© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    48/98  20. November 1998

 
 
Frisch gepresst

Staatssicherheit. Im April 1993 konstituierte sich in Berlin eine Arbeitsgruppe zur Aufarbeitung der Tätigkeit des Staatssicherheitsdienstes der DDR gegenüber der katholischen Kirche. Ihre Aufgabe bestand in der Ermittlung und Sichtung zugänglicher Akten staatlicher und politischer Organe der ehemaligen DDR. Der beim Benno Verlag erschienene Band "Kirche im Visier. SED, Staatssicherheit und Katholische Kirche in der DDR" (Leipzig 1998, 276 Seiten, 26,80 Mark) von Dieter Grande und Bernd Schäfer ist eine Zusammenfassung von Erkenntnissen auf der Basis dieser Arbeitsgruppe. Der Bericht macht die Reichweite und die Grenzen des staatlichen Einflusses auf die katholische Kirche in der DDR deutlich. Belegt werden die Erörterungen durch einen umfangreichen Dokumentenanhang, der die Arbeitsweise und den Informationsstand der Stasi plastisch werden läßt.

Kanzler Schröder. Die Ära Kohl ist zu Ende. Ein neuer Kanzler soll’s nun richten. Für viele ist Gerhard Schröder ein Hoffnungsträger. Er soll nun den ersehnten Ruck auslösen, den Bundespräsident Roman Herzog 1996 angemahnt hat. Aber was sind seine Ideen, was seine Ziele? In seiner Biographie "Der Neue. Gerhard Schröder" (Knaur, 217 Seiten, 12,90 Mark) beschreibt Peter Köpf, wie sich Schröder unbeirrt an die Spitze gekämpft hat: Durch stürmische Zeiten im Privatleben, von seiner eigenen Partei ins Abseits gestellt, von den Medien wieder aufgebaut – zuletzt triumphierend.

Donoso Cortés. Lebenslang hat sich Carl Schmitt mit dem Werk des Staatsphilosophen Donoso Cortés (1809 - 1853) befaßt. Der spanische Diplomat und Katholik war ein Denker der Krise. Carl Schmitt versuchte dessen Lehren im 20. Jahrhundert salonfähig zu machen. Seine Analyse des Werkes Donoso Cortés’ konzentrierte sich auf Gebiete, die für den deutschen Staatsrechtler maßgebend waren: Die Liberalismus- und Parlamentarismuskritik, eine negative politische Anthropologie, die juristische Aufarbeitung der Diktatur und des Ausnahmezustandes, der Dezisionismus und der Kampf gegen die Einheit der Welt sind Themen, die die beiden Denker untrennbar verbinden. Eine Untersuchung von José Rafael Hernández Arias über die staats- und rechtsphilosophische Bedeutung von Donoso Cortés im Werk Carl Schmitts ist jetzt bei Schöningh erschienen: "Donoso Cortés und Carl Schmitt" (275 Seiten, 44 Mark).


 
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