© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    45/98  30. Oktober 1998

 
 
Musical: "Grease" im Berliner Theater des Westens
Petticoats, Pomade und Rock’n’ Roll
Thorsten Thaler

Die Fünfziger: "Das Schwarzwaldmädel" mit Sonja Ziemann und Rudolf Prack begeistert 16 Millionen Kino-Besucher, ein Jahr später kräht die erst siebenjährige Conny Froboess "Pack die Badehose ein". Peter Kraus mutiert zur deutschen Ausgabe von Elvis und singt "Tutti Frutti", Horst Buchholz ist in dem Film "Die Halbstarken" zu sehen, und die erste TV-Familie "Schölermann" sorgt für Furore. Schmalzlocken, Lederjacken und Hula-Hoop-Reifen kommen in Mode, Caterina Valente, Peter Alexander, Freddy belegen vordere Plätze in den Hitlisten. In den USA wird Marilyn Monroe zum Sex-Symbol, und James -"Denn-sie-wissen-nicht-was-sie-tun"-Dean testet die Höchstgeschwindigkeit seines Porsches – mit tödlichem Ausgang. Der Film "Verdammt in alle Ewigkeit" erhält acht "Oscars", Walt Disneys Mickey Mouse feiert ihren 25. Geburtstag, und Bill Haley klingelt mit "Rock around the Clock" auch in Deutschland eine ganze Generation wach.

In dem letzten Jahr dieser Dekade spielt auch das Musical "Grease", seit der Verfilmung von 1978 mit John Travolta und Olivia Newton-John in den Hauptrollen auch über den Kreis von Theaterbesuchern hinaus bekannt. Zu der Popularität des im Februar 1972 am Broadway uraufgeführten Musicals aus der Feder der beiden Komponisten/Texter Jim Jacobs und Warren Casey trägt vor allem der mitreißende Rock’n’Roll bei – Lieder wie "You’re the one that I want", "Hopelessly devoted to you", "Sandy", "Grease lightnin’" oder "We go together" rufen schon nach den ersten Takten einen hohen Wiedererkennungs-Effekt hervor. Die eingängigen Melodien bilden das Herzstück jeder Aufführung, im Capitol-Theater in Düsseldorf, wo "Grease" seit der Premiere im Januar 1996 Erfolge feiert, ebenso wie jetzt im Berliner Theater des Westens in einer aktuellen Inszenierung.

Auf die Hauptstadt-Bühne gebracht haben das Stück die beiden Musical-Produzenten Michael Brenner und Thomas Krauth in Zusammenarbeit mit dem Intendanten des Theater des Westens, Helmut Baumann.

Das Musical um Girls in Petticoats mit ausgestopften BHs, halbstarke Jungs mit Pomade im Haar, erste Küssen und zarte Liebes-Romanzen weiß neben seiner fetzigen Musik durch temperamentvolle Tanzeinlagen, ein 50er-Jahre-gerechtes Bühnenbild auf zwei Ebenen und die gelungene Choreographie zu gefallen. "Grease" hat zwar keine Handlung, ist aber dennoch recht kurzweilig. Die knapp zweieinhalb Stunden vergehen jedenfalls trotz der engen Bestuhlung im Theater des Westens wie im Flug. Den jungen Darstellern ist durchweg anzumerken, daß sie selbst Spaß auf der Bühne haben, und dieses Gefühl vermitteln sie auch den Zuschauern. Das ebenso junge Publikum begleitete die Aufführung denn auch mit kräftigem Applaus und freute sich über einen Abend jenseits von MTV und VIVA.

"Grease" ist bis zum 31. Dezember tim Theater des Westens, Kantstraße 12, 10623 Berlin, zu sehen. Die Karten kosten zwischen 55 DM und 109 DM.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen