© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    04/99 22. Januar 1999


Frisch gepresst

Österreich-Ungarn. Als 1914 Österreich-Ungarn in den Ersten Weltkrieg gezogen wurde, war es seinen zahlreichen Gegnern an Truppenstärke hoffnungslos unterlegen. Einen Ausgleich bildete sein exzellenter militärischer Geheimdienst. Der Geheimdienstler Oberst Redl, der Spionage für das zaristische Rußland betrieb, ist durch Bücher und Filme nach wie vor ein Begriff. Die Affäre um seinen Verrat wird von Albert Pethö anhand wiederaufgefundener Dokumente neu und plausibel interpretiert: "Agenten für den Doppeladler. Österreich-Ungarns Geheimer Dienst im Weltkrieg" (Stocker Verlag, 448 Seiten, 58 Mark) beschreibt die hohe Effizienz, exotische Einsätze, geniale Code-Brecher und das raffinierte System der Funkspionage der Agenten Österreich-Ungarns.

Irrgärten. Eine interaktive Entdeckungsreise in die Labyrinthe der Welt, von ihren mythischen Ursprüngen im Altertum bis hin zu den erstaunlichen Innovationen von heute, ist beim AT Verlag in Aarau/Schweiz erschienen. Die Irrgärten in Adrian Fishers und Howard Loxtons "Geheimnis des Labyrinths" (96 Seiten, 44 Mark) sind als eindrucksvolle Luftbilder, als historische Illustrationen und in detaillierten Plänen wiedergegeben. Mit einer beigefügten transparenten Folie und einem Filzstift können die Benutzer ihren Weg durch 50 der faszinierendsten Irrgärten der Welt gehen.

"Rechtsstaat" DDR. Wenn Juristen, selbst einige Rechtswissenschaftler der ehemaligen DDR, dem DDR-System Rechtsstaatsqualität absprechen, dann stimmen sie bezüglich der Art und Weise überein, wie in der DDR mit Mitteln des Rechts – oder unter dem Schein des Rechts – politische Justiz ausgeübt wurde, um die Herrschaft der SED zunächst durchzusetzen und später zu sichern. Ob und wie Herrschaft kalkulierbar und kontrollierbar ist, ob die Herrschenden sich an die verkündeten gesetzlichen Normen selbst halten, ob die Einhaltung des geschriebenen und verkündeten Rechts einklagbar und Rechtsverletzungen strafbar sind, ob die Grund- und Menschenrechte der Bürger wirklich garantiert sind – das sind die Kernfragen moderner demokratischer Systeme und steht im Mittelpunkt von Falco Werkentins Studie "Recht und Justiz im SED-Staat" (108 Seiten), die bei der Bundeszentrale für politische Bildung (Berliner Freiheit 7, 53111 Bonn) kostenlos erhältlich ist.

Reichsidee. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg, dem Friedensschluß von Versailles und den politischen und wirtschaftlichen Wirren der 20er Jahre wurde für viele konservative und nationalistische Intellektuelle und Gruppierungen der Reichsgedanke zu einem politischen Mythos. Die geschichtliche Legitimation dazu suchte man im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, dem eine Aura des Sakralen anhaftete. Die entscheidende Bedeutung der Reichsidee lag darin, daß sie dem Krisenbewußtsein einen positiven Sinn gab. Durch den Glauben an das Reich wurden nicht nur Erinnerungen an eine glorreiche Vergangenheit wachgerufen, sondern auch der Wille geweckt, sich zu behaupten und Hoffnungen auf eine bessere Zukunft der Nation begründet. Hans-Georg Meier-Stein hat dieser Reichsidee als politischer Konzeption in seinem Buch "Die Reichsidee 1918–1945. Das mittelalterliche Reich als Idee nationaler Erneuerung (Brienna Verlag, 512 Seiten, 68 Mark) nachgespürt.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen