© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    05/99 29. Januar 1999


Zitate

"Was die Mahnmalbauer nun vorhaben, ist freilich noch weitaus absurder. Sie möchten das Dokumentationszentrum durch ein ’Genozid-Watch-Institut‘ ergänzen, das helfen soll, künftige Völkermorde zu verhindern. Eine noble Aufgabe, die eine genauere Erklärung verdienen würde. Wie soll man sich die Arbeit der Genozid-Wächter vorstellen? Werden sie von einem Hochsitz am Mahnmalgelände in die weite Ferne blicken, während unter ihren Füßen kleinere Menschengruppen massakriert werden, ohne daß die Blutbäder gleich als ’Genozid‘ eingestuft würden? Könnte man die Arbeit der Genozid-Wächter mit der der Weight-Watcher verbinden, die immerhin bereits über ein weltweites Netzwerk verfügen? Und was passiert, wenn irgendwo auf der Welt ein Völkermord entdeckt wird? Wird dann eine deutsche Anti-Genozid-Einheit so schnell und so entschlossen eingreifen wie neulich nach dem Massaker von Racak im Kosovo?"

Henryk M. Broder, Publizist und Buchautor, im "Spiegel" vom 25. Januar 1999

 

 

"Kohl hätte die Entscheidung über den Einsatz auf dem Boden Kosovos begeistert in die Welt gekräht. Schröder tut dies verhalten, er ‘schließt nicht aus’. Irgendwie muß sich die SPD ja von den Konservativen unterscheiden, und wenn sie schon dabei ist, die CDU zu übertrumpfen, wird es wenigstens in moderater Art serviert...Es steht nicht mehr die Frage, ob Bodentruppen losmarschieren, sondern wann."

Frank Wehner im "Neuen Deutschland" vom 25. Januar 1999

 

 

"Der Bonner Staatsrechtler Josef Isensee hat den Gesetzentwurf zur Änderung des Staatsangehörigkeitsrechtes als ‘Staatsstreich’ bezeichnet. Wenn der Begriff des ‘Deutschen Volkes’ im Grundgesetz mehr als eine bloße Legitimationsmetapher für den politischen Betrieb sein soll, dann ist eine gravierende Veränderung durch einfaches Gesetz einer beliebigen Bundestagsmehrheit verfassungsrechtlich nicht zulässig."

Hannes Kaschkat, Rechtsanwalt, im "Ostpreußenblatt" vom 23. Januar 1999

 

 

"Seit in der SPD und damit in der Regierung die Machtfragen geklärt sind, sind offene Debatten – ihrer unkalkulierbaren Wirkungen wegen – untersagt. Hier und da ist noch ein Machtwort erforderlich, welches für die Öffentlichkeit freundlich verpackt, intern aber deutlich und auch drohend angebracht wird. Das neue System aber funktioniert, weil nicht bloß die Admiralität und die Offiziere des Regierungsschiffes, sondern auch die Bootsleute den neuen Auftrag akzeptiert haben. Erstaunt nehmen sie bei sich selbst und bei CDU und CSU zur Kenntnis, wie rasch sich der politische Stil einer Partei wandeln kann, wenn sich ihre Rolle im Regierungssystem verändert hat."

Günter Bannas in der "Frankfurter Allgemeinen" vom 25. Januar 1999

 

 

"Thema ist wie eh und je – und als gälte der ’Friede mit Ernst Jünger‘ nicht mehr, den die Kohl-Ära in Deutschland herbeigeführt hat – der politische Jünger, will sagen: Jünger in seinem Verhältnis zum Nationalsozialismus. Ein bißchen erinnert das an die merkwürdige Walser-Bubis-Debatte des vergangenen Jahres. Ist es die Kurzlebigkeit unseres historischen Gedächtnisses, ist es der Zwang zum Bilanzieren im zuendegehenden Jahrhundert, der uns nun im Schnellverfahren die großen Debatten der zweiten Jahrhunderthälfte noch einmal memorieren läßt, oder ist es das Schwinden der Ehrfurcht vor der Lebensleistung eines bedeutenden Autors, daß man nun abermals fragt: Wie groß war Ernst Jüngers Einverständnis mit dem barbarischen deutschen Regime von 1933 bis 1945?"

Tilman Krause in der "Welt" vom 25. Januar 1999

 

 

"Focus: Gibt es für Sie so etwas wie Dienst für den Staat?

Naumann: Oft werde ich gefragt, warum ich einen gutdotierten Job verlassen habe, um eine weniger lukrative Position einzunehmen. In jungen Jahren habe ich keinen Wehrdienst geleistet wegen eines Haltungsschadens. Meinen Wehrdienst leiste ich jetzt."

Michael Naumann, Staatsminister für Kultur, in einem "Focus"-Interview vom 25. Januar 1999


 
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