägt zur Einübung sozialen Verhaltens bei, dessen Fehlen sich in der weiteren Ausbildung und in vielen gesellschaftlichen Bereichen schmerzlich bemerkbar macht. Es bestehen weiterhin Wahlmöglichkeiten, so daß jeder Schüler nach Bedarf Schwerpunkte setzen kann.

Prof. Dr. Folkmar Koenigs, Berlin

 

Zu: "Musik-Populismus" von Jürgen Hatzenbichler in JF 18/98

 

Genug gelernt

Jetzt habe ich aber wirklich genug amerikanisierte Artikel über die bevorzugte "Musik"-Richtung Ihrer studentischen Mitarbeiter gelesen. Mal war das ja ganz interessant, aber ich glaube nicht, daß dieses Thema mit seinen absurden Sprachblüten sich als Dauerbepflanzung Ihres ansonsten vorzüglichen Blattes eignet!

Susanne Meilinger, Freiburg

 

Zu: "Herrschaft und Opfer" von Friedrich Romig in JF 16/98

 

Christlicher Trichter

Das Thema ist durchaus spannend und fesselt unmittelbar, wie immer, wenn auch Klischees und unbesehen mitgeschleppte Geglaubtheiten auf den Prüfstand genommen werden. Romig aber verengt sein Thema sehr bald, wird dabei zusehends dogmatisch und stellt so selbst den sehr überzeugenden Ansatz in ein fragwürdiges Licht. Für immer mehr Menschen ist heute die Eucharistie nicht "allumfassendes Sakrament" und "Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott", erst recht nicht "für die Einheit der ganzen Menschheit"! Letzteres erscheint vielmehr zunehmend als ein zweifelhafter, ja widernatürlicher Ansatz sowohl für eine religiöse als auch kulturelle oder politische Zielvorstellung. Die Paradigmen – das Wort kommt aus dem Griechischen und heißt schlicht "Beispiel", man spüre dem Sinn des deutschen Begriffs einmal nach – und Riten stimmen mit unserer Befindlichkeit und unseren Fragestellungen nicht mehr überein. Das macht (facit): Diagnose gut, Therapie wirkungslos; oder: Der Autor bleibt in dem christlichen Trichter, durch den er sein Thema zum Ende zwängt, selbst stecken.

 

Cornelius Wehrhahn, Kirchnüchel

 

Zu: "Pankraz, die Frühdiagnose und der Mensch als Kostenfaktor" in JF 18/98

 

Diagnose nicht präzise

Pankraz fürchtet, bei weiterer Ausbreitung der Frühdiagnose könne es künftig heißen: "Weil du für die Gesellschaft zu teuer bis, wirst du nicht geboren." Ihm ist zuzustimmen, daß gegen eine solche Eugenik nach Kosten-Nutzen-Analyse Grenzen gezogen werden müssen. Was sollen Eltern tun? Zwar ist als einzige die Ultraschalluntersuchung als solche für Mutter und Kind ungefährlich. Risikolos ist sie aber nur, wenn sie von erfahrenen Ärzten mit dem besten Gerät ausgeführt wird, um die Gefahr von Fehldiagnosen mit schwersten Gewissenskonflikten für die Eltern möglichst auszuschließen. Die vorgeburtliche Diagnose ist entgegen Pankraz’ Meinung nicht unwiderlegbar präzise. Vielmehr hört und liest man immer wieder von Fehldiagnosen. Daß sich die Eltern künftig von anspruchsvollen moralischen Gesichtspunkten leiten lassen, wie Pankraz vorschlägt, ist bei der gegenwärtigen Gesetzeslage, die der Mutter die freie "gewissenhafte" Entscheidung ohne Angabe von Gründen überläßt (ein wahrer Hohn!), nicht zu erwarten. Das Gesetz muß dringend geändert werden. Das wird am besten möglich sein, wenn beide Kirchen keine Scheine mehr ausstellen und die Politiker damit zu einer Änderung zwingen.

Siegmund Knippel, Braunschweig


 
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