© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    03/99 15. Januar 1999


Frisch gepresst

Feldpostbriefe. Die aus Groß Riedenthal stammenden Landwirtssöhne Franz und Leopold Schober – beide kamen im Zweiten Weltkrieg um – haben einen relativ umfangreichen und geschlossenen Briefwechsel hinterlassen, der trotz Militärzensur und des sichtlich unbeholfenen Stils einen tiefen Einblick in den Kriegsalltag bietet. In den Briefen findet sich nichts von einem Gefühl der Überlegenheit. Briefstellen, in denen die "Schober-Brüder" die Zwangsrekrutierung von Ostarbeitern und ihr Lebensgefühl schildern, lassen jeden Gedanken an Zensur vergessen: "So ein Krieg ist ein Verbrechen, wie es kein zweites auf der Welt gibt", schreibt Leopold am 9. Dezember 1943. Die von Hans Michael Salvesberger herausgegebenen "Briefe von der Front. Feldpostbriefe 1939–1945" (Edition Weinviertel, Gösing am Wagram, 318 Seiten, 35 Mark) sind damit ein authentisches Dokument des letzten Krieges.

 

Koedukation. Die Diskussion über Vor- und Nachteile des getrennten und des gemeinsamen Unterrichts von Jungen und Mädchen ist seit der flächendeckenden Einführung der Koedukation in den Schulen der Bundesrepublik vor mehr als 30 Jahren nicht abgebrochen. Versuche, den koedukativen Unterricht "streckenweise" wieder zu trennen, eine verstärkte spezifische Lehrerfortbildung und Einführung des Begriffs der "reflexiven Koedukation" zeigen, daß die Frage pädagogisch noch nicht im Griff ist. Ingbert von Martial hat deshalb die wichtigsten Argumente pro und contra in seiner Schrift "Koedukation und getrennte Erziehung (Adamas-Verlag Köln, 89 Seiten, 8 Mark) zusammengefaßt und sich dabei auch mit anthropologischen Fragen auseinandergesetzt.

 

Sowjetische Speziallager. Die von Brigitte Oleschinski und Bert Pampel herausgegebene Dokumentation "Feindliche Elemente sind in Gewahrsam zu halten. Die sowjetischen Speziallager Nr. 8 und Nr. 10 in Torgau 1945–1946" (Verlag Gustav Kiepenheuer, 200 Seiten, 25 Mark) ist von ihrer Diktion, von ihrer Sachlickeit her und der Darbietung der wichtigsten Dokumente das Beste, was zum Thema Speziallager in den letzten Jahren erschienen ist. In knapper und einprägsamer Form wird dargestellt, aufgrund welcher Befehle und unter welchen Umständen Deutsche in die NWKD-Gefängnisse und -Lager kamen. Insofern ist das Buch über die Torgauer Lager nicht nur ein Ausschnitt aus der verbrecherischen Geschichte der sowjetischen "Befreiung".


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