© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    01/00 24. Dezember / 31. Dezember 1999


Meldungen

Philosophie: Sloterdijk attackiert Habermas

ELMAU. In einem hochkarätig besetzten Diskussionsforum auf Schloß Elmau in Oberbayern hat sich der Karlsruher Philosoph Peter Sloterdijk noch einmal zu der Debatte um seinen im Juli 1999 gehaltenen Vortrag "Regeln für den Menschenpark" geäußert. Die heftigen öffentlichen Auseinandersetzungen um seine Rede bezeichnete Sloterdijk als "Wut des Fachlesens" und "hermeneutischen Hunensturm". Dabei sei es ihm nur darum gegangen, die Geburt des Säuglings Mensch vor einem neuen evolutionären Hintergrund zu erörtern, erklärte Sloterdijk während der von dem Berliner Philosophen Rüdfiger Safranski moderierten Diskussion. Auf die Einlassungen von Ernst-Ludwig Winnacker, Präsident der Deutschen Forschungsgesellschaft und international renommierter Genetiker, bei der Menschenzüchtung seien der Manipulierbarkeit durch sozio-kulturelle Einflüsse enge Grenzen gesetzt, ging Sloterdijk nicht ein. Auch den Hinweis Winnackers, der Mensch sei mehr als die Summe seiner Gene, ließ Sloterdijk unkommentiert. Winnacker vertrat die Auffassung, was den Menschen ausmache, sei über die Genome, die genetischen Zellinformationen, weder bedingt noch beeinflußbar. Ohne ihn beim Namen zu nennen, kritisierte Sloterdijk erneut Jürgen Habermas als Vertreter der "Frankfurter Schule". Die "Macht am Rhein" habe verhindert, daß die Gedanken des französischen Philosophe Michel Foucault in Deutschland hätten zur Kenntnis genommen werden können. Dadurch sei die Frankfurter Schule zu einer "Wacht am Rhein" geworden. Mit Foucault, so Sloterdijk, habe sich die Erkenntnis durchgesetzt, daß die Entwicklung des humanistischen Gedankens, der "Sterben läßt und Leben macht", eine Art "kategorischen Imperativ" des Humanismus der Zukunft darstelle.

 

Europaparlament stimmt für Buchpreisbindung

STRASSBURG. Die Abgeordneten des Europaparlaments haben die EU- Kommission in einem Beschluß dazu aufgefordert, nationale und regionale Maßnahmen zur Förderung des Buches anzuerkennen. Dies soll auch für die Buchpreisbindung in Deutschland und Österreich gelten, die "besser als jedes andere System die Produktion und Verteilung literarischer Werke verbessert, ohne den Wettbewerb auszuschalten". Das Europaparlament forderte die Kommission ferner dazu auf, Regeln für den Import sowie für den Export und Reimport in grenzüberschreitenden gemeinsamen Sprachräumen anzuerkennen, um zu verhindern, daß die Buchpreisbindung unterlaufen wird. EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti sagte vor dem Parlament, daß er sich seit seinem Amtsantritt darum bemühe, im Streit um die Buchpreisbindung mit Deutschland und Österreich eine einvernehmliche Lösung zu finden. Er versicherte, daß er die Bedeutung des Buches als Kulturträger nicht in Frage stelle. Montis Generaldirektion für Wettbewerb hat unterdessen in einem Schreiben an den Börsenverein des Deutschen Buchhandels und den Hauptverband des Österreichischen Buchhandels den 7. Januar 2000 als Frist für eine Überarbeitung der bisher vorgelegten Vorschläge zur Neuregelung des Systems der Buchpreisbindung gesetzt. Für eine einvernehmliche Lösung müßten die Bedenken der Kommission in den neuen Vorschlägen Berücksichtigung finden. Eine Lösung könnte zum Beispiel darin bestehen, zwei verschiedene Buchpreisbindungssysteme in beiden Ländern zu etablieren.


 
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