© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    01/00 24. Dezember / 31. Dezember 1999


Parteien, Verbände, Personen

American Jewish Committee

Das American Jewish Committee (AJC) muß sich vor dem Landgericht München verantworten. Der Historiker Michael Wolffsohn hatte gegen das AJC Klage erhoben. Es hätte ihm in seinem Jahrbuch 1997 unterstellt, er werde von deutschen Rechtsextremisten positiv als "national orientiert" eingestuft. Diese Äußerung wollte der Professor der Bundeswehrhochschule München-Neubiberg nicht auf sich sitzen lassen. Mit seiner Klage fordert er das AJC zur Unterlassung der Äußerung und Richtigstellung im nächsterreichbaren Jahrbuch auf. Das AJC hätte seine Äußerung auf das Buch "Wer ist wer im Judentum?" aus dem Verlag des Vorsitzenden der Deutschen Volksunion (DVU), Gerhard Frey, gestützt. Wolffsohn jedoch ist der Ansicht, daß er in dem Buch nicht positiv bewertet würde. Vor Einreichung der Klage hatte Wolffsohn sich vergeblich um einen Vergleich bemüht und sogar den damaligen israelischen Botschafter, Avi Primor, und den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Andreas Nachama, eingeschaltet.

 

Arbeitslosenverband Brandenburg

Mehrere CDU-Bundestagsabgeordnete haben gefordert, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Arbeitslosenverbandes Brandenburg, Dietrich Fischer, solle eine Auszeichnung der Vereinten Nationen aberkannt werden. Anlaß ist Fischers frühere Tätigkeit für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR. "Herr Fischer ist offenbar politisch stark belastet", heißt es in einer Erklärung, die der Parlamentarier Michael Stübgen im Namen aller brandenburgischen CDU-Bundestagsabgeordneten veröffentlichte. Fischer war vor drei Monaten von UN-Generalsekretär Kofi Annan für sein Engagement im Brandenburger Arbeitslosenverband mit dem Preis des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen ausgezeichnet worden. Nach neuesten Erkenntnissen hatte Fischer vor 1989 den Lehrstuhl für Politische und Ideologische Diversionstätigkeit und Politische Untergrundtätigkeit an der Stasi-Hochschule in Potsdam-Golm inne. Dort seien Rechtfertigungen für die Menschenrechtsverletzungen der DDR bis hin zur Praxis psychischer Folter in Stasi-Gefängnissen vermittelt worden, erklärte der CDU-Politiker Stübgen. Bereits kurz nach der Auszeichung Fischers hatten mehrere Verbände von SED-Opfern dagegen protestiert.

 

Deutscher Bundesjugendring

Zur neuen Vorsitzenden des Deutschen Bundesjugendringes (DBJR) wählte die Vollversammlung in Altenberg mit großer Mehrheit die Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Gaby Hagemanns. Sie tritt damit die Nachfolge von Mike Corsa von der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend (aej) an, der nach sechs Jahren DBJR-Vorsitz nicht wieder kandidierte. Dem neuen Vorstand gehören außerdem als stellvertretende Vorsitzende an: Anette Brummel vom Bund der Deutschen Landjugend (BDL), Thyra Prieß von der Deutschen Jugendfeuerwehr (DJF), Heike Lattekamp von der Jugend der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG-J), Marten Jennerjahn von der Sozialistischen Jugend Deutschlands/Die Falken (SJD), Roland Schinko von der Gewerkschaftsjugend im DGB (DGBJ) und Jens Oppermann (aej).

 

DJO-Deutsche Jugend in Europa

Carsten Eichenberger wird ab dem 1. Januar 2000 als neuer Bundesgeschäftsführer der "DJO-Deutsche Jugend in Europa" die Nachfolge von Rudi Klarer antreten.

 

EU-Kommission

Für seine Zivilcourage bei der Aufdeckung von Mißständen in der EU-Kommission ist der niederländische EU-Beamte Paul van Buitenen vom Reader’s-Digest-Verlag als "Europäer des Jahres" ausgezeichnet worden. Der Preis, der mit umgerechnet kanpp 20.000 Mark dotiert ist, soll im kommenden Jahr überreicht werden. Buitenens Nachforschungen hatten im März 1999 zur Rücktritt der gesamten EU-Kommission geführt. Er selbst wurde als angeblicher Nestbeschmutzer mit Entlassung bedroht, vorübergehend bei halben Bezügen vom Dienst suspendiert und schließlich in die Gebäudeverwaltung der Europäischen Union versetzt. Buitenen ließ sich jedoch nicht beirren und setzte die rückhaltlose Aufklärung zahlreicher Unregelmäßigkeiten fort. Der standhafte Niederländer habe sich große Verdienste erworben und sei ohne Furcht vor Repressalien seinem Gewissen gefolgt, heißt es in der Würdigung der Chefredakteure von 21 europäischen Ausgaben von Reader’s Digest. Buitenen hat bereits bekanntgegeben, daß er das Preisgeld in voller Höhe einer gemeinnützigen Organisation spenden werde.


 
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