© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    52 u. 53/98  18. Dezember / 25. Dezember 1998

 
 
Frisch gepresst

Abtreibung. Die Neuregelung des Abtreibungsstrafrechts hat keinen Rechtsfrieden gebracht. Auch nach der Einführung der "Beratungsregelung" durch den Bundestag bleibt die gesellschaftspolitische Diskussion über die Abtreibung aktuell. Die Auseinandersetzung über die "Menschqualität" des Ungeborenen, "Gewissensentscheidung", das Motto "Helfen statt strafen" geht weiter. Dies nahm der Sinus-Verlag zum Anlaß, das bereits 1991 erschienene Buch von Rainer Beckmann, "Abtreibung in der Diskussion. Fünfzig Behauptungen und ihre Widerlegung" (176 Seiten, 18,80 Mark), überarbeitet und erweitert wieder auf den Markt zu bringen. Besonders interessant ist dabei der umfangreiche Dokumentationsteil, der auch eine Chronik der letzten 25 Jahren enthält.

Nationalsozialismus. Zentrale These des Bandes "Gewaltsyndrom. Verformungen und Brüche im deutsch-jüdischen Verhältnis" (Argon Verlag, 198 Seiten, 34 Mark) von Julius H. Schoeps ist, daß verschiedene Symptome wie übersteigerte Heilsgemißheit, Judenfeindschaft und existentielle Ängste im deutschsprachigen Raum Europas sich zu einem explosiven Syndrom verdichteten und sich in diesem Jahrhundert in massenhaften Morden entluden und bei Deutschen, Österreichern und überlebenden Juden zu Verformung und Identitätsverlust im kollektiven Bewußtsein geführt hat.

Zeitgeschichte. In vielen Bereichen der Zeitgeschichte herrschen auch heute noch Tabus, die nach politisch korrekter Auffassung nicht in Frage gestellt werden dürfen. Aber die Forschung läßt sich weder durch Gesetze noch Zensur langfristig aufhalten: Die Öffnung russischer Archive, eine neue Historikergeneration, die in England und den USA, Frankreich und Rußland ohne ideologische Scheuklappen an die Faktenlage herangeht, haben in vielen Bereichen zu einer neuen Sicht geführt. Rudolf Czernin hat in seinem neuen Buch "Das Ende der Tabus" (Leopold Stocker Verlag, 280 Seiten, 39,90 Mark) diese weithin unbekannten Erkenntnisse zu verschiedenen Themengebieten der Zeitgeschichte zusammengetragen und in eine gut lesbare Form gebracht.

Engleutsch. Die kleine Broschüre "Engleutsch? Nein Danke! Wie sag ich’s auf deutsch? Eine Wörterliste" (50 Seiten, 8,50 Mark) des Arbeitskreises für Kultur und Geschichte (Fuhrmannsgasse 18a, A-1080 Wien) ist ein Versuch, der Verarmung der deutschen Sprache zu begegnen und Anglizismen durch deutsche Wörter zu ersetzen. Denn der Gebrauch "engleutscher" Vokabeln ist kein Zeichen von Weltläufigkeit, sondern von Einfallslosigkeit, Bequemlichkeit, Überheblichkeit. Die Broschüre "Engleutsch" ist mit ihrer umfangreichen Wörterliste dabei eine kleine Hilfe für das tägliche Leben.

Demokratie. Während sich die großen Konzerne zu immer größeren multinationalen Zusammenschlüssen fusionieren, machen sich andere kurzerhand davon und suchen sich produktionsgerechte Steueroasen. Zurück bleibt – dank Globalisierung – ein Schuldenberg. Wie dieser Entwicklung begegnet werden könnte, darüber herrscht in Bonn Unklarheit. Das eigentliche Problem sei eine fehlende Demokratiereform, meint Harald Kiefer in seinem Band "Der Ritter mit der eisernen Hand" (309 Seiten, 29 Mark). Als Vorbild für diese notwendige Reform sieht Kiefer die Basisdemokratie der Schweiz.


 
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