© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    49/98  27. November 1998

 
 
Zeitschriftenkritik: "Opposition"
Fundamentale Gegnerschaft
Werner Olles

Bislang liegen drei Ausgaben des ersten Jahrgangs der Vierteljahreszeitschrift Opposition – Magazin für Deutschland vor. Chefredakteur Karl Richter, der auch jeweils das Geleitwort zu den Themenheften schreibt, hat die Zeitschrift nach eigenen Worten auf "eine fundamentale und unmißverständliche Opposition" angelegt. Dagegen ist gewiß nichts einzuwenden, und auch die Erkenntnis, daß es wohl noch eine gute Weile dauern dürfte, "ehe sich eine ernstzunehmende politische Alternative am Parteienfirmanent zeigt", zeugt von einem gesunden Realitätsdenken. Daß dann jedoch gleich das erste Heft mit dem Schwerpunktthema "Herausforderung Amerika" aufwartet, ist etwas enttäuschend. In der Tat bringt es nicht allzuviel, zum 153. Mal Gustav Sichelschmidt, Helmut Sündermann und Sven Hedin zu zitieren, und liebgewonnene rechte Ressentiments gibt es ja inzwischen in Hülle und Fülle. Ein differenzierter Umgang mit dem Thema wäre angebracht gewesen. Besser gelungen ist die zweite Ausgabe zum Thema "Fundamentalisten – Feinde oder Verbündete". Noch einmal wird der "Fall Annemarie Schimmel" dokumentiert und aus den Werken von Ayatollah Chomeini zitiert. Gleichwohl wird wohl kaum jeder Leser Richters These folgen können, ausgerechnet im fundamentalistischem Islam einen "potentiellen Verbündeten" zu sehen, mit dem wir "im gleichen Boot sitzen". Es geht hierbei nicht um die Verteufelung der über 15 Millionen Moslems in Europa und schon gar nicht um die Diffamierung ihrer Wertevorstellungen, sondern darum, daß diese Kräfte ihre (bewaffneten) Konflikte aus ihren Heimatländern nach Deutschland tragen und dadurch an der Unterminierung des Staates und der Zerschlagung des christlichen Abendlandes teilhaben.

Die dritte Ausgabe von Opposition widmet sich dem Thema "Bundeswehr: Armee ohne Profil". Hier kann man Richter nur zustimmen, wenn er schreibt, daß "ein gnädiges Schicksal es verhindern möge, daß jemals der Ernstfall über diese Truppe kommt". Wer seinen Wehrdienst noch Anfang der sechziger Jahre geleistet hat, kann bestätigen, daß Drill und Schliff damals noch außerordentlich hart waren und die von Offizieren, die zum Teil noch Weltkriegsteilnehmer waren, geführte Bundeswehr immerhin noch eine gewisse Ähnlichkeit mit einer richtigen Armee hatte. Rühes bzw. Scharpings "Freizeittruppe von der Hardthöhe ist die Karikatur einer Armee", schreibt Richter und konstatiert, daß "Jahre und Jahrzehnte Medienhetze und die Diffamierung jedweder militärischen Tradition sie zu dem gemacht haben, was sie ist". Alfred Mechtersheimer kritisiert die geplanten "Krisenreaktionskräfte" und plädiert im Gegenzug für "beschränkte Kräfte an Luft-, Heeres- und Seestreitkräften", die für defensive Aufgaben optimiert sind. Für Aufklärungs und Grenzsicherungsmaßnahmen "braucht Deutschland nur geringe militärische Kapazitäten". Man wird die nächsten Ausgaben von Opposition mit Interesse erwarten.

"Opposition" erscheint vierteljährlich. VGB Verlagsges. Berg, Postfach 82328 Berg/ Starnberger See. Einzelpreis19,80 DM, Jahresabo 80 DM plus Versandkosten.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen